Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Im April kommt der 15-Minuten-Takt Zum Beginn der Tourismussaison gibt’s Verbesserungen im ÖPNV.
Zum Beginn der Tourismussaison gibt’s Verbesserungen im ÖPNV – Echt-Bodensee-App geht an den Start
Von Jens Lindenmüller
FRIEDRICHSHAFEN - Mit Hagnau als zehnter Teilnehmergemeinde, einem neuen digitalen Reiseführer und Verbesserungen im ÖPNV starten die Deutsche Bodensee Tourismus GmbH und der Verkehrsverbund bodo im April in die vierte Saison der Echt Bodensee Card. Dass Busse auf der Seelinie zwischen Friedrichshafen und Überlingen künftig im 15-Minuten-Takt pendeln werden, dürfte nicht nur Urlauber freuen.
Im Zuge der Klimadebatte hat der Kreistag des Bodenseekreises Ende des vergangenen Jahres beschlossen, 2020 eine zusätzliche Million Euro in den ÖPNV zu investieren. Der Beginn einer Angebotsoffensive, die der Verkehrsverbund bodo nun sukzessive umsetzen soll. Am deutlichsten zu spüren sein werden Verbesserungen im Fahrplan ab dem 3. April vor allem auf der Seelinie. Statt zwei werden dann zumindest bis Oktober vier Busse pro Stunde zwischen Friedrichshafen und Überlingen pendeln. Im Winter werden es immerhin drei sein. Bei einem dieser Busse handelt es sich um den EchtBodensee-Bus, der nicht komplett am See entlang, sondern ab Unteruhldingen über Salem nach Überlingen fahren wird.
Neu in Betrieb geht im April ein Regiobus, der Ravensburg und Konstanz miteinander verbindet. Dieser wird ebenso im Stundentakt unterwegs sein wie künftig auch der Städteschnellbus zwischen Konstanz und Friedrichshafen (April bis Oktober, Montag bis Freitag). Erweitert wird zudem das Angebot des Erlebnisbusses, der die bekanntesten Ausflugsziele in der Region künftig ganzjährig und nicht mehr nur während der Tourismussaison ansteuert. „Das sind die ersten Schritte, weitere werden folgen“, konstatiert bodo-Prokurist Bernd Hasenfratz auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit DBT-Geschäftsführerin Ute Stegmann.
Ein Schritt, der damit einher geht, ist die Erhöhung des Solidarbeitrags, den die Kommunen, die bei der Echt Bodensee Card mitmachen, pro
Gastübernachtung entrichten müssen. Der Anteil daran, der als Gegenleistung für die kostenlose ÖPNVNutzung mit der EBC auf bodo entfällt, wird im Jahr 2021 von 75 auf 85 Cent steigen. Wobei Hasenfratz das nicht mit der Erweiterung des Angebots begründet, sondern mit den Kostensteigerungen seit Einführung der EBC. Da geht’s vor allem um Personal und Treibstoff. Der Gesamtbeitrag pro Gastübernachtung wird sich auf 1,10 Euro erhöhen – und wird dann bis einschließlich 2024 gelten. Jährliche Anpassungen wollen DBT und bodo vermeiden, weil sonst alle EBC-Kommunen auch jährlich ihre Kurtaxe erhöhen müssten.
Der Kreis dieser EBC-Kommunen wird sich in diesem Jahr zwar nur um eine Gemeinde vergrößern. Mit Hagnau kommt aber immerhin ein touristisches Schwergewicht hinzu, das rund 270 000 Übernachtungen pro Jahr mitbringt – und entsprechende Mehreinnahmen in die EBC-Kasse spülen wird. Um die Gästekarte allein aus den Solidarbeiträgen zu finanzieren, reicht das allerdings noch nicht aus. Die DBT wird weiterhin auf Zuschüsse der Gesellschafter angewiesen sein. Ute Stegmann zeigt sich aber zuversichtlich, dass 2021 weitere Kommunen dabei sein werden. Gespräche laufen mit mehreren potenziellen Neueinsteigern – unter anderem den Städten Lindau und Überlingen.
Behilflich sein beim weiteren Etablieren der EBC könnte die neue
Echt-Bodensee-App, die seit einigen Wochen freigeschaltet ist. Der digitale Reiseführer informiert Urlauber via Smartphone nicht nur über Ausflugsziele und in Echtzeit darüber, wie man am schnellsten dorthin gelangt, sondern eben auch über Vorteile für Inhaber der Gästekarte. Vergünstigungen oder kleine Präsente gibt’s mittlerweile bei 185 Partnern, Hauptvorteil bleibt aber die kostenlose Fahrt mit Bus und Bahn. Belastbare Daten dazu, wie viele EBC-Inhaber den ÖPNV tatsächlich nutzen, hat die DBT zwar nicht, die Rückmeldungen von Gästen und auch Gastgebern wertet Ute Stegmann aber als klares Signal. „Gastgeber erzählen, dass ihre Hotelparkplätze tagsüber voll sind, weil deutlich mehr Gäste Bus fahren“, sagt sie. Und positives Feedback gebe es zum Teil sogar von Gästen, die den ÖPNV gar nicht nutzen, weil sie zum Beispiel mit dem Fahrrad unterwegs sind.
Das tatsächliche Nutzungsverhalten der Gäste nachverfolgen zu können, bleibt zwar ein Ziel der DBT. Eine Rückkehr zur ursprünglichen Chipkarte mit Pfandsystem wird es dafür aber nicht geben. „Wir stehen zu unseren Fehlern, werden sie aber sicher kein zweites Mal machen. Das System muss so einfach wie möglich bleiben“, sagt Stegmann. Und so kommt die EBC auch 2020 wieder als Papierkarte daher – und verzichtet im Sinne der Nachhaltigkeit übrigens auch auf die bisherige Folie.