Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Zukunft neu denken
Zur Berichterstattung zum Gewerbegebiet Hirschlatt:
Glaubt man den Ausführungen von Herrn Köhler, so misst sich die Bedeutung der Stadt Friedrichshafen einzig an ihrer Funktion als Wirtschaftsstandort. Ein „Totschlagargument“, das in dieser Stadt schon immer dafür herhalten musste, einseitig Interessen durchzusetzen.
„Rund drei Hektar Gewerbefläche werden laut Herrn Köhler derzeit pro Jahr vergeben“, 30 Hektar reichen also für zehn Jahre, so rechnet er uns vor, 90 Hektar müsste man ausweisen, um den geltenden Regionalplan zu erfüllen, der auf einen Zeitraum von 30 Jahren angelegt ist. Sollte man diesen Wahnsinn wirklich zu Ende rechnen?
Friedrichshafen ist Industriestandort. Aber bedeutet das zwangsläufig immer nur Wachstum? Wachstum bringt nicht automatisch Wohlstand, sondern auch jede Menge Probleme: Umweltbelastung, Versiegelung, Wohnungsnot, Infrastruktur ...
Die Zukunft einer Stadt wie Friedrichshafen kann nicht nur aus dem Blickwinkel der Industrie geplant werden, auch wenn die Spießgesellen (siehe SZ vom 8. Februar) und Verwaltung immer wieder die althergebrachten Angstargumente bemühen: „…man braucht diese Dinge dringend, Firmen werden abwandern, Arbeitsplätze gehen verloren, …“Friedrichshafen wird auch ohne Wachstum eine leistungsstarke Region bleiben, wenn sie sich auf ihre weiteren Qualitäten besinnt: Landschaft, Bodensee, Kultur. Die Zeiten einseitigen Wirtschaftswachstums sind vorbei. Nachhaltigkeit und Verantwortung gegenüber der Zukunft müssen Leitbilder für die Entscheidungsgremien sein. Dass es sich bei dem anstehenden Gewerbegebiet „nur um landwirtschaftlich genutzte Flächen“handelt (siehe SZ vom 5. Februar), gibt eine Verwaltung zu erkennen, die die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat.
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