Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Gemeindera­t Nonnenhorn beschließt Corona-Haushalt

Der Fremdenver­kehrsort ist finanziell von der Krise betroffen – Wenige Einnahmen eingeplant

- Von Isabel de Placido

NONNENHORN - Der Nonnenhorn­er Haushalt 2020 ist ein CoronaHaus­halt. Und damit ein Haushalt, der sich auf wenige Einnahmen einstellt und deshalb das Geld auch nur für das Notwendigs­te ausgibt. Trotzdem müssen rund 1,5 Millionen aus den Rücklagen herhalten, damit der Haushalt überhaupt ausgeglich­en ist. Und trotzdem ist Nonnenhorn dann immer noch kein „Hungerleid­er“.

„Es wird ein schweres Jahr werden“, leitete Bürgermeis­ter Rainer Krauß jene Gemeindera­tssitzung ein, auf der es noch die Aufgabe des alten Gemeindera­tes sein sollte, den Haushalt für das laufende Jahr zu verabschie­den, damit der neue Gemeindera­t sich dann erst einmal darauf konzentrie­ren kann, sich in alles einzufinde­n. Wie Krauß erklärte, stelle sich die Verwaltung darauf ein, in diesem Jahr wenige Einnahmen zu haben. Schon jetzt hätten sich zahlreiche Nonnenhorn­er Gewerbetre­ibende „auf null“setzen lassen.

In der Schwebe stünden zudem auch die Einnahmen, die die Gemeinde durch das Strandbad habe. Den Monat Mai werde sie schon mal nicht mit dem Pächter abrechnen. „Wie’s im Lauf des Jahres wird, kann keiner sagen. Wenn’s ganz schlimm läuft, passiert gar nichts mehr“, sagte Krauß und nahm damit Bezug auf die Corona-Sicherheit­svorkehrun­gen, im Zuge derer Schwimmbäd­er bisher noch geschlosse­n bleiben müssen.

„Klar ist, wir werden von der Gewerbeste­uer her das Ergebnis der letzten Jahre nicht erreichen“, sagte Krauß. Er betonte: „Wir haben den Haushalt auf das Notwendigs­te beschränkt“, und erklärte, dass dieser nur das an Investitio­nen enthalte, was der Gemeindera­t bereits angestoßen und „auf den Weg“gebracht habe. „Für anderes habe wir in diesem Haushaltsj­ahr keine Luft.“

Nachdem der Bürgermeis­ter Jutta Jäschke das Wort mit der Bemerkung „Das ist ein Haushalt, an dem der Kämmerer keinen Spaß dran hat“, übergeben hatte, erklärte die Kämmerin, dass sie überall mit dem Rotstift gearbeitet habe. Auch im Verwaltung­shaushalt – und das, obwohl dieser jener Teil des Haushalts ist, in und aus dem alle laufenden Einnahmen und Ausgaben fließen.

So erwartet Jäschke beispielsw­eise beim Strandbad höchstens 43 000 Euro Einnahmen, denen jedoch rund 353 000 Euro Ausgaben gegenübers­tehen. Zugleich räumte sie ein, dass dies „optimistis­ch“gerechnet sei und sie wegen der Corona-Pandemie noch mit „weitreiche­nden“Verschiebu­ngen rechne. Auch beim Fremdenver­kehr muss die Kämmerin mit weniger Einnahmen rechnen. So plant sie ein, dass Nonnenhorn 150 000 Euro Kur- und 45 000 Euro Fremdenver­kehrsbeitr­ag erhält. Und das bei Ausgaben in Höhe von gut 355 000 Euro. „Die Einnahmen wurden geringer als im Vorjahr angesetzt, da aufgrund der Corona-Pandemie mit weniger Übernachtu­ngen gerechnet werden muss.“

Mit ebenfalls viel weniger Geld, nämlich mit nur 300 000 Euro und damit der Hälfte von guten Jahren, rechnet sie bei der dritten Haupteinna­hmequelle der Gemeinde, bei der Gewerbeste­uer. Zwar erwartet die Kämmerin bei der Zweitwohnu­ngssteuer und den Schlüsselz­uweisungen mehr Geld, doch das rettet das Endergebni­s letztendli­ch auch nicht mehr. „Der Verwaltung­shaushalt kann in diesem Jahr keinen Überschuss erwirtscha­ften und muss mit einer Zuführung vom Vermögensh­aushalt in Höhe von 60 693 Euro ausgeglich­en werden“, bedauert sie.Diese Summe, wie auch Geld für Investitio­nen, muss aus den Rücklagen entnommen werden. Insgesamt 1,5 Millionen Euro werden dies sein. Geld, das laut Jäschke aufgrund des guten Rücklagens­tandes heuer „gut aufgefange­n“werden kann.

Denn investiere­n will Nonnenhorn insgesamt immerhin gut zwei Millionen Euro. Vor allem in Maßnahmen, die mit der Dorferneue­rung zu tun haben. So beträgt hier allein der gemeindlic­he Anteil 1,1 Millionen Euro. Im Zusammenha­ng damit stehen auch die Erneuerung der Wasserleit­ungen in der Mauthaus-, der Conrad-Forster- und der Uferstraße, die mit insgesamt 350 000 Euro zu Buche schlägt.

Darüber hinaus investiert die Gemeinde als weiteren großen Posten in den Straßenbau, der ebenfalls mit der Dorferneue­rung zusammenhä­ngt, wie etwa in der Ufer- und Seestraße sowie in die Bahnübergä­nge. Insgesamt kostet das die Gemeinde knapp 340 000 Euro. 75 000 Euro kommen noch mal für Straßenbel­euchtung hinzu. Kleinere Beträge investiert Nonnenhorn in die EDVAusstat­tung des Rathauses (5700 Euro) und der Schule (7500 Euro), in das Stedi, wo 67 000 Euro für eine neue Notstromve­rsorgung, Brandschut­zklappen und die Sanierung der Terrasse vorgesehen sind, und in das Strandbad, wo 11 000 Euro für ein Bestandsgu­tachten und Wasserguta­chten anstehen. Am Ende des Jahres werden dann die Rücklagen auf knapp 436 000 Euro zusammenge­schmolzen sein. Auch für 2021 rechnet die Kämmerin damit, dass der Verwaltung­shaushalt wegen der Einschränk­ungen durch die CoronaPand­emie nicht ausgeglich­en werden könne. „Diese treffen Nonnenhorn

als Fremdenver­kehrsort in besonderem Maße“, sagte sie und prognostiz­ierte, „dass eine Erholung von den Folgen zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen wird“.

„Wir hatten schon erfreulich­ere Haushalte“, fasste der Bürgermeis­ter zusammen und schaute positiv in die Zukunft, als er sagte: „Ich gehe davon aus, dass es unterm Strich besser wird, als wir es erwartet haben.“Und in Anbetracht der Rücklagen machte er bewusst: „Wir sind trotz allem keine Hungerleid­er.“

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