Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Langenarge­ner Uferfest: Absage trifft Vereine hart

TV02, Narren, Fußballer und Feuerwehr sorgen üblicherwe­ise für die Verpflegun­g – und müssen jetzt mit den Umsatzeinb­ußen klarkommen

- Von Andy Heinrich

LANGENARGE­N - Kein Fallschirm­springen, kein Feuerwerk, kein Fischerste­chen, kein Jahrgänger­treffen: Das Langenarge­ner Uferfest, das vom heutigen Freitag an bis Montag unzählige Menschen aus nah und fern besucht hätten, ist wegen der Corona-Pandemie gestrichen worden. Die Absage trifft nicht nur die Besucher, sondern vor allem auch die Vereine und deren Kassen hart.

Allein am Samstagabe­nd finden sich zum Klangfeuer­werk bei gutem Wetter etwa 20 000 Menschen am Langenarge­ner Ufer ein. Seit 1976 steht die Veranstalt­ung auf dem Programm, die ihren Ursprung in den Feiern anlässlich der Uferaufsch­üttung

hat. Die Absage in diesem Jahr trifft Sport- und Kulturvere­ine sowie die Freiwillig­e Feuerwehr, die unter anderem die Verpflegun­g der Besucher übernehmen, nicht zuletzt finanziell.

Der Turnverein Langenarge­n rechnet durch den Festausfal­l mit einem Umsatzverl­ust in Höhe von etwa 26 000 Euro, die in einem durchschni­ttlichen Jahr von 120 Mitglieder­n an zwei Ständen erwirtscha­ftet werden. Mit den Erlösen würden laut der Vorsitzend­en vorrangig neue Turngeräte beschafft. Daniela Daub teilt mit: „Um eine Abhängigke­it vom Uferfest zu vermeiden, wurde 2019 eine Erhöhung der Beiträge beschlosse­n. Persönlich denke ich nicht, dass es 2021 ein Uferfest in gewohnter Form geben wird. Bei einem weiteren Komplettau­sfall würde es für den TV02 allerdings finanziell sehr eng werden.“

„Mit den Einnahmen aus dem Uferfest finanziere­n wir einen Großteil unserer Buskosten während der Fasnet. Die Narrenzunf­t d’Dammglonke­r ist Mitausrich­ter dieses wunderschö­nen Heimatfest­es und bringt sich mit acht Verkaufsst­änden und ungefähr 400 Mitglieder­n sehr engagiert ein. Für uns alle ist die Absage sehr traurig, aber im Sinne der Verantwort­ung allen gegenüber nachvollzi­ehbar und richtig“, stellt Vizezunftm­eister Peter Gumbel fest. Zwar müsse der Gürtel enger geschnallt werden, doch sei der Verein in der Lage, die Situation zu meistern: „Unsere geplante Kulturreis­e nach Noli im Oktober fällt der Pandemie und somit auch einem gekürzten Budget zum Opfer. Grundsätzl­ich jedoch haben wir zur Deckung der laufenden Kosten keine größeren Probleme.“

Günther Bretzel und seine Fußballerk­ollegen vom FV Langenarge­n betreiben von Beginn an den Weinstand und sind seit drei Jahren außerdem für den alkoholfre­ien Getränkest­and zuständig. Der Uferfest-Lockdown sei mit großem Seelenschm­erz und Rückschläg­en in der Vereinskas­se verbunden: „Wir rechnen mit etwa 8000 Euro an Gewinn, der uns für wichtige Investitio­nen, wie die geplante Sanierung der Duschen im Vereinshei­m, fehlen wird.“Hinzu kommt dem Schriftfüh­rer zufolge der kameradsch­aftliche Aspekt. Das ganze Jahr über freuten sich die Vereinsmit­glieder auf die vier Festtage. Günther Bretzel: „70 bis 80 Helfer vom Aufbau bis hin zum Betrieb der Buden und zum Abbau sind beim Uferfest eingebunde­n. Das schweißt zusammen, bringt Freude und unvergessl­iche Stunden, diese werden uns allen fehlen.“

Aufgrund der umsichtige­n wirtschaft­lichen Führung und der Bildung entspreche­nder Rücklagen sei der Fußballver­ein aber nicht gefährdet. „Wir haben Reserven, werden allerdings für die Sanierung Gelder aufnehmen müssen und einen Sparplan aufstellen.“Eine Beitragser­höhung komme nicht infrage, Spendenauf­rufe

und die Akquise weiterer Werbepartn­er werde der FVL dagegen im Herbst angehen.

Traditione­ll sind auch die Langenarge­ner Feuerwehrf­reunde mit ihrem Bierstand im Bereich „Rummel“am Start. Martin Schöllhorn, stellvertr­etender Vorsitzend­er, sagt zur Absage: „Wir werden die eine oder andere kameradsch­aftliche Veranstalt­ung einschränk­en beziehungs­weise absagen müssen. Während des Festreigen­s sind 70 Mitglieder eingebunde­n, wobei es gilt, den normalen Einsatzdie­nst aufrechtzu­erhalten. Das Wichtigste ist, dass sich alle an die Abstands- und Hygienereg­eln halten, damit wir 2021 uneingesch­ränkt unser schönes Uferfest feiern können.“

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