Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Ein Ende finden, einen Anfang finden
Reaktionen aus dem WFV-Gebiet auf die Saisonabsage des bayerischen Fußballverbands fallen deutlich aus
Von Michael Panzram
RAVENSBURG - Der Bayerische Fußballverband (BFV) geht weiter konsequent seinen Sonderweg. Nachdem der BFV schon längst beschlossen hatte, die Saison 2019/20 zu Ende spielen zu wollen, folgte nun die Entscheidung, die Spielzeit 2020/21 ausfallen zu lassen. Beim Württembergischen Fußballverband (WFV) soll am 20. Juni geklärt werden, wie und ob es weitergeht. Im Moment stehen die Zeichen klar auf Saisonabbruch und Neustart im Herbst. Wäre der bayerische Weg auch denkbar?
„Katastrophe!“Noch bevor Oliver Ofentausek die Frage zu Ende gehört hat, die ihm eine Antwort zur Entscheidung des BFV entlocken soll, hat der Trainer des Verbandsligisten TSV Berg auch schon gesagt, was er dazu zu sagen hat. „Bitte nicht!“, fügt er hinzu – und fleht fast, diesen zwei Worten noch ein Ausrufezeichen hinzuzufügen. Was er damit deutlich sagt: Der BFV-Vorschlag ist keiner, mit dem er sich auch nur irgendwie beschäftigen will. Dann lieber das, was der WFV plant, auch wenn das nicht unbedingt die für alle beste Lösung sein muss. Die gerade unterbrochene Saison soll „ein Ende finden“, sagt Ofentausek. Und die neue soll „einen Anfang finden“. Wichtig sei, dass jetzt endlich wieder gespielt werde. Die drei Monate Pause hätten ihm gutgetan, sagt er. Doch längst ist ihm klar: „Fußball ist nicht alles, aber ohne Fußball ist alles nichts.“An
Training in Kleingruppen, ohne Körperkontakt will er derweil nicht denken. Dafür sei er „zu emotional“. Wenn er mit seinen Jungs auf dem Platz stehe, wolle er ihnen auch nahe sein – und nicht die Anweisungen „aus drei Metern Entfernung“geben.
Bei der bayerischen Lösung fürchtet Ofentausek spätestens im kommenden Jahr ein erneutes große spielfreies Loch, wenn die Saison noch 2020 beendet sei und dann bis in den Spätsommer 2021 auf die nächste Spielzeit gewartet werden solle. Das könne nicht der Weg sein, wieder zu einem normalen Spielbetrieb zu kommen. Auch Marco Mayer, bisher Trainer des A-Ligisten
SpVgg Lindau und künftig Trainer des Landesligisten FV Rot-Weiß Weiler, hält wenig davon, die Saison 2019/20 in eine Saison 2019/20/21 auszudehnen. Ihm sei es lieber, wenn die aktuelle abgebrochen wird, damit eine neue beginnen könne. „Die Situation ist schwierig. Es gibt natürlich immer Verlierer“, sagt Mayer.
Doch mit der bayerischen Variante ginge insgesamt ein ganzes Jahr verloren. Den großen Vorteil eines Neustarts im Herbst sieht er darin, dass alles „wieder bei null“beginne. Das heiße: neue Motivation, neue Ziele – und bei ihm persönlich eine neue Herausforderung. In Lindau stehe noch ein Abschluss- und Abschiedstraining aus, dann richte sich sein Blick auf die Aufgabe in Weiler.
Stefan Huber, Vorsitzender und Spieler des A-Ligisten FC Isny, sieht die Situation als „komplett schwierig“an. Er hofft vor allem, dass bald mal wieder Fußball gespielt werden kann. Welcher Verband da den richtigen Weg gehe, sei schwer zu beurteilen. Die Entscheidung des BFV für eine Absage der Saison 2020/21 will er nicht abschließend bewerten. Lob für die Bayern gibt es von Huber für die Kommunikation. Von Beginn an seien die Vereine dort mitgenommen worden. Der WFV dagegen habe sich zu lange zurückgehalten. Den Vorschlag, die Saison abzubrechen, worüber am 20. Juni abgestimmt werden soll, findet der FC Isny „natürlich bescheiden“, weil er als Tabellenzweiter gerne noch einmal in der Rückrunde angegriffen hätte und mindestens die Aufstiegsrelegation spielen wollte, um gleich wieder in die Bezirksliga zu kommen. Die nahende Entscheidung des WFV werde der Verein aber akzeptieren, sagt Huber. Es sei klar, dass es niemals nur Gewinner bei einer Entscheidung geben könne.