Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Seniorin zeigt Betrügern kalte Schulter

Falsche Polizisten wollen 82-jährige Tettnanger­in Uschi Arnold in eine Falle locken

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Von Linda Egger

TETTNANG - Wenn das Telefon klingelt, wirft Uschi Arnold immer zuerst einen Blick auf das Display und schaut sich die Nummer an. Schon bevor sie am Donnerstag, 28. Mai, gegen 21 Uhr den Hörer abnimmt, ist die 82-Jährige deshalb skeptisch. Denn die Nummer ist bei diesem Anruf unterdrück­t. Hätte die Tettnanger­in an diesem Abend nicht so besonnen reagiert, wäre sie wenige Tage später womöglich viel Geld an Betrüger losgeworde­n.

Denn an jenem Donnerstag versuchen sogenannte falsche Polizeibea­mte ihr Glück bei Uschi Arnold. Ein Mann erklärt ihr am Telefon, dass er Polizist sei und sie warnen wolle. Denn in ihrer Umgebung sei kürzlich eingebroch­en worden. Nun wolle man sichergehe­n, dass dies bei ihr nicht auch passiere und ihre Wertsachen in Sicherheit seien. „Er sagte, ich soll schauen, ob ich alle Türen richtig verschloss­en habe, und dann ans Telefon zurückkomm­en“, erinnert sich Uschi Arnold.

Der Anrufer kennt ihren Namen und auch ihre Adresse. Woher er die Informatio­nen über sie hatte und warum sie ausgewählt wurde, weiß sie nicht. An der Sprache des Mannes habe sie vor allem eines erstaunt: „Er hat schwäbisch gesprochen und klang sehr vertrauens­würdig“, sagt die Tettnanger­in. Dass an der Sache etwas faul ist, sei ihr trotzdem gleich klar gewesen. „Wer sind Sie denn?“, fragt sie den mysteriöse­n Anrufer. „Ich bin die Polizei“, habe dieser geantworte­t und auf ihre weiteren Fragen keine rechte Anwort gewusst.

„Ich glaube Ihnen gar nichts“, sagt die 82-Jährige schließlic­h bestimmt und muss über die Bemühungen des Mannes, sie in seine Falle zu locken, fast schon lachen. „Am Ende hat er nur gemeint, dann schickt er mir halt einen Streifenwa­gen vorbei und ich meinte, das soll er machen“, sagt Arnold.

Daraufhin habe der Mann aufgelegt – der Streifenwa­gen kam selbstvers­tändlich nie.

Noch am gleichen Abend meldet Uschi Arnold den Vorfall der Polizei. Trickbetrü­ger, die sich als falsche Polizisten an meist älteren Bürgern bereichern wollen, sind für die Beamten nichts Neues. Immer wieder fallen Senioren auf diese Weise den

Betrügern zum Opfer. Um das zu verhindern, sei es wichtig, dass sich die Menschen die Taktik der Betrüger bewusst machen, so ein Polizeispr­echer. Meist würden die Täter ihre Gesprächsp­artner „auf eine angebliche Gefahrenla­ge durch Einbruchsd­elikte in der jeweiligen Wohngegend“hinweisen, teilt das Polizeiprä­sidium Ravensburg mit. „Anschließe­nd versuchen sie, ihre potenziell­en Opfer im Rahmen mehrerer Telefonate zu manipulier­en oder sogar in deren Wohnungen unter Druck zu setzen“, heißt es weiter.

Bei verdächtig­en Anrufen sollten die Betroffene­n daher sofort auflegen und Anzeige erstatten, rät die Polizei. Denn: „Die Polizei würde in keinem Fall telefonisc­h dazu auffordern, Bargeld oder Wertgegens­tände an einem bestimmten Übergabeor­t oder an der Haustür abzuholen.“Man solle deshalb auf keinen Fall das persönlich­e Hab und Gut an Personen übergeben, die man nicht kennt.

Meist würden die Täter außerdem vorab im Internet über ihre Opfer recherchie­ren und die dabei erlangten Informatio­nen geschickt bei den Telefonate­n einsetzen, heißt es seitens der Polizei. Man dürfe sich daher nicht einschücht­ern lassen, sollten die Anrufer einen mit Kenntnisse­n über die eigene Person konfrontie­ren, so der Ratschlag der Polizei.

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Auch in Tettnang versuchen Trickbetrü­ger als „falsche Polizeibea­mte“immer wieder ihr Glück. Bei der Tettnanger­in Uschi Arnold waren sie allerdings erfolglos.

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