Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Gemeinderat Nonnenhorn beschließt Corona-Haushalt
Der Fremdenverkehrsort ist finanziell von der Krise betroffen – Wenige Einnahmen eingeplant
NONNENHORN - Der Nonnenhorner Haushalt 2020 ist ein CoronaHaushalt. Und damit ein Haushalt, der sich auf wenige Einnahmen einstellt und deshalb das Geld auch nur für das Notwendigste ausgibt. Trotzdem müssen rund 1,5 Millionen aus den Rücklagen herhalten, damit der Haushalt überhaupt ausgeglichen ist. Und trotzdem ist Nonnenhorn dann immer noch kein „Hungerleider“.
„Es wird ein schweres Jahr werden“, leitete Bürgermeister Rainer Krauß jene Gemeinderatssitzung ein, auf der es noch die Aufgabe des alten Gemeinderates sein sollte, den Haushalt für das laufende Jahr zu verabschieden, damit der neue Gemeinderat sich dann erst einmal darauf konzentrieren kann, sich in alles einzufinden. Wie Krauß erklärte, stelle sich die Verwaltung darauf ein, in diesem Jahr wenige Einnahmen zu haben. Schon jetzt hätten sich zahlreiche Nonnenhorner Gewerbetreibende „auf null“setzen lassen.
In der Schwebe stünden zudem auch die Einnahmen, die die Gemeinde durch das Strandbad habe. Den Monat Mai werde sie schon mal nicht mit dem Pächter abrechnen. „Wie’s im Lauf des Jahres wird, kann keiner sagen. Wenn’s ganz schlimm läuft, passiert gar nichts mehr“, sagte Krauß und nahm damit Bezug auf die Corona-Sicherheitsvorkehrungen, im Zuge derer Schwimmbäder bisher noch geschlossen bleiben müssen.
„Klar ist, wir werden von der Gewerbesteuer her das Ergebnis der letzten Jahre nicht erreichen“, sagte Krauß. Er betonte: „Wir haben den Haushalt auf das Notwendigste beschränkt“, und erklärte, dass dieser nur das an Investitionen enthalte, was der Gemeinderat bereits angestoßen und „auf den Weg“gebracht habe. „Für anderes habe wir in diesem Haushaltsjahr keine Luft.“
Nachdem der Bürgermeister Jutta Jäschke das Wort mit der Bemerkung „Das ist ein Haushalt, an dem der Kämmerer keinen Spaß dran hat“, übergeben hatte, erklärte die Kämmerin, dass sie überall mit dem Rotstift gearbeitet habe. Auch im Verwaltungshaushalt – und das, obwohl dieser jener Teil des Haushalts ist, in und aus dem alle laufenden Einnahmen und Ausgaben fließen.
So erwartet Jäschke beispielsweise beim Strandbad höchstens 43 000 Euro Einnahmen, denen jedoch rund 353 000 Euro Ausgaben gegenüberstehen. Zugleich räumte sie ein, dass dies „optimistisch“gerechnet sei und sie wegen der Corona-Pandemie noch mit „weitreichenden“Verschiebungen rechne. Auch beim Fremdenverkehr muss die Kämmerin mit weniger Einnahmen rechnen. So plant sie ein, dass Nonnenhorn 150 000 Euro Kur- und 45 000 Euro Fremdenverkehrsbeitrag erhält. Und das bei Ausgaben in Höhe von gut 355 000 Euro. „Die Einnahmen wurden geringer als im Vorjahr angesetzt, da aufgrund der Corona-Pandemie mit weniger Übernachtungen gerechnet werden muss.“
Mit ebenfalls viel weniger Geld, nämlich mit nur 300 000 Euro und damit der Hälfte von guten Jahren, rechnet sie bei der dritten Haupteinnahmequelle der Gemeinde, bei der Gewerbesteuer. Zwar erwartet die Kämmerin bei der Zweitwohnungssteuer und den Schlüsselzuweisungen mehr Geld, doch das rettet das Endergebnis letztendlich auch nicht mehr. „Der Verwaltungshaushalt kann in diesem Jahr keinen Überschuss erwirtschaften und muss mit einer Zuführung vom Vermögenshaushalt in Höhe von 60 693 Euro ausgeglichen werden“, bedauert sie.Diese Summe, wie auch Geld für Investitionen, muss aus den Rücklagen entnommen werden. Insgesamt 1,5 Millionen Euro werden dies sein. Geld, das laut Jäschke aufgrund des guten Rücklagenstandes heuer „gut aufgefangen“werden kann.
Denn investieren will Nonnenhorn insgesamt immerhin gut zwei Millionen Euro. Vor allem in Maßnahmen, die mit der Dorferneuerung zu tun haben. So beträgt hier allein der gemeindliche Anteil 1,1 Millionen Euro. Im Zusammenhang damit stehen auch die Erneuerung der Wasserleitungen in der Mauthaus-, der Conrad-Forster- und der Uferstraße, die mit insgesamt 350 000 Euro zu Buche schlägt.
Darüber hinaus investiert die Gemeinde als weiteren großen Posten in den Straßenbau, der ebenfalls mit der Dorferneuerung zusammenhängt, wie etwa in der Ufer- und Seestraße sowie in die Bahnübergänge. Insgesamt kostet das die Gemeinde knapp 340 000 Euro. 75 000 Euro kommen noch mal für Straßenbeleuchtung hinzu. Kleinere Beträge investiert Nonnenhorn in die EDVAusstattung des Rathauses (5700 Euro) und der Schule (7500 Euro), in das Stedi, wo 67 000 Euro für eine neue Notstromversorgung, Brandschutzklappen und die Sanierung der Terrasse vorgesehen sind, und in das Strandbad, wo 11 000 Euro für ein Bestandsgutachten und Wassergutachten anstehen. Am Ende des Jahres werden dann die Rücklagen auf knapp 436 000 Euro zusammengeschmolzen sein. Auch für 2021 rechnet die Kämmerin damit, dass der Verwaltungshaushalt wegen der Einschränkungen durch die CoronaPandemie nicht ausgeglichen werden könne. „Diese treffen Nonnenhorn
als Fremdenverkehrsort in besonderem Maße“, sagte sie und prognostizierte, „dass eine Erholung von den Folgen zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen wird“.
„Wir hatten schon erfreulichere Haushalte“, fasste der Bürgermeister zusammen und schaute positiv in die Zukunft, als er sagte: „Ich gehe davon aus, dass es unterm Strich besser wird, als wir es erwartet haben.“Und in Anbetracht der Rücklagen machte er bewusst: „Wir sind trotz allem keine Hungerleider.“