Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Towerstars bieten weiter wenig Grund für Euphorie
Es bleibt ein Schneckenrennen um die Play-off-Plätze in der DEL2 – Die Fans fallen positiv auf
Die Erleichterung bei den Ravensburg Towerstars war am Sonntagabend groß. Das wurde etwa in den Sozialen Medien deutlich. „Zwei Punkte sind auch geil“, hieß es dort. Zehn Spieltage vor Ende der Hauptrunde in der Deutschen Eishockey-Liga 2 wird der Druck für Ravensburg nicht kleiner. Nach der Niederlage am Freitag zu Hause gegen die Tölzer Löwen und den Ergebnissen der früheren Spiele am Sonntag waren die Towerstars wieder auf Platz zehn abgerutscht. Mit viel Kampf und dem Sieg nach Penaltyschießen in Bad Tölz kletterte Ravensburg immerhin wieder auf Rang acht. Dabei waren die Vorzeichen alles andere als optimal.
Die Grippewelle: Goalie Marco Wölfl war der erste Ravensburger, der sich abmelden musste. Wie es im Profisport – wo alle eng beieinander sind, wo der Schweiß fließt – häufiger vorkommt, blieb Wölfl nicht der Einzige. Das Virus verbreitete sich, der Nächste war Robin Just. Für das Sonntagsspiel in Bad Tölz meldeten sich dann auch noch Michael Fomin, Kilian Keller und Jakub Svoboda (er fehlte zum ersten Mal in dieser Saison) ab. Für Svoboda konnte immerhin Matias Haaranen als vierter Ausländer auflaufen, Fomin und Keller dezimierten den Kader dagegen weiter. Schon am Freitag fehlte einigen Towerstars offenbar die Kraft. „Die Jungs haben gekämpft, aber man hat gesehen, dass sie nicht frisch waren“, sagte Trainer Rich Chernomaz nach der 2:3Heimniederlage am Freitag. „Es waren zu viele mentale Fehler dabei.“Dass sich seine Mannschaft zwei Tage später in Bad Tölz immerhin im Penaltyschießen den Zusatzpunkt
GVon Thorsten Kern
Gsicherte, war für Chernomaz einfach zu erklären: „In den letzten 30 Minuten haben wir im Vergleich zu Freitag sehr gut gespielt.“
Die Schwankungen: Grippewelle hin, Grippewelle her. Das darf keine Ausrede sein. Die Towerstars schaffen es einfach nicht, Konstanz in ihre Leistungen zu bringen. Am Freitag in der CHG-Arena ließen die Ravensburger wieder vieles vermissen. Das 2:3 war so bitter wie unnötig – denn Bad Tölz war alles andere als unschlagbar. Am Sonntag passte spielerisch auch nicht alles, dafür hatte
GGoalie Olafr Schmidt mal wieder einen starken Tag. Nicht nur Max French fragte sich im Schlussdrittel, wie Schmidt seinen Schuss gehalten hatte. Es war eine von mehreren Glanzparaden des Ravensburgers. „Er war hervorragend im Tor“, musste auch Bad Tölz’ Trainer Kevin Gaudet anerkennen. Immer wieder hat Schmidt aber auch schwächere Spiele dabei. Da ist er bei den Towerstars aber nicht der Einzige. Die Leistungsträger haben viel zu große Schwankungen in dieser Saison. „Die Schlüsselspieler von Tölz waren besser als unsere“, hatte Chernomaz
am Freitag kritisiert. Zwei Tage später meinte er: „Heute waren wir besser.“
Die Fans: Im Derby gegen den ESV Kaufbeuren fiel das Fehlen der gesperrten B1-Crew nicht so auf wie am Freitag. Da fehlte doch einiges an Stimmung in der CHG-Arena. Nach ihren unsäglichen Parolen und Provokationen gegen Landshut waren die Ultras von den Towerstars mit einem Stadionverbot belegt worden. Das gilt aber nur für die CHG-Arena. Auswärts darf die B1-Crew auftreten. Das tat die Ultragruppierung am Sonntag – und zeigte sich dabei von ihrer guten Seite. Mit ihren Fahnen und den – positiven – Gesängen trug die B1-Crew zur guten Stimmung in der Bad Tölzer Arena bei. Da darf man schon mal fragen: Warum nicht immer so? Von solch einer Unterstützung hat die eigene Mannschaft dann auch mehr als von Hassgesängen gegen gegnerische Fans.
GDie Perspektive: Die Towerstars kommen in der Tabelle nicht vom Fleck. Mal Sechster, mal Zehnter, derzeit Achter. Natürlich: Der Abstand auf Platz vier und die Löwen Frankfurt ist gering – es sind nur zwei Punkte. Auf Platz zehn und die Bietigheim Steelers hat Ravensburg aber auch nur zwei Punkte Vorsprung. Vom Heimrecht im Play-offViertelfinale bis zum Pre-Play-offPlatz ohne Heimrecht ist zehn Spieltage vor dem Ende der Hauptrunde noch alles drin. Aber so richtig zufrieden kann damit keiner sein – weder die Fans noch die Spieler. Am Freitag geht es nach Frankfurt, dann gegen Crimmitschau (14.), Weißwasser (11.) und Bayreuth (13.). In diesen drei Spielen können die Towerstars endgültig das Schreckgespenst Abstiegsrunde vertreiben.
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