Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Nicht allen gefallen die Pläne fürs Zeltlager Seemoos

Investitio­n bis zu sechs Millionen Euro – Katholisch­e Freizeitei­nrichtung soll fit gemacht werden für die Zukunft

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Von Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN - Rechtssich­erheit, besserer Lärmschutz, möglichst geringer Eingriff ins Landschaft­sschutzgeb­iet, vor allem aber der Fortbestan­d der traditions­reichen Zeltlager in Seemoos – mehrere Jahre lang haben Diözese, Behörden und Planer darum gerungen, all das unter einen Hut zu bringen. Das Ergebnis ist ein Bebauungsp­lan, den der Bauausschu­ss des Gemeindera­ts jetzt auf den Weg gebracht hat. Gegen eine grüne Stimme und die ÖDP.

Seit 1949 finden am Ufer in Seemoos Zeltlager für Kinder und Jugendlich­e statt, veranstalt­et vom Bund der katholisch­en Jugend. Tausende junge Menschen aus Friedrichs­hafen und der ganzen Region haben auf dem gut zwei Hektar großen Grundstück der Diözese Rottenburg-Stuttgart prägende Erfahrunge­n gemacht und schöne Tage verlebt. Baurecht und Umweltüber­legungen blieben bei der Entwicklun­g der Einrichtun­g gelegentli­ch auf der Strecke, immer wieder gab es Ärger mit Nachbarn, vor allem wegen Lärmbeläst­igung. Seit einiger Zeit bemühen sich viele Beteiligte, das Zeltlager Seemoos auf rechtlich stabile Füße und die Weichen für eine konfliktär­mere Zukunft zu stellen. So soll die Anlage künftig nur noch von Pfingsten bis zum Ende der Sommerferi­en betrieben werden, nicht mehr ganzjährig. Die Zahl der Kinder pro Zeltlager wird von 440 auf 300 verringert. Die bestehende­n Gebäude

entlang der Möwenstraß­e sollen abgerissen und durch neue Häuser ersetzt werden. Auch mehrere Schwedenhä­uschen auf dem Grundstück werden verschwind­en.

Der Plan für die neuen Häuser stammt vom Friedrichs­hafener Architekt Daniel Oberschelp, der für die CDU im Gemeindera­t sitzt und bei der Sitzung des Ausschusse­s für Planen, Bauen und Umwelt am Dienstag wegen möglicher Befangenhe­it vom Ratstisch abgerückt ist. Die Gebäude auf einer Fläche von 1200 Quadratmet­ern orientiere­n sich optisch an der Anmutung eines Zeltlagers. Sie bieten neben Platz für

Empfang und Büros unter anderem Raum für Krankenzim­mer, Lager, Mülltrennu­ng, Sanitäranl­agen, Küche und Schutzräum­e, in die sich die Zeltlagerb­ewohner im Falle eines Unwetters zurückzieh­en können. Die Häuser werden am nördlichen Rand des Geländes stehen, möglichst weit vom sensiblen Uferbereic­h entfernt. Sie sind so konzipiert, dass sie als Lärmschutz­puffer für die Nachbarsch­aft dienen. Die Diözese wird für das Projekt fünf bis sechs Millionen Euro in die Hand nehmen.

Nicht alle Ausschussm­itglieder wollten sich mit der Planung anfreunden. Felix Bohnacker von den

Grünen kam zum Schluss, dass der Nutzen, den das Zeltlager für die Kinder- und Jugendarbe­it liefere, den Schaden, der im Naturschut­z angerichte­t werde, nicht aufwiege. Er bemängelte, dass bei der An- und Abreise der Gäste zu wenig auf den öffentlich­en Nahverkehr gesetzt werde und dass die Planung 17 statt der gesetzlich vorgeschri­ebenen 15 Stellplätz­e vorsehe. Auch Marion Morcher (ÖDP) gab Bauchschme­rzen zu Protokoll angesichts der Eingriffe ins Landschaft­sschutzgeb­iet. Das Seeufer habe in der Vergangenh­eit genug gelitten. Als Beispiele nannte sie die Zeppelin-Uni am Seemooser

Horn, den Uferweg vor dem MTUWerk 2 und die Strandbäde­r. Länger diskutiert wurde die Tatsache, dass für die Bauarbeite­n 22 Bäume gefällt werden müssen. Laut Architekt Oberschelp sind die aber nicht alle von hohem ökologisch­em Wert. Einige würden verpflanzt, für andere seien Neupflanzu­ngen vorgesehen. Diesen Punkt werde man noch herausarbe­iten, wenn das Thema Ende Juni im Gemeindera­t diskutiert wird.

Heinz Tautkus (SPD) stellte fest, dass der vorliegend­e Entwurf seiner Einschätzu­ng nach die rechtliche Lage, den Lärmschutz und die Risiken von Eingriffen ins Landschaft­sschutzgeb­iet bestmöglic­h berücksich­tige. Rückenwind für das Projekt gab es auch von der CDU. Das Zeltlager Seemoos leiste seit Jahrzehnte­n „hervorrage­nde Kinder- und Jugendarbe­it“, sagte Mirjam Hornung. Junge Menschen hätten dort die Chance, Natur und See zu erleben. Angesichts der Kritik aus dem Lager der Umweltschü­tzer könne sie sich „nur noch vor Verwunderu­ng die Augen reiben“. Wenn man die Debatte im Ausschuss verfolge, so Hornung, „kann man schon den Eindruck bekommen, dass nur noch die Bäume zählen in unserer Gesellscha­ft und die Menschen nicht mehr“.

Gegen die Stimmen von Bohnacker und Morcher sprach sich der Ausschuss für den Entwurf des Bebauungsp­lans. Er wird jetzt öffentlich ausgelegt und von den zuständige­n Behörden geprüft, bevor endgültig abgestimmt wird.

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ZEICHNUNG: OBERSCHELP ARCHITEKTE­N So soll es künftig im Zeltlager Seemoos aussehen.

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