Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Nichts für Schlafmützen
Was wäre der Mensch ohne Statussymbole, sie sind das Salz in der Suppe, will man denn das Leben als solche bezeichnen. Zu den beliebtesten Prestigeobjekten zählen Autos, allerdings bei veränderter Wahrnehmung. Den höchsten Status versprachen einst teure, kleine und laute Autos. Heute können Sie am ehesten punkten mit einem teuren, großen und leisen Auto. Geht es nach Greta, steigt Ihr Status künftig mit einem Wagen, der im Garten als Blumenkübel dient oder als Würfel aus der Schrottpresse kommt. Beständiger sind da schon immaterielle Statussymbole: Zähne wie Klaviertasten, Lippen wie Schlauchboote, Muskeln wie Hulk. Nun ist sogar zu lesen: „Optimaler Schlaf ist zu einem neuen Statussymbol geworden.“Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht nicht um „optimales Schnarchen“, was viele Männer schon ganz passabel beherrschen.
Künftig heißt es also nicht: mein Haus, mein Boot, mein Auto, sondern: mein Haus, mein Boot, meine Matratze. Guter Schlaf als Statussymbol gelingt aber nur jenen, die jede Nacht angehen wie eine Expedition:
mit Apps, Smartwatches und Fitnessarmbändern, die jede Bewegung im Bett registrieren, die Schlaf- und Traumphasen tracken. Nachteil: Statusbewusste Selbstoptimierer müssen früher aufstehen, um die Datenmengen auszuwerten. Einige stellen sich auch den Wecker, um nachts nachzuschauen, wie gut oder schlecht sie schlafen. Das Schlafdefizit holen sie später im Büro nach. Das Erreichen eines Statussymbols ist gewiss lohnenswert. Kann aber auch ganz schön ermüdend sein. (dg)