Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
TT und ÜB fahren wieder über Straßen
Altkreiskennzeichen sind wieder da: Schon mehr als 4600 Reservierungen
Von Mark Hildebrandt
GBODENSEEKREIS - Seit Montag sind die ersten TT- und ÜB-Kennzeichen nicht nur an alten Traktoren oder Oldtimern zu sehen, sondern auch an neueren Fahrzeugen. Jahrelang stemmte sich der Kreistag wie ein Bollwerk gegen die Altkreiskennzeichen, im Oktober letzten Jahres fand sich dann aber eine Mehrheit dafür. Der ganz starke Start blieb aus, aber es gibt eine lange Warteliste von Autofahrern mit reservierten Nummernschildern.
Immerhin 1688 TT-Kennzeichen sind mittlerweile reserviert, bei ÜB sind es mit 2938 sogar noch mehr. Der stärkste Tag war Montag, 13. Januar: Zum Start-Termin der Reservierung Mitte Januar sicherten sich bereits rund 2000 Auto- und Motorradfahrer ihr Wunschkennzeichen (TT: 661/ÜB: 1371). Viele machten das online und innerhalb der ersten Stunden. Jetzt, drei Wochen später, erfolgt die normale Ausgabe wie bei den FN-Nummernschildern. In Tettnang
und Überlingen ist dabei der klare Schwerpunkt der Altkennzeichen gewesen. „Das Gros wurde in den jeweiligen Außsenstellen ausgegeben“, äußert Robert Schwarz vom Landratsamt Bodenseekreis. In der Zulassungsstelle in Friedrichhafen habe dagegen normaler Montagsbetrieb geherrscht.
Den Vormittag über herrscht bei Marc Thurnherr Hochbetrieb. Er prägt neben der Stadtbücherei Tettnang in Laufweite zur Zulassungsstelle Kennzeichen. Der Griff zu den Buchstaben „TT“statt „FN“läuft am Ende des Vormittags schon recht routiniert, auch wenn er fast mit mehr dieser Nummernschilder gerechnet hätte. Einige Kombinationen liegen fertig zum Abholen und Benutzen bereit, sei es „TT-TT 2“oder „TT-OO 7“. Das sicher begehrteste
Schild, „TT-TT 1“, sei auch vergeben, verrät er, auch wenn er nicht sagt, wer es hat. Auch das dürfte also bald im Straßenbild zu sehen sein. Und die Tettnanger Stadtverwaltung, so verkündete Bürgermeister Bruno Walter beim Neujahrsempfang, wird in Zukunft mit „TT-FN“unterwegs sein. Sichtlich erfreut ist Ralf Hofmann. Der ursprünglich aus Tettnang stammende Friedrichshafener hatte 2018 eine Petition für die Altkennzeichen ins Leben gerufen. In dem Jahr entschied der Kreistag noch dagegen, ebenso wie zuvor 2012 und 2014. Im Jahr 2019 gab es eine neue Initiative im Kreistag, die Abstimmung im Oktober fiel dann klar zugunsten von TT und ÜB aus – auch wenn es im Gremium kritische Stimmen gab. Vom „Rückschritt in die Zeit vor der Kreisreform 1973“war da die Rede. Vor 47 Jahren löste das FNKennzeichen die bisherhigen Altkreiskennzeichen ab. Aber es gab auch starke Befürworter wie den Überlinger Oberbürgermeister Jan Zeitler. Er war einer der Initiatoren des Antrags und sagte im Oktober, dass man so auf einfache Art einem Bürgerwunsch nachkommen könne. Das sahen am Ende 37 von 51 abstimmenden Kreistagsmitgliedern ebenso.
Hofmann selbst hat jetzt das Nummernschild „TT-CJ 7“am Motorrad. „Mir geht es persönlich gut“, sagt er. Er habe durchaus fröhliche Gesichter gesehen. Auch hätten ihm Leute erzählt, dass sie teils mit der Zulassung extra noch gewartet hätten. Die Sorge, dass es hier ein Spaltungspotenzial geben könne – was immer wieder als Argument genannt wurde – sieht er so nicht. Hier verweist er auf seine Ehe: Während er auf zwei Rädern und mit TT durch die Welt düst, möchte seine Frau das FN-Schild behalten. „Das ist doch gut, es ist alles gleichberechtigt“, sagt Hofmann. Vor allem sieht er ein gutes Werbepotenzial, gerade mit Blick auf die Landesgartenschau in Überlingen: „Das ist doch ein ganz toller Werbeträger“, ist Hofmann sich sicher. Das stärke die Region.