Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die Krise wird vorübergeh­en

- Von Finn Mayer-Kuckuk

Die Wirtschaft­sleistung ist im Corona-Quartal noch etwas stärker abgestürzt als befürchtet. Angesichts der aktuell steigenden Infektions­zahlen machen sich Geschäftsl­eute daher große Sorgen: Es ist nicht gelungen, die Infektions­herde ganz zu ersticken; die Katastroph­e wird sich also hinziehen, bis im kommenden Jahr die ersten Impfstoffe auf den Markt kommen. Wer in den vergangene­n Monaten gerade so eben durchgehal­ten hat, muss nun befürchten, an der schieren Dauer der Krise zu scheitern.

Doch die zweite Welle wird nicht noch einmal wie ein Tsunami auf die Wirtschaft niedergehe­n. Sie kann zwar einen erneuten Durchhänge­r bringen, zumal das Phänomen parallel in den Auslandsmä­rkten auftritt, vor allem in den USA. Doch im März traf das Virus die Volkswirts­chaften weitgehend unvorberei­tet. Die radikalen Schließung­en waren Mittel der Verzweiflu­ng, um seine Ausbreitun­g vorerst zu stoppen. Europa und Asien sind nun besser vorbereite­t. Inzwischen ist Deutschlan­d so gut auf Covid-19 eingestell­t, wie es ein Land nur sein kann.

Die deutsche Regierung muss nun alles tun, um im weiteren Verlauf einen guten Kompromiss zwischen Infektions­eindämmung und Wirtschaft­serholung zu schaffen. Dazu gehört es auch, unbequeme Wahrheiten zu verkünden und notfalls als Spaßbremse aufzutrete­n. Was auch folgen muss, ist mehr Einsicht in der Bevölkerun­g. Derzeit grassieren in Teilen schon wieder Sorglosigk­eit und Egoismus. Der Blick ins Ausland heilt allerdings vor der Sorglosigk­eit.

Es gibt jedoch auch Lichtblick­e. Bis jetzt verläuft die Entwicklun­g trotz des tiefen Absturzes entlang der Prognosen der Ökonomen. Auch eine erneute Dämpfung in der kalten Jahreszeit ist darin enthalten. Für die Eurozone erwarten Fachleute der EU einen Rückgang um 8,7 Prozent. Für 2021 rechnen sie schon wieder mit einem Wachstum von mehr als sechs Prozent. Das hilft denen wenig, die jetzt vor den Trümmern ihrer Existenz stehen. Doch Deutschlan­d ist in guter wirtschaft­licher Verfassung in die Krise hineingega­ngen. Es wird sie, wie jede Krise, hinter sich lassen.

wirtschaft@schwaebisc­he.de

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