Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Lukas Slavetinsky verlässt die Sonthofen Bulls
Ehemaliger Spieler der Ravensburg Towerstars will auch mit 38 Jahren seine Karriere fortsetzen
GSONTHOFEN - Lukas Slavetinsky hat genug. Nach zwei Jahren verlässt der spielende Sportliche Leiter den Eishockey-Oberligisten ERC Sonthofen Bulls wieder. „Es waren schwere, harte, arbeitsintensive Jahre“, blickt der 38-jährige Slavetinsky, der von den Ravensburg Towerstars nach Sonthofen gewechselt war, auf das zurück, was er in den zurückliegenden zwei Saisons erlebt hat. Und das war eine ganze Menge.
Im ersten Jahr gegen Altlasten kämpfen, eine neue Mannschaft mit geringen Mitteln aufbauen, im zweiten Jahr um die Oberligalizenz kämpfen, sie unter Auflagen bekommen, am Ende einen Antrag auf Insolvenz erleben zu müssen – das waren die zwei Spielzeiten des Lukas Slavetinsky in Sonthofen, wo er einst aufwuchs und erste Eishockeyerfahrungen sammelte.
Dass keine dritte dazukommt, hat mehrere Gründe. Einerseits hat Slavetinsky noch Lust, weiter auf höherem Level zu spielen. Und er geht nicht davon aus, dass das bei den Bulls künftig möglich ist. „Ich glaube nicht an einen Verbleib in der Oberliga“, sagt Slavetinsky klipp und klar. Sportliche Gründe hat seine Aussage nicht in erster Linie. Zwar musste Sonthofen in die Verzahnungsrunde und damit gegen den Abstieg in die Regionalliga kämpfen. Doch dort ist der ERC, der die Meisterrunde in der Oberliga Süd nur knapp verpasste, eigentlich fast eine Klasse für sich. Der Klassenerhalt ist also mehr als wahrscheinlich. Vielmehr geht Slavetinsky davon aus, dass es finanzielle Gründe haben wird, dass Sonthofen in der nächsten Saison nicht mehr drittklassig spielt.
Slavetinsky selbst spürt unmittelbar die Zahlungsschwierigkeiten der Bulls. Er ist derjenige im Verein, dem gleich vier (inzwischen fast fünf ) Gehälter fehlen. Seinen Mitspielern geht es nicht viel besser. Deshalb hatte sich die Mannschaft vor zwei Wochen nicht mehr anders zu helfen gewusst, als mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit zu gehen und diese Missstände anzuprangern. Die Geschäftsführung bestätigte die Schwierigkeiten, gelobte zu kämpfen – und kam dann wenige Tag später mit der Ankündigung raus, einen Insolvenzantrag
stellen zu müssen. Dass die Mannschaft trotzdem ihren sportlichen Ehrgeiz behielt, freut den spielenden Sportlichen Leiter Lukas Slavetinsky ganz besonders. „Ich muss den Hut ziehen vor dieser großartigen Truppe“, sagt er über seine Mannschaftskameraden – und natürlich auch ein bisschen über sich selbst, weil er als erfahrener Verteidiger eine ganz entscheidende Rolle im Bulls-Kader spielt.
Eine entscheidende Rolle will Lukas Slavetinsky auch weiterhin spielen: ein oder zwei Jahre plant er noch als Profi. Warum? „Ich will meine Karriere nicht mit einer Insolvenz beenden“, sagt Slavetinsky. Er sei schon dabei, sich nach einem anderen Verein umzuschauen. Auf die Region sei er, der mit seiner Familie bei Ravensburg lebt, nicht festgelegt. Ebensowenig hält er an seiner Doppelfunktion als Spieler und Funktionär fest, wie er sie in Sonthofen hatte.
Oder ganz verkürzt ausgedrückt: Lukas Slavetinsky will einfach nur spielen.