Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Viel Demut statt Kampfansagen
Im Meisterkampf der Fußball-Bezirksliga will keine Mannschaft die Favoritenrolle übernehmen
Von Maximilian Kroh
GRAVENSBURG - Beim Blick auf die Tabelle sieht in der Fußball-Bezirksliga alles nach klaren Verhältnissen aus. Wenn es am Wochenende aus der Winterpause geht, scheinen der TSV Eschach und der SV Beuren in ihr Duell um die Meisterschaft zu starten. Beide stehen punktgleich mit acht Punkten Vorsprung auf Rang drei an der Tabellenspitze. Nur stapeln die beiden Trainer Philipp Meißner (Eschach) und Patrick Mayer (Beuren) weiterhin tief. Für beide sind der TSV Heimenkirch und der SV Oberzell die Topteams der Liga. Die wiederum wollen vom Aufstieg momentan nichts wissen.
„Eschach und wir haben natürlich die deutlich bessere Ausgangsposition“, meint Mayer. „Aber Heimenkirch und Oberzell sind eigentlich besser aufgestellt.“Das sieht Philipp Meißner ähnlich: „Beide haben das Potenzial, noch ganz vorne mitzuspielen. Es wird eher ein Vierkampf.“Das klingt erst einmal nach einer gehörigen Portion Pessimismus. Eschach und Beuren haben aus bisher 19 Spielen 46 Punkte geholt, dominieren punktemäßig klar die Liga. Und trotzdem ist Realismus wahrscheinlich das bessere Wort, um die Ambitionen der beiden Tabellenführer zu beschreiben. „Es lief viel für uns in der Hinrunde“, erinnert sich etwa Patrick Mayer. „Wir waren spielerisch nicht das beste Team, aber wir haben eine Siegermentalität entwickelt.“Und auch Meißner will sich nicht verstecken, hebt gerade die gute Defensive und den Teamgeist hervor: „Wir sind eine Einheit und das merkt man auf dem Platz.“Doch auch der Eschacher Trainer weiß: „Wir sind in der Hinrunde in einen Fluss gekommen.“
Im Gleichklang betonen beide Trainer, dass acht Punkte kein großes Polster seien und es in der Liga ganz schnell gehen könne. „Wenn wir einmal verlieren und Heimenkirch und Oberzell gewinnen, sind es plötzlich nur noch fünf Punkte
Vorsprung“, rechnet Mayer vor. Forsche Töne sind von den Verfolgern allerdings nicht zu hören. „Natürlich wollen wir das Rennen offenhalten, solange es geht“, sagt Oberzells Coach Thomas Gadek. „Aber im Moment wäre es vermessen, vom Aufstieg oder sogar von der Meisterschaft zu sprechen.“Heimenkirchs
Trainer Fredy Huckenbeck, der seine Mannschaft erst zwei Spiele vor der Winterpause übernahm, ging es in der Hinrunde des TSV ohnehin „viel zu viel um den Tabellenplatz. Deswegen gebe ich bewusst kein konkretes Saisonziel aus.“Kampfansagen gibt es in der Spitzengruppe der Bezirksliga also von keiner Seite.
Dafür gehen alle Mannschaften mit Demut und Respekt vor der Liga in die Rückrunde. „Jede Mannschaft ist schwer zu bespielen“, sagt Huckenbeck. „Alle haben einen guten Plan, ein gutes Konzept.“Patrick Mayer betont: „Man muss auch gegen die vermeintlich Kleineren gewinnen.“Ein Spiel aus der Hinrunde hat er noch besonders im Kopf: „Seibranz hat uns komplett an die Wand gespielt.“Der SVB verlor damals mit 2:4, ist demzufolge auch für seinen Auftakt nach der Winterpause gewarnt. Im Fupa-Spiel der Woche geht es gegen den FC Leutkirch (Samstag, 14 Uhr), hier verlor Beuren das Hinspiel mit 1:3. Auch Eschach (in Weißenau gegen Ratzenried), Oberzell (in Bergatreute) und Heimenkirch (in Seibranz) treffen auf Teams, die eher im Tabellenmittelfeld zu verorten sind. „Die Liga ist sehr ausgeglichen, die meisten Mannschaften sind auf einem ähnlichen Niveau“, meint Thomas Gadek und Philipp Meißner fügt hinzu: „Alle werden in der Rückrunde Punkte lassen. Keine Mannschaft wird alles gewinnen.“Vielleicht haben die Spiele gegen die vermeintlichen Underdogs am Ende gar einen größeren Einfluss auf die Meisterschaft als die direkten Duelle im Vierkampf.
Allerdings: Geht es überhaupt um einen Vierkampf ? Steht nicht der Tabellenvierte SV Fronhofen ebenfalls im losen Kontakt zur Tabellenspitze? Zwar hat Oberzell zwei Spiele weniger absolviert und könnte noch an Fronhofen vorbeiziehen, doch selbst dann wären es für den SVF nur zehn Punkte Rückstand auf Rang eins – kein Ding der Unmöglichkeit. „Wir versuchen, den Meisterkampf noch ein bisschen spannend zu machen“, gibt sich Fronhofens Trainer Gerhard Schmitz zumindest vorsichtig optimistisch. „Aber die Mannschaften, die jetzt ganz vorne stehen, sind auch die spielstärksten. Gerade Heimenkirch schreibe ich noch nicht ab.“