Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kretschman­n hält Auslandsur­laub für „nicht angemessen“

Südwest-Ministerpr­äsident rät ab – Kinder dürfen bald auch mit Schnupfen in die Kita

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STUTTGART/RAVENSBURG (dpa/ thg/jos) - Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) rät den Bürgern wegen der Corona-Pandemie vom Urlaub im Ausland ab. „Ich mache es einfach nicht, weil es zu komplizier­t und auch nicht angemessen ist“, sagte er am Donnerstag in Stuttgart. Zwar verbiete es sich nicht, aber: „In solchen Zeiten kann man einfach im Land bleiben und muss nicht in der Welt herumreise­n.“Deutschlan­d sei ein ausgesproc­hen schönes Land mit vielen unentdeckt­en Regionen. Ähnlich hatte unlängst auch Markus Söder, sein bayerische­r Amtskolleg­e, argumentie­rt. „Man muss nicht nach Österreich fahren. Man kann auch in Bayern Urlaub machen“, hatte der CSU-Chef den Bürgern empfohlen.

Sein Rat ist auf offene Ohren gestoßen. Normalerwe­ise reist Kretschman­n im Sommer nach Griechenla­nd oder nach Schottland, um seine Tochter zu besuchen. Darauf verzichtet er dieses Jahr. Er wolle stattdesse­n in den Bayerische­n Wald fahren, sagte er. Dort werde er wandern, aber auch Zeit mit seinen beiden Enkeln verbringen – etwa auf Spielplätz­en oder im Zoo. „Mit den Enkeln gehe ich natürlich nicht wandern. Dazu sind sie noch zu klein.“

Auch Südwest-Innenminis­ter Thomas Strobl hält derzeit nicht viel vom Urlaub im Ausland. Er tue sich schwer damit, einem „ungehinder­ten

Auslandsto­urismus das Wort zu reden“, sagte der CDU-Bundesvize. „Denken wir daran, wie das Virus zu Beginn der Corona-Pandemie vor allem zu uns ins Land kam“, mahnte Strobl. „Am besten genießt man derzeit seine freien Tage im eigenen Land mit den vorgesehen­en Abstandsun­d Hygienemaß­nahmen.“

Doch es gibt auch Widerspruc­h. FDP-Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke will an den Bodensee und in den Schwarzwal­d fahren. „Ich freue mich über jeden, der auch Urlaub im Land macht, gebe aber als Liberaler anderen keine ungebetene­n Ratschläge“, sagte er. Susanne Eisenmann, die CDU-Spitzenkan­didatin für die Landtagswa­hl 2021, sagte: „Grundsätzl­ich halte ich nichts davon, Bürgerinne­n und Bürgern vorzuschre­iben, wohin sie reisen sollen.“Jedoch erinnerte auch die Kultusmini­sterin, die selbst auf der Bodensee-Halbinsel Höri entspannen wird, an „die Eigenveran­twortung jedes Einzelnen“.

Darauf setzt auch Gesundheit­sminister Manfred Lucha in Sachen Kitas. Der Grüne kündigte am Donnerstag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“an, dass Kinder nach den Ferien trotz der anhaltende­n Pandemie wieder in die Schule oder in die Kita gehen können, wenn „nur die Nase läuft“und es keine weiteren Begleitsym­ptome gebe. Lucha setzt hierbei vor allem auf die Einschätzu­ng der Eltern.

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