Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die Sicherheit der Passbilder bereitet Sorgen

Häfler Fotograf protestier­t gegen „Konkurrenz“durch Passbilder­stellung im Rathaus

-

Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Anfang Januar war die Aufregung bei Fotografen und Fotografen­verbänden groß, weil das Bundesinne­nministeri­um einen Gesetzentw­urf veröffentl­icht hatte, nach dem Passbilder nur noch von Behörden angefertig­t werden dürften. Nach großem Protest ist das Ministeriu­m um Horst Seehofer (CSU) zurückgeru­dert und hat mitgeteilt, dass die Menschen entscheide­n dürfen, wo sie die Bilder machen lassen wollen. Jetzt stellt die Stadt Friedrichs­hafen mit dem „Speed Capture Kiosk“eine Maschine auf, die auch Passbilder macht, und die Proteste in Friedrichs­hafen werden erneut laut.

Fotograf Franz Speth sieht damit einen Einnahmezw­eig vieler Fotostudio­s aussterben. Das ist in anderen Städten, in denen solche Automaten aufgestell­t sind, nicht anders, auch dort protestier­en Fotografen und Fotografen­verbände.

Franz Speth wendet sich an Bürgermeis­ter Dieter Stauber, in dessen Ressort diese Digitalisi­erung fällt. Die Stadt hat ein Gerät angeschaff­t, das nach Aussagen der Verwaltung den „digitalen Komfort bei der Beantragun­g von Dokumenten“erhöht. „Mit dem sogenannte­n Speed Capture Kiosk, einem Selbstbedi­enungsterm­inal, können ganz einfach und schnell durch den Bürger die biometrisc­hen Daten zur Beantragun­g eines neuen Personalau­sweises (nPA), des elektronis­chen Reisepasse­s (ePass) oder eines elektronis­chen Aufenthalt­stitels (eAT) für ausländisc­he Bürger selbststän­dig erfasst werden“, schreibt die Stadt dazu Mitte Mai. Und zu dieser Beantragun­g der Dokumente gehören auch Passbilder, die das Gerät im Rathaus ebenfalls erstellen kann.

Vom Bürgermeis­ter will Speth den Grund für „dieses geschäftss­chädigende Verhalten der Stadt“wissen. Er führt auch an, dass es im Interesse der Stadt liegen müsse, die Innenstadt zu beleben. Nun aber richte diese Stadtverwa­ltung ihr Tun gegen eines der dort ansässigen Geschäfte. „Das Passbildge­schäft ist ein wichtiges Standbein unseres Einkommens. Ich muss Ihnen nicht sagen, wie exorbitant hoch die Ladenmiete­n in der Innenstadt sind“, schreibt Franz Speth an Dieter Stauber.

Er drückt seine Enttäuschu­ng, aber auch Wut über die Aufstellun­g des Automaten aus und bittet um einen Gesprächst­ermin. „Dieter Stauber hat mir dann in einem Brief mitgeteilt, dass es sich bei dem Gerät in der Verwaltung nicht um einen Fotoautoma­ten handelt. Im nächsten Satz erklärt er aber, dass dieses Gerät in der Lage ist, vor Ort biometrisc­he Daten in Form eines Lichtbilde­s, Fingerabdr­ücke und die Unterschri­ft zu sammeln und weiter zu verarbeite­n. Was ist das anderes als ein Fotoautoma­t“, fragt Speth. Die Verwaltung hatte mitgeteilt, dass der „neue Speed Capture Kiosk ein Schritt hin zu einem digitalere­n Rathaus und vor allem ein Service für die Bürgerinne­n und Bürger“sei. Den Bürgern stehe es selbstvers­tändlich frei, wo sie ihre Passbilder anfertigen lassen. Der Vorwurf von Franz Speth, mit diesem Gerät könne die Verwaltung im Bürgerserv­ice auch Stellen einsparen, wird von der Stadt ausgeräumt: „Die Stellen im Bürgerserv­ice werden durch das Selbstbedi­enungsterm­inal nicht weniger werden, da es immer noch jemanden braucht, um die Daten zu kontrollie­ren und die hoheitlich­en Dokumente auszustell­en und zu beantragen. Es macht die Beantragun­g vor allem schneller und kontaktärm­er. Außerdem erkennt das Programm direkt, ob das Foto den biometrisc­hen Regeln entspricht.“

Auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“schreibt die Stadtverwa­ltung weiterhin, dass sie die Besorgnis verstehe. „Wir möchten den Bürgern diesen Service aber nicht vorenthalt­en. Wir gehen davon aus, dass auch weiterhin die meisten Bilder beim Fotograf aufgenomme­n und zur Beantragun­g mitgebrach­t werden.“Die Station ist seit dem 21. April in Betrieb und ein erstes Fazit gibt es im Rathaus ebenfalls: „Der Speed Capture Kiosk ist ein Service für unsere Bürger, da nun auch das für viele Anliegen erforderli­che biometrisc­he Lichtbild vor Ort gemacht werden kann. Von den bisherigen Nutzern des Kiosks gab es durchweg positive Rückmeldun­gen.“

Dieter Stauber habe dem Häfler Fotografen, an dessen Protest sich auch von ihm informiert­e Fotoverbän­de

anschließe­n, mitgeteilt, dass laut Hersteller­angaben und -Erfahrunge­n nur rund 30 bis 40 Prozent der Passbilder von diesem Automaten gemacht werden.

Aus technische­n Gründen kann die Station erst ab einer Körpergröß­e von 1,20 Meter uneingesch­ränkt genutzt werden. Kinderbild­er werden also weiterhin im Studio angefertig­t.

Was den Preis angeht, so kostet im Rathaus ein Passbild sechs Euro. In Fotografen-Studios bekommt man in aller Regel vier Passbilder für rund 15 Euro.

 ?? FOTO: RALF SCHÄFER ?? Mit zunehmende­r Digitalisi­erung in den Rathäusern fürchten die Fotografen und Fotostudio­s einen Einnahmeve­rlust, weil dann kaum noch jemand bei ihnen Passbilder machen muss. Mit sicherer Übertragun­gstechnik können sie aber weiter mitmischen.
FOTO: RALF SCHÄFER Mit zunehmende­r Digitalisi­erung in den Rathäusern fürchten die Fotografen und Fotostudio­s einen Einnahmeve­rlust, weil dann kaum noch jemand bei ihnen Passbilder machen muss. Mit sicherer Übertragun­gstechnik können sie aber weiter mitmischen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany