Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Airbus liefert Instrumente zur Klimaforschung im All
Unternehmen aus Immenstaad ist Hauptauftragnehmer für Entwicklung und Bau des Satelliten
IMMENSTAAD (sz) - Mit der erfolgreichen Integration des Atmosphären-Lidars (Atlid) als drittem und letztem europäischem Instrument hat der Erdbeobachtungssatellit Earthcare (Clouds Aerosols and Radiation
Explorer) einen entscheidenden Meilenstein erreicht. Darüber berichtet das Unternehmen Airbus in einer Pressemitteilung.
Earthcare ist eine gemeinsame Mission der europäischen Weltraumorganisation
Esa und der japanischen Raumfahrtbehörde Jaxa, bei der Airbus Defence and Space in Immenstaad als Hauptauftragnehmer für die Entwicklung und den Bau des Satelliten verantwortlich zeichnet und das Atlid-Instrument von Airbus Defence and Space in Toulouse (Frankreich) geliefert wird.
Die Integrationsarbeiten des Laser-Messgeräts wurden laut Airbus in enger Zusammenarbeit der Teams aus Toulouse und Friedrichshafen durchgeführt – trotz erschwerter Bedingungen aufgrund der Covid-19Beschränkungen. Atlid wird nun zum Abschluss der Auslieferung einer Reihe von Funktions- und Leistungstests unterzogen. Als nächster Projektschritt ist die Integration des japanischen Wolkenradars CPR (Cloud Profiling Radar) geplant.
Nach Aufnahme des Betriebs in der Umlaufbahn wird Earthcare neue Erkenntnisse darüber liefern, welche Rolle Wolken und Aerosole in globalen Klimamodellen spielen. Dazu wird der Satellit Vertikalprofile natürlicher und vom Menschen verursachter Aerosole erstellen und die Verteilung von Wasser und Eis sowie deren Transport in Wolken ermitteln – ein wichtiger Input für Klimamodelle und genauere Vorhersagen zur Erderwärmung.
Wolken und in geringerem Umfang auch Aerosole reflektieren das einfallende Sonnenlicht zurück ins All, halten aber auch das abgegebene Infrarotlicht zurück („Trapping“). Der resultierende Nettoeffekt führt entweder zu einer Abkühlung oder zu einer Erwärmung der Erde. Zudem beeinflussen Aerosole den Lebenszyklus von Wolken und tragen so indirekt zum Strahlungs- und Energiehaushalt der Erde bei. Messdaten zu Aerosolen sollen helfen, diese Vorgänge besser zu verstehen. Atlid ist eines von vier Instrumenten an Bord des Earthcare-Satelliten, die Vertikalprofile zu Aerosolen und dünnen Wolken bereitstellen. Es wird im UV-Spektrum mit einer Wellenlänge von 355 Nanometer betrieben und liefert mittels Doppler-Effekt Vertikalprofile von rund 100 Metern über dem Boden bis maximal 20 Kilometer Höhe beziehungsweise von 500 Metern bis maximal 20 bis 40 Kilometer. Das Messprinzip macht sich die Tatsache zunutze, dass ein ausgesendetes Lichtsignal beim Durchgang durch die Atmosphäre an Molekülen oder Aerosolteilchen unterschiedlich gestreut wird.
Nach seinem Start mit einer Sojus-Rakete vom Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana, wird der 2,3 Tonnen schwere Earthcare in einer sonnensynchronen Umlaufbahn in 400 Kilometern Höhe positioniert. Die Mission ist auf drei Jahre ausgelegt.