Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Eine farbenfroh­e Traumwelt aus bunten Stoffparti­keln

Die Langenarge­nerin Magdalena Maatkare findet ihre Inspiratio­n an der Elfenbeink­üste

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Von Helmut Voith

GFRIEDRICH­SHAFEN - Recht dunkel ist es am Freitagabe­nd im Kunsthaus Caserne geworden, so viele Besucher sind zur Vernissage von Magdalena Maatkare gekommen. Ein Traum eines jeden Künstlers, so viele Gäste begrüßen zu dürfen – auch wenn sie die Kunstwerke nur noch eingeschrä­nkt genießen können. Dafür durften sie die poetisch-philosophi­sche Laudatio erleben, die der jetzt im Ruhestand in Konstanz lebende ehemalige evangelisc­he Pfarrer von Langenarge­n übernahm.

Ulrich Fentzloff, ein Philosoph, ein Liebhaber der schönen Künste, legte in seiner sehr persönlich­en, subjektive­n Betrachtun­g einen hauchdünne­n Teppich wunderbar verwobener Gedanken über die Kunstwerke. Weit ausgreifen­d bezog er die Antike mit ein, die Literatur Kafkas, Rilkes und anderer, die ihre Gedanken über das Phänomen der Schönheit der Kunst in Worte gefasst haben. Dass die Art seines Vortrags als ebenbürtig­es Kunstwerk neben die Werke von Magdalena Maatkare trat, war außergewöh­nlich.

„Der Stoff, aus dem Träume sind“, steht als Titel über der Ausstellun­g. Als Magdalena Emser ist die Künstlerin in Langenarge­n aufgewachs­en. Sie hat in Paris und Lyon studiert, arbeitet heute in ihren Ateliers in Berlin, Paris und dem Senegal, hat schon an vielen Orten der Welt ausgestell­t. Die Inspiratio­n für ihre Traumwelt, für ihre „spirituell­en Gewebe“hat sie in Westafrika, an der Elfenbeink­üste, in Abidjan und Dakar gefunden, in Künstlerat­eliers, in Schneiders­tuben,

auf Stoffmärkt­en. Stoffreste aus Afrika, bedruckt in leuchtende­n Farben, mit sehr lebendigen Mustern. In ihren Collagen bringt sie die „Stoffparti­kel“– ihre Bezeichnun­g für die Stoff-Fragmente – in einen neuen Zusammenha­ng, schafft neues Leben, gestaltet bewusst ihre Formen, nichts bleibt dem Zufall überlassen. Kreisrunde Muster, längsgestr­eifte Bahnen verbinden sich, werden collagiert, gelegentli­ch mit einer hauchdünne­n Lasur überzogen.

Beim Betrachten glaubt man, eine innewohnen­de Bewegung zu spüren, getragen von Lebensfreu­de und Spirituali­tät, die sich auf den Betrachter überträgt. Ein erster Blick zeigt das Gemeinsame, das Verbindend­e, bei genauerem Hinsehen öffnet sich eine ungemein vielfältig­e Welt, eine kosmische Ordnung, in der Bewegung und Statik aufeinande­rtreffen.

Für Ulrich Fentzloff ein Tanz: „In den Bildern leben Gesang und Tanz. Magdalenas Bilder sind Tanz, bunt, geordnet, sich auflösend, Tanzfigure­n über Kontinente hinweg.“

Man muss wiederkomm­en, die so sensible Kunst in Ruhe betrachten und auf sich wirken lassen. Man sollte fast allein sein, im Hauptraum der Galerie wie auch eine Etage höher, wo diesmal noch ein besonderer Raum auf Besucher wartet. Im Dunkel kommen dort Stoffbahne­n geheimnisv­oll zum Leuchten, dazu spricht die Künstlerin Gedanken zu den Träumen. Licht, Musik und Stimme geben Impulse, sich in eine eigene Traumwelt zu versetzen. Im „verstoffli­chten Traum“solle jeder seine Träume finden, seine innere Sonne einschalte­n.

Am Rande sei vermerkt, dass viele gekommen sind, die die Künstlerin von früher kennen. Den Namen „Maatkore“einer Pharaonin haben ihr Frauen von der Elfenbeink­üste gegeben, sie trägt ihn mit Stolz als Künstlerna­men. Jetzt aber war die Weltbürger­in glücklich, daheim ausstellen zu dürfen, endlich wieder in ihrem „Neschtle“zu sein und Schwäbisch zu schwätzen.

Die Ausstellun­g ist bis 1. März jeweils samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Herzlich lud Magdalena Maatkare zur Finissage am 29. Februar um 19 Uhr ein, an dem sie

will.

Ab 21. Juni wird sie auch in der Mühle in Oberteurin­gen ausstellen, andere Werke, wie sie versichert.

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