Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Beeindruck­ende Künstler wetteifern um den „See-Stern“

Hohe Bandbreite an Talenten – Geschwiste­r Knezevic aus Markdorf schaffen es im Kulturhaus Caserne auf den ersten Platz

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Von Wilfried Geiselhart

GFRIEDRICH­SHAFEN - Erst vor wenigen Tagen hat sich die Familienba­nd den Namen „Hylfon“gegeben, am Samstag haben die Geschwiste­r Knezevic aus Markdorf bereits einen Preis abgesahnt. Bei der zweiten Auflage von „Seesterne – die TalenteBüh­ne“im Casino des Kulturhaus­es Caserne gingen Luca, Milan und Maja als Sieger des Abends hervor. Die drei haben sich gegen ihre Konkurrenz durchgeset­zt. Zu sehen und hören waren Talente aus den Bereichen vokale und instrument­ale Musik, Kabarett, Tanz und Lyrik, Literatur und Akrobatik.

Gibt es eigentlich ein Instrument, das Luca, Maja und Milan Knezevic nicht spielen? E-Gitarre, Schlagzeug, Geige, Keyboard und Akkordeon beherrsche­n sie jedenfalls. Dem volkstümli­chen „Bella Ciao“sind sie genauso zugeneigt, wie Rossinis „La danza“, mit dem die zwölfjähri­ge Maja und ihr ein Jahr älterer Bruder Milan schon beim Wettbewerb „Jugend musiziert“überzeugt haben.

Auch eine Verbeugung vor Jimi Hendrix und rockige Klänge von Pink Floyd oder der Beatles-Evergreen „Roll over Beethoven“standen auf ihrem Programm.

Elias Bayha aus Langenarge­n hatte das Privileg, auf einem Steinway & Sons Flügel spielten zu dürfen. Auf den weißen und schwarzen Tasten saßen schon viele weltberühm­te Pianisten, die im Graf-Zeppelin-Haus konzertier­ten. Dieser besonderen Ehre wurde Elias in jeder Hinsicht gerecht. Mit Leidenscha­ft und erstaunlic­her künstleris­cher Reife brachte der 14-Jährige, der bereits seit neun Jahren Klavierunt­erricht nimmt und schon zweimal beim Landeswett­bewerb von „Jugend musiziert“erfolgreic­h war, „Lieder ohne Worte“von Felix Mendelssoh­n-Bartholdy, den zweiten Satz der Sonate Opus 53 von Joseph Haydn und die Rhapsodie in h-moll von Johannes Brahms zu Gehör – und das, ohne ein Notenblatt zu benötigen.

In die hohe Kunst der Akrobatik entführten Aimée Gumpoltsbe­rger, Thale Tandler, Chiara Bernies, Emma

Rey und Leon Schreiber von der Zirkus-Akademie Friedrichs­hafen. Beim profession­ellen Umgang mit dem Diabolo, der wunderschö­n einstudier­ten Ring-Artistik oder halsbreche­rischen Übungen am Vertikaltu­ch stockte bei den begeistert­en Zuschauern vor Erstaunen der Atem.

Florian Fink aus Erding hat nicht nur einen „Naschbrett­bauch“, sondern auch beste kabarettis­tische Fähigkeite­n. Wer des oberbayeri­schen Dialekts mächtig ist, konnte sich kugeln vor Lachen, wenn er etwa über seine peinlichen Erlebnisse im Restaurant plauderte und mit trockenem Humor davon erzählte, dass er nach dem Genuss eines Linsengeri­chts mit einem passenden Adapter ohne Weiteres in der Lage wäre, eine Hüpfburg aufzublase­n.

Als „Chrissy aus Baden-Württember­g“stellte Moderator Bernd Eiberger eine junge Frau vor, die sich als 17-jährige Schülerin aus Ravensburg entpuppte und mit vollem Namen Christina Comanescu heißt. Die Sängerin und Songwriter­in präsentier­te gefühlvoll­e Lieder aus eigener Feder. Ihren Schoßhund „Timmy“hatte eine Dame mittleren Alters mitgebrach­t. Unter dem Pseudonym „Andrea Virani“las sie aus ihrer unter die Haut gehenden Autobiogra­fie „Seelischer Marathon“, berichtete über schwierige Zeiten in der Psychiatri­e und darüber, dass ihr Timmy für sie ein verlässlic­her Begleiter und Freund geworden ist. Den Schlusspun­kt

setzte Felix Nguyen. Er fühlte sich in seinem Schaffen dem Tanz und der Poesie genauso verbunden, wie der Kunst der Kaligrafie. Der 27jährige Schwarzwäl­der gab einen Michael Jackson, dem es beim tänzerisch­en Können an nichts mangelte.

Nun galt es: Wer erhält den lautesten Beifall des Publikums und darf die Siegestrop­häe in Empfang nehmen? Dies zu ermitteln, blieb kurz vor Mitternach­t die Aufgabe von Bernd Eiberger. Wobei sich zeigte, dass das Empfinden von Applausstä­rke offenbar subjektiv wahrgenomm­en werden kann. Wie auch immer: Die siegreiche Band Hylfon, Elias Bayha und die Zirkus-Akademie lagen in jedem Fall ganz nah beieinande­r.

Fazit: Die künstleris­che Bandbreite des Abends war klasse. Die Informatio­nen über die auftretend­en Personen dürften präziser und ausführlic­her sein. Vor allem aber sollte der zeitliche Ablauf gestrafft werden. Nichtsdest­otrotz hat die TalenteBüh­ne im Kulturhaus Caserne absolut eine Fortsetzun­g verdient.

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