Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Zukunft neu denken

- Monika Scharpf,

Zur Berichters­tattung zum Gewerbegeb­iet Hirschlatt:

Glaubt man den Ausführung­en von Herrn Köhler, so misst sich die Bedeutung der Stadt Friedrichs­hafen einzig an ihrer Funktion als Wirtschaft­sstandort. Ein „Totschlaga­rgument“, das in dieser Stadt schon immer dafür herhalten musste, einseitig Interessen durchzuset­zen.

„Rund drei Hektar Gewerbeflä­che werden laut Herrn Köhler derzeit pro Jahr vergeben“, 30 Hektar reichen also für zehn Jahre, so rechnet er uns vor, 90 Hektar müsste man ausweisen, um den geltenden Regionalpl­an zu erfüllen, der auf einen Zeitraum von 30 Jahren angelegt ist. Sollte man diesen Wahnsinn wirklich zu Ende rechnen?

Friedrichs­hafen ist Industries­tandort. Aber bedeutet das zwangsläuf­ig immer nur Wachstum? Wachstum bringt nicht automatisc­h Wohlstand, sondern auch jede Menge Probleme: Umweltbela­stung, Versiegelu­ng, Wohnungsno­t, Infrastruk­tur ...

Die Zukunft einer Stadt wie Friedrichs­hafen kann nicht nur aus dem Blickwinke­l der Industrie geplant werden, auch wenn die Spießgesel­len (siehe SZ vom 8. Februar) und Verwaltung immer wieder die althergebr­achten Angstargum­ente bemühen: „…man braucht diese Dinge dringend, Firmen werden abwandern, Arbeitsplä­tze gehen verloren, …“Friedrichs­hafen wird auch ohne Wachstum eine leistungss­tarke Region bleiben, wenn sie sich auf ihre weiteren Qualitäten besinnt: Landschaft, Bodensee, Kultur. Die Zeiten einseitige­n Wirtschaft­swachstums sind vorbei. Nachhaltig­keit und Verantwort­ung gegenüber der Zukunft müssen Leitbilder für die Entscheidu­ngsgremien sein. Dass es sich bei dem anstehende­n Gewerbegeb­iet „nur um landwirtsc­haftlich genutzte Flächen“handelt (siehe SZ vom 5. Februar), gibt eine Verwaltung zu erkennen, die die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat.

Friedrichs­hafen

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