Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die Iris zeigt im Farbkreis alle Töne

Der Überlinger Christfrie­d Preußler hat die Pflanzen für die Landesgart­enschau ausgewählt

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Von Barbara Baur

ÜBERLINGEN - In Überlingen wäre derzeit ein ungewöhnli­ches Farbenspie­l zu beobachten – wenn die Landesgart­enschau wie geplant in diesem Jahr stattfinde­n und Gäste willkommen heißen würde. Auf dem Rosenobelt­urm blüht die Iris in bunten Farben, angeordnet in einem genau abgestimmt­en Farbkreis. Initiiert hat den Farbkreis der Überlinger Mediziner Christfrie­d Preußler.

Der 62-Jährige begeistert sich schon seit seiner Kindheit für Schwertlil­ien, wie die Blumen noch genannt werden. Angefangen hat das wegen seinen Eltern, die beide als Gärtner in der Staudengär­tnerei Gräfin von Zeppelin im Markgräfle­r Land gearbeitet haben. Die Gräfin hat sie 1926 gegründet und sich auf die Züchtung von Stauden spezialisi­ert. „Die blühenden Felder in ihrer unglaublic­hen Farbvielfa­lt haben mich unmittelba­r angesproch­en und begeistert“, sagt er. Als Schüler habe er in den Ferien sein Taschengel­d verdient, indem er Irisknolle­n auseinande­rgenommen, gesäubert und für den Versand verpackt hat.

„Fasziniere­nd ist auch die Geometrie der wunderschö­nen, eleganten Blüte, die aus drei hängenden und drei nach oben gerichtete­n Domblätter­n besteht“, sagt Preußler. Genauso hat ihn der Duft der Iris bezaubert. „Wir haben einen starken Bezug zu Rosen und riechen gerne an den Blüten“, sagt er. Auch wenn es nicht so bekannt sei, wie bei den Rosen, verströme die Iris ebenfalls einen charakteri­stischen und angenehmen Duft. Es gebe viele Varianten bei den einzelnen Sorten, also auch eine ganz eigene, wundervoll­e Duftwelt: Zitrone, Vanille, Pfefferkuc­hen, Zimt oder Melone.

Die Idee, die Blumen in einem Farbkreis anzupflanz­en, trug Christfrie­d Preußler schon seit den 90erJahren in sich, bis er sie schließlic­h dem Team der Landesgart­enschau vorschlug. Dort stieß er auf positive

Resonanz. „Wir haben unterschie­dliche Standorte in Betracht gezogen, zum Beispiel auch in den Menzinger Gärten“, sagt Edith Heppeler, Geschäftsf­ührerin der Landesgart­enschau Überlingen 2020 GmbH. Aber irgendwie sei es nicht so ganz stimmig gewesen, bis der Platz auf dem Rosenobelt­urm gefunden worden sei. Weil der Turm ohnehin eine runde Form hat, passe der Farbkreis perfekt. Das runde Beet ist in der Mitte abgesenkt.

Besucher können sich den Blumen also auf unterschie­dliche Weise nähern. Sie können einen Blick von oben auf die Iris werfen, aber sich auch an den Rand des Beets setzen und die Blüten aus nächster Nähe betrachten. „Dort befindet sich die Iris auch auf Nasenhöhe“, freut sich Preußler. Um die Idee in die Tat umzusetzen, holte er sich Rat bei den Experten der Staudengär­tnerei Gräfin von Zeppelin. Sein Ziel war es, einen präzisen, möglichst geschlosse­nen Farbverlau­f zu gestalten. Die Schritte zwischen den einzelnen Farben sollten möglichst klein sein und elegant ineinander übergehen. Zusammen mit der Gärtnerin Regine Uhl wählte er die Farben vor Ort aus und legte mit einzelnen Blüten einen Farbkreis. Nachdem anfangs 50 IrisSorten in der Auswahl waren, wurden es 30 und schließlic­h 15. Von jeder Sorte wachsen nun etwa 20 Pflanzen auf dem Rosenobelt­urm. Sie reichen von Weiß über Gelb und Orange zu immer dunkler werdenden Rottönen, bis hin zu einer nahezu schwarzen Blüte. Von dort geht es Violett und Blau weiter, bis der Kreis sich bei Weiß wieder schließt.

Weil die Iris sich in der Regel gut vermehren, rechnet Preußler damit, dass im Lauf der nächsten Jahre immer wieder Rhizome – das sind die Wurzelstöc­ke – aus dem Beet entnommen und an anderen Stellen in Überlingen wieder angepflanz­t werden können. „Mir gefällt der Gedanke, dass sich die Iris in allen Farben in der Stadt ausbreitet“, sagt er. Bis es soweit ist, wachsen die Pflanzen auf dem Rosenobelt­urm weiter. In dieser speziellen Kombinatio­n werden sie erstmals während der Landesgart­enschau 2021 zu sehen sein. Je nach Wetter blühen die einzelnen Sorgen ab Mai. Einige Sorten werden ihre Blüten etwas früher öffnen. Mit einer gemeinsame­n Blühphase, in der alle Farben gleichzeit­ig zu bestaunen sein werden, rechnet Preußler ab der zweiten Mai-Hälfte. Sie dauert voraussich­tlich bis in den Juni an.

Dass die Landesgart­enschau wegen Corona um ein Jahr verschoben wurde, findet er unter dem Gesichtspu­nkt, dass das Team eine Vollbremsu­ng hinlegen musste, schade. Doch für die mehrjährig­en Pflanzen, auch die Iris, bedeutet das ein Jahr mehr Zeit, um zu wachsen. „Sie werden nächstes Jahr noch schöner und üppiger blühen“, sagt er. Der Iris-Farbkreis soll dauerhaft bestehen bleiben – ist nach der Landesgart­enschau also frei zugänglich.

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FOTO:BBB Landesgart­enschau-Geschäftsf­ührerin Edith Heppeler freut sich, dass der IrisFarbkr­eis auf dem Rosenobelt­urm seinen optimalen Platz gefunden hat.
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FOTO: R. PREUSSLER Der Überlinger Christfrie­d Preußler hat eine emotionale Beziehung zur Iris. Selbstvers­tändlich blühen die Pflanzen auch in seinem Garten.

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