Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
B31-neu: Tunnel soll ab Frühjahr 2021 offen sein
Experte erklärt bei Baustellenführung für SZ-Leser den aktuellen Baufortschritt im und rund um den Tunnel
FRIEDRICHSHAFEN - Auf ihm ruhen große Hoffnungen: Der Waggershauser Tunnel soll die Innenstadt künftig entlasten. Doch wie weit ist die Baustelle? Uwe Mantai von der Bauüberwachung erklärt bei einer Baustellenführung für Leser der „Schwäbischen Zeitung“, was bisher gebaut wurde, wie der Tunnel funktioniert und was auf der Baustelle in den nächsten Monaten noch passiert. Hier ein Überblick:
Zu welchem Projekt gehört der Tunnel überhaupt?
Der Tunnel gehört zur B31-neu, die von Fischbach bis zum Riedleparktunnel führt. Der Tunnel ist ein Teilstück von 700 Metern. Die Stadt wollte keine offene Röhre, sondern einen Tunnel, erzählt Mantai. Die Röhre hat vier Spuren.
Welche Herausforderung gab oder gibt es auf der Baustelle?
Diverse Probleme habe die Böschungssicherung gemacht, berichtet Mantai. Die steile Böschung hat 60 Grad. Dass dies nicht so stabil wie gedacht ist, habe sich nach dem Aushub herauskristallisiert. Mit Spritzbetonschalen und Vernagelung wurde Abhilfe geschaffen. Das war aber zeitintensiv und verursachte mehrere Monate Verzögerung an der ganzen Baustelle. „Wir hoffen, dass im zweiten Quartal 2021 Autos durch den Tunnel fahren können.“
Hatte die Corona-Pandemie Auswirkungen auf die Baustelle?
Kleine Schwierigkeiten gab es, erzählt Mantai. Bauarbeiter und Baufirmen konnten zeitweise nicht alle einreisen. Manche zuliefernden Firmen haben auch Probleme mit Materiallieferungen. Die Liefertermine haben sich geändert. Auf der Baustelle selbst habe es aber keinen einzigen Corona-Fall gegeben bisher. „Wir hatten Glück“, so Mantai.
Was wird für den Brandschutz im Tunnel getan?
Es wird ein spezieller Beton verbaut. Die besonderen Kunststofffasern haben Auswirkungen auf Brandverhalten, berichtet Mantai. Großflächige Abplatzungen sind dann nicht möglich. Außerdem werden 72 Kubikmeter Löschwasser am Tunnel bereitgehalten. In der Röhre selbst gibt es
Fluchttüren an drei Stellen. Die Feuerwehr wird vor der Eröffnung des Tunnels darin üben.
Was passiert in Richtung Riedleparktunnel?
Zwischen künftigem Tunnel Waggershausen und Riedleparktunnel wird es ein Verbindungsstück geben, das ebenfalls gerade im Bau ist. Die Tunneltechnik des Riedleparktunnels wird in das Betriebsgebäude am neuen Tunnel gezogen. Beide Tunnelsysteme werden verknüpft und dort kontrolliert. Bei einem Unfall oder Brand werden beide Tunnel gleichzeitig abgesichert. Die Fahrspuren werden aus dem Waggershauser Tunnel kommend zum Riedleparktunnel wieder weniger: Von vier auf zwei Spuren wird in Höhe des Colsmansknoten geleitet. Der Mühlbach wurde außerdem am ZFGelände abgefangen und zum Riedleparktunnel geführt.
Wer wird vom neuen Tunnel profitieren?
Die erste Frage dabei sei immer, so Mantai: „Wo wohnen Sie?“Die alte Trasse werde natürlich stark frequentiert. Sowohl von Schwerlastverkehr als auch besonders im Sommer von Touristen. Wie sehr die Anwohner der neuen Trasse die Auswirkungen der Straße zu spüren bekommen, werde sich erst noch zeigen. „Berechtigte Nachfragen zu Straßenlärm und zum Wert vom eigenen Haus kamen regelmäßig“, erzählt Mantai. Es soll aber eine Erleichterung dadurch kommen, dass der Schwerlastverkehr nicht mehr direkt am See entlang fährt. „Das ,Stop and go’ fällt weg, das wird ein großer Vorteil und der Verkehr wird schneller laufen.“
„Ich war sehr neugierig auf die Technik, die hinter dem Tunnel steckt“, erzählt SZ-Leser Roland Dennenmoser während der Führung. Er habe sich sehr gefreut, mal einen Blick vorab in den Tunnel werfen zu können. „Man sieht Decken und Wände. Aber was alles dahintersteckt, sieht man ja nie. Das ist beeindruckend“, sagt Leserin Monika Jaeckel. Sie werde Tunnel allgemein ab jetzt beim Durchfahren mit anderen
Augen betrachten . Außerdem hoffe sie nach der Eröffnung des Tunnels auf eine Erleichterung für den Verkehr durch die Stadt.