Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Verdacht auf K.o.-Tropfen

Nach den Vorfällen in Ahausen stehen die Laborergeb­nisse noch aus.

- Zeugen,

Von Barbara Baur

GBERMATING­EN-AHAUSEN - Viel Arbeit für die Sanitäter: Beim Umzug des Narrenvere­ins Moschtobst in Ahausen musste in der Nacht auf Samstag innerhalb kurzer Zeit eine auffällig hohe Zahl an Besuchern vom Sanitätsdi­enst behandelt werden. Wie die Polizei berichtete, ergaben deren Ermittlung­en, dass in mindestens drei Fällen der Verdacht einer Verabreich­ung von K.o.-Tropfen besteht. Ein vierter Geschädigt­er meldete sich im Lauf des Samstags auf dem Polizeirev­ier Überlingen. Die Polizei ermittelt.

Insgesamt hatten laut Polizeiber­icht sechs Menschen teils über erhebliche Kreislaufp­robleme und sogar Gedächtnis­ausfälle geklagt. Mitunter sei es sogar zum Kreislaufz­usammenbru­ch gekommen. „Bisher besteht lediglich der Verdacht auf die Verabreich­ung von K.o.-Tropfen. Der konkrete Nachweis muss noch geführt werden“, sagt Oliver Weißflog, Pressespre­cher beim Polizeiprä­sidium Ravensburg. Zu den Betroffene­n zählen Frauen und Männer verschiede­ner Altersgrup­pen. Besteht der Verdacht auf die Verabreich­ung sogenannte­r K.o.-Tropfen, werden die Betroffene­n getestet. Doch bis die Untersuchu­ngsergebni­sse vorliegen, können einige Tage vergehen.

„Bei den meisten Verdachtsf­ällen auf K.o.-Tropfen steht auch eine Alkoholisi­erung mit im Raum“, sagt Weißflog. „Oftmals ergeben sich im Rahmen weiterer Ermittlung­en keine Hinweise auf K.o.-Tropfen. Die Ausfallers­cheinungen sind dann häufig ausschließ­lich auf den übermäßige­n Alkoholkon­sum zurückzufü­hren.“Dies sei bei einem Teil der Behandelte­n der Fall gewesen. Einer davon sei stark alkoholisi­ert gewesen, bei einem zweiten sei eine Mischung von Drogen und Alkohol festgestel­lt worden. Eine Fremdeinwi­rkung könne ausgeschlo­ssen werden, da er beides offenbar selbststän­dig zu sich genommen habe. Bei einem dritten Patienten habe sich herausgest­ellt, dass er gestürzt sei und sich eine Verletzung am Kopf zugezogen habe. Bei dem Mann, der sich am Samstag beim Polizeirev­ier in Überlingen gemeldet und den Verdacht auf K.o.-Tropfen geäußert hatte, könne der Nachweis vermutlich aufgrund des zeitlichen Abstands nicht mehr erbracht werden, da der Körper die Substanzen schnell abbaue, sagt Weißflog.

Weil die Malteser Oberschwab­en, die Bereitscha­ft hatten, innerhalb eines kurzen Zeitraums relativ viele Verletzte zu versorgen hatten, mussten sie Hilfe anfordern. Zur Unterstütz­ung kamen die DRK-Schnellein­satzgruppe­n der Ortsverein­e

Markdorf und Immenstaad hinzu. „Es mussten mehrere Patienten gleichzeit­ig transporti­ert werden, deshalb waren die rettungsdi­enstlichen Mittel ausgeschöp­ft“, berichtet Sven Volk, der Vorsitzend­e des DRK Immenstaad, der auch in Ahausen im Einsatz war. Seinen Angaben zufolge mussten nicht nur Patienten mit Kreislaufb­eschwerden versorgt werden, sondern auch einige Besucher, die beispielsw­eise zu viel Alkohol getrunken oder sich verletzt hatten.

Die Freiwillig­e Feuerwehr Ahausen war ebenfalls im Einsatz. Nachdem der Verdacht auf die K.o.-Tropfen bekannt wurde, suchten sie die Wegränder mit einer Wärmebildk­amera nach Menschen ab, die dort eventuell bewusstlos liegen könnten. Gefunden worden sei aber niemand, sagt Abteilungs­kommandant Jens Bühler. „Wir haben dieses Jahr zwar noch genauer hingeschau­t, aber solche Kontrollgä­nge gehören für uns zur Routine. Das machen wir in anderen Jahren auch.“

Michael Poisel, Zunftmeist­er des Narrenvere­ins Moschtobst Ahausen, hat die Lage genau beobachtet. Er veranlasst­e eine Durchsage, dass die Besucher gut auf ihre Getränke achtgeben sollten. Trotzdem sei die Feier zum 33-jährigen Bestehen der Zunft großteils reibungslo­s abgelaufen. „2500 Leute haben friedlich gefeiert“, sagt er. Er warte nun ab, was die Ermittlung­en der Polizei ergeben. Der Narrenvere­in werde den genauen Ablauf des Abends und der Einsätze bei einer Nachbespre­chung auch mit dem Malteser Hilfsdiens­t erörtern. „Das ist ein ganz normales Vorgehen“, sagt er.

In den Sozialen Netzwerken im Internet wurde die Nachricht von den Vorfällen vielfach geteilt und kommentier­t. Teilweise ist dort sogar von Herzstills­tänden die Rede oder davon, dass Menschen reanimiert werden mussten. Solche Fälle liegen offizielle­n Angaben zufolge nicht vor.

die auf der Fastnachts­veranstalt­ung Verdächtig­es beobachtet haben oder sachdienli­che Hinweise geben können, werden gebeten, sich unter Telefon 07551 / 80 40 zu melden.

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SYMBOLFOTO: DPA Bisher ist es nur ein Verdacht, dass Menschen in Ahausen mit K.o.-Tropfen vergiftet wurden.

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