Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wertstoffhöfe sind weiter am Anschlag
Andrang sorgt für Wartezeiten – Mitarbeiter beobachten Müllablagerungen abseits der Entsorgungsplätze
SEEGEMEINDEN - Die Auswirkungen der Corona-Pandemie machen den Mitarbeitern der Wertstoffhöfe in den Seegemeinden zu schaffen. Weil bei der Umladestation in Tettnang-Sputenwinkel und im Entsorgungszentrum Friedrichshafen-Weihersberg für eine Anlieferung von Wert- und Reststoffen eine vorherige Anmeldung notwendig ist, weichen viele Menschen auf umliegende Wertstoffhöfe aus. „Das brachte und bringt vor allem mittwochs teilweise lange Wartezeiten mit sich, da wir die Kunden wegen der Abstandsregelung in Blöcken abfertigen“, sagt Martin Rentschler, langjähriger Mitarbeiter der Gemeinde Langenargen.
Freitagnachmittag 14.30 Uhr. Bereits eine halbe Stunde vor Öffnung des Wertstoffhofs im Eriskircher Gewerbegebiet Lehen bildet sich auf der Straße eine längere Autoschlange. An der Spitze der Kolonne warten die ersten Leute mit Schubkarren, Eimern und Radanhängern, um ihren Grünschnitt und ihre Wertstoffe fachgerecht zu entsorgen.
„Die Mitarbeiter hier sind sehr hilfsbereit. Wir kommen regelmäßig hier her und können die Einrichtung nur loben“, betonen Manfred und Renate, die Rasenschnitt und etwas Metall abgeben wollen. Während Mitarbeiter Werner Theurich um 15 Uhr das große Tor öffnet, kümmert sich sein Kollege Ralf Thieme um den Verkehr. „Mehr wie fünf Fahrzeuge dürfen nicht gleichzeitig auf den Platz.“Auch müsse das Team vor allem an den Grüncontainern die Abstandsregelungen beobachten und anweisen.
Wie auch in Kressbronn und Langenargen seien in Eriskirch bis vor gut einer Woche weitaus mehr Kunden als sonst üblich beraten und eingewiesen worden: „Viele wollten eine Terminanmeldung in Raderach oder Bürgermoos umgehen und sind aus den umliegenden Orten zu uns, nach Eriskirch oder nach Langenargen gekommen, was teilweise zu langen Fahrzeugschlangen auf den Straßen und zu Wertezeiten von 30 Minuten und mehr geführt hat“, berichten Stefan Erdös und Viktor Stähle vom Kressbronner Wertstoffhof. Und Martin Rentschler aus Langenargen sagt: „Inzwischen hat sich die Lage normalisiert, wenngleich mittwochs immer noch recht viel bei uns los ist.“
Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamts Bodenseekreis, teilt auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“mit, dass es aktuell den Verantwortlichen vor Ort überlassen sei, wie sie den Kundenandrang abwickeln: „Natürlich müssen die Abstandsregelungen und weitere Auflagen eingehalten werden, was gut funktioniert.“So lange sich alle an die Regeln halten. Denn wie Viktor Stähle festgestellt hat, haben illegale Müllablagerungen rund um Kressbronn zugenommen: „Manche kommen mit Müll zu uns, der in die Deponie,
aber nicht auf den Wertstoffhof gehört. Was dazu führt, dass dieser nach Abweisung irgendwo in der Natur zurückgelassen wird.“
Überhaupt beobachten die Kollegen auf den Wertstoffhöfen ein verändertes Verhalten. Martin Rentschler aus Langenargen erzählt: „Bedingt durch die Corona-Pandemie haben die Menschen mehr Zeit, räumen Keller, Garage, Speicher und Garten. Das merken wir, die Anlieferungsmengen sind deutlich gestiegen.“Im Großen und Ganzen aber zeigten sich die Bürger mit den Auflagen und dadurch bedingten Wartezeiten einsichtig und seien mit der Freundlichkeit des Personals sehr zufrieden, heißt es von allen drei Wertstoffhöfen.
Josef Weidenreich hat neben Altpapier und einigen Elektrogeräten einen ausgedienten Kühlschrank zur Entsorgung zum Wertstoffhof nach Langenargen gebracht hat. „Ich bin 86 Jahre alt und kann die schweren Säcke nicht mehr allein zum Container tragen. Es ist immer jemand da, der mir zur Seite steht und in gebührendem Abstand hilft.“