Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Für Merz geht es um alles
Friedrich Merz geht ins Risiko. Er spielt tatsächlich auf Sieg, nicht auf Platz. Von dem in Berlin kolportierten Angebot, nach der Wahl von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet zum CDU-Vorsitzenden im Zuge einer Kabinettsumbildung sofort Bundeswirtschaftsminister zu werden, wollte Merz offensichtlich nichts hören. Er will Bundesvorsitzender der CDU werden, um dann Angela Merkel als Bundeskanzler zu folgen.
Damit läuft Merz Gefahr, zum ewigen Zweiten in der Union zu werden. Laschet hat mit seinem neuen Verbündeten Jens Spahn gezeigt, was Taktik heißt und wie sie fürs Erste Gegner ins Leere laufen lassen können. Der von Merz als großer Startschuss der Kampagne geplante Auftritt vor der Bundespressekonferenz war ein laues Lüftchen, hatte doch eineinhalb Stunden zuvor an gleicher Stelle das neue Duo Laschet/ Spahn überraschend die Teamlösung gegen die Spaltung der Partei propagiert – und so für größtmögliche Aufmerksamkeit gesorgt. Damit stellt sich für die Delegierten auf dem Sonderparteitag Ende April die Frage: Wer soll denn nun die CDU retten? Denn es stimmt ja, was Merz von sich und seinen Rivalen – Norbert Röttgen erwähnte er nicht – sagt: Sie verkörpern unterschiedliche Richtungen in einer Volkspartei, die von der politischen Mitte wie von Rechtsaußen gleichermaßen in die Zange genommen wird.
Während Merz zumindest in Richtung AfD-Wählerschaft zwinkert, will Laschet Stimmen von den Grünen zurückgewinnen. Beides ist nicht möglich, es wäre die Quadratur des Kreises. Merz nannte die Einigung zwischen Laschet und Spahn eine Kartellbildung zur Schwächung des Wettbewerbs. Er ahnt, dass seine Erfolgsaussichten einen herben Dämpfer erhalten haben. Sollte er verlieren, ist es schwer denkbar, dass er auf die eine oder andere Weise in der Partei aktiv bleibt. Für die notwendigen Debatten in Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung wäre das ein Verlust. Merz weiß, welche Rolle die Bundesrepublik in Europa und der Welt spielen müsste – wirtschaftlich wie politisch.