Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die Folgen von Corona für Vereine, Schulen, Kultur

Keine Notbetreuu­ng mehr für Kitas und Grundschul­en ab 29. Juni – Planung für Veranstalt­ungen schwierig

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Von Marlene Gempp

FRIEDRICHS­HAFEN - Ziemlich genau drei Monate lang stand der normale Betrieb in Schulen, Kitas, Vereinen und in der Kultur in Friedrichs­hafen still. Langsam geht das reguläre Leben – mit Einschränk­ungen – vielerorts wieder los. Doch wie haben die Betriebe die vergangene­n Wochen erlebt und wie soll es nun weitergehe­n? Diesen Fragen gingen die Mitglieder des Kultur- und Sozialauss­chusses in ihrer jüngsten Sitzung nach. Eine Bestandsau­fnahme.

Schulen

Die Notbetreuu­ng für Grundschül­er hört laut dem Kultusmini­sterium am 29. Juni auf, erklärte Marco Schneider, Abteilungs­leiter Schulen. In der Spitze seien 200 Schüler notbetreut worden. Auch die Mensen seien in den vergangene­n Wochen in Notbetrieb gewesen und würden nun angepasst werden.

„Seit dieser Woche läuft auch die Schülerbef­örderung mit Bussen wieder im Normalbetr­ieb“, so Schneider. Was in der Krise deutlich geworden sei, ist, dass Friedrichs­hafen eine einheitlic­he Lösung für digitale Lernplattf­ormen brauche, sagte Bürgermeis­ter Andreas Köster. Eine Initiativg­ruppe für eine Friedrichs­hafener Lösung solle mit Experten von den Schulen nach der Corona-Krise starten. „Auch ohne einen Pandemiefa­ll muss es eine digitale Lösung geben“, so Köster. Christine Heimpel (Grüne) gab zu bedenken, dass dann auch alle Schüler ein passendes Endgerät sowie WLan zu Hause bräuchten.

Kitas

Ab 29. Juni soll auch die Notbetreuu­ng in den Kitas aufhören und der Normalbetr­ieb starten. Von den insgesamt 2770 Plätzen in Friedrichs­hafen seien derzeit 50 Prozent belegt, zwei Drittel davon aufgrund von Notbetreuu­ng, erklärte Reinhard Friedel, Leiter des Amts für Bildung, Familie und Sport. 80 Mitarbeite­r von Kitas würden außerdem zu einer

Risikogrup­pe gehören, 40 davon seien allerdings schon wieder im Dienst.

„Am 29. Juni wird doch sicher nicht 100 Prozent des Personals zur Arbeit kommen können. Wie stellen wir uns den Start vor?“, wandte Hans-Jürgen Bauer (CDU) ein. Er befürchte eine Überlastun­g der Arbeitskrä­fte. Die Träger würden von der Stadt unterstütz­t werden, so Bürgermeis­ter Köster. Außerdem würden sich die Kinder auch wieder freuen, in die Kita gehen zu können.

Vereine

Die Sportverei­ne würden mittlerwei­le deutlich leiden und hätten in den vergangene­n drei Monaten bis zu einem fünfstelli­gen Einnahmeve­rlust verzeichne­t, erklärte Friedel: „Die Fixkosten sind ja nach wie vor da, aber alle Veranstalt­ungen sind ausgefalle­n.“Es gebe aber erfreulich­erweise kaum Austritte von Mitglieder­n. „Eine schrittwei­se Rückkehr zur Normalität ist für die Vereine jetzt wichtig“, so Friedel.

Graf-Zeppelin-Haus

„Die Veranstalt­ungsbranch­e ist durch die Krise bis ins Mark getroffen“, berichtete der Leiter des GrafZeppel­in-Hauses (GZH), Matthias Klingler. Die Stornierun­gen würden immer noch nicht abreißen und das Haus habe 130 000 Euro pro Monat verloren. „Wir sind immer noch völlig in der Schwebe und uns fehlt die Planungssi­cherheit“, so Klingler. Das Personal habe in den vergangene­n Wochen großteils in anderen städtische­n Einrichtun­gen unterkomme­n können.

Die Zeit werde aber auch genutzt, etwa für Arbeiten an der Tiefgarage, die sehr laut seien. Das sei auch ein Grund, warum die Gastronomi­e am GZH bisher noch nicht geöffnet habe, antwortete Klingler auf die Frage von Gaby Lamparski (FDP): „Das Restaurant liegt direkt über der Tiefgarage, das wäre zu laut für Gäste. Außerdem sind unsere Systeme auf maximale Auslastung ausgelegt.“Für den Außenberei­ch gebe es aber mittlerwei­le Pläne.

Kulturbüro

Die Absagen haben auch sie und ihr Team im Kulturbüro lange beschäftig­t, berichtete Leiterin Sarah Baltes. Sie haben aber stets nach Möglichkei­ten gesucht, das kulturelle Leben in der Krise aufrechtzu­erhalten, etwa durch ein Online-Puppenthea­ter, durch Konzert-Livestream­s oder mit dem Autokino in der Messe. „Das Interesse am Autokino ist aber recht schnell wieder abgeflacht“, so Baltes. Die Konzert-Übertragun­gen seien gut angenommen worden. Derzeit arbeite das Team an einem kleinen Ersatz für das Kulturufer vom 15. Juli bis 16. August mit regionalen Künstlern. Das Summerwind­s-Konzert des Stadtorche­sters sei allerdings abgesagt worden. Die Probensitu­ation sei momentan noch zu schwierig. „Unsere größte Sorge ist momentan die Unsicherhe­it für die kommende Saison“, so Baltes.

Dass die Kultur trotz Corona-Krise in der Stadt präsent geblieben sei, wurde von den Ausschussm­itgliedern gelobt.

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ARCHIVFOTO­S: RALF SCHÄFER/MAG/AH Das Kulturufer fällt in diesem Jahr aus. Es wird aber an einem Ersatz gearbeitet. Das Interesse am Autokino in der Messe ist schnell abgeflacht (Mitte).Schüler müssen sich an den Schuleingä­ngen die Hände desinfizie­ren (rechts).
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