Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Über den Zusammenhalt des „Bien“
In unruhigen Zeiten wie diesen ist es oft nicht leicht, positiv zu bleiben und die Zuversicht zu bewahren. Dabei wäre genau das derzeit umso wichtiger. Wir von der „Schwäbischen Zeitung“wollen mit der Rubrik „Mutmacher“von Gedanken, Begegnungen, Ideen, Zielen, Vorsätzen, Menschen, Erlebnissen berichten, die das Herz wärmen, die Freude transportieren, vorbildhaft sind, kurzum: die ganz einfach Mut machen. Heute: Andy Sorg.
Als Hobby-Imker fehlt mir ursächlich vieler anderer Verpflichtungen häufig freie Muse-Zeit bei meinen Bienenvölkern. Gefühlt zeitlich uneingeschränkt vor dem Bienenstand am Waldesrand zu sitzen, der Tierchen Emsigkeit Respekt zu zollen, den Geruch von Honig zu erschnüffeln, dem Immentanz zuzuschauen, die Gemeinsamkeit, ja das bedingungslose Für- und Miteinander der fleißigen Bienchen zu bestaunen. Wieder einmal neben der arbeitsintensiven Zeit an den Völkern auch einfach nur deren Tun zu beobachten. Bewundern, wie die Arbeiterinnen mit den prall-gelb gefüllten Pollentäschchen vom Sammelflug zurückkommen, mittels des sogenannten Schwänzeltanzes ihren Kolleginnen einen lohnenswerten Nektarplatz kommunizieren, oder einfach nur den Stock säubern.
Ich genieße den Arbeits- und Sammeleifer, den Fleiß und mache mir endlich einmal wieder, oder gerade wegen dieser Zeit, Gedanken über das Miteinander.
Das Füreinander aller Bewohner – Ammenbiene, Baubiene, Wächterbiene, Sammelbiene, Drohne oder Königin – abseits jeglicher Hierarchien zugunsten des Gesamtorganismus
„der Bien“, wie ein Bienenvolk ursächlich seiner ausschließlich kollektiven Funktionalität und kooperativen Überlebensstrategie auch genannt wird, reflektiere ich auf uns: Sind wir nicht alle nur gemeinsam die Spezies Mensch?
Phrasen sind so gar nicht mehr meins, Durchhalteparolen erst recht nicht. Lieber real-optimistische Philosophien und Strategien an der Hand, dennoch: Jede Krise bietet auch eine Chance, gerade jetzt: die Chance auf ein wert(e)volles Gut unserer Zeit, die Zeit selbst! Zeit dafür, Lebensphilosophien, mich, uns zu überdenken.
Nehmen wir dieses Angebot doch positiv an, entwickeln einen neuen Optimismus und Zusammenhalt daraus, sind in respektvollem und fürsorglichem Miteinander gemeinsam: der Mensch.