Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Langenargen hält Feuerwehr den Spiegel vor
Weil Eigentümer der bereits vorhandenen Tiefgarage klagen, ändern sich die Pläne für das neue Feuerwehrhaus
LANGENARGEN - Das Hauptgebäude rechts über der Tiefgarage, die Fahrzeughalle links daneben: Eigentlich steht längst fest, wie das neue Feuerwehrhaus in der Oberdorfer Straße aussehen soll. Mitte 2020 war der Baubeginn vorgesehen. Das Problem: Die Eigentümer der Tiefgarage sind mit der Planung nicht einverstanden und reichten Klage gegen die Gemeinde ein. Um nicht vom Ausgang der Gerichtsverhandlung im Herbst abhängig zu sein, hat der Gemeinderat in der Sitzung am Mittwoch beschlossen, einen alternativen Plan zu entwickeln. Die Idee: die ursprüngliche Lösung soll gespiegelt werden, um nicht in die Statik der Garage eingreifen zu müssen.
„Wir sind gesprächsbereit und hoffen weiterhin, dass wir mit der Eigentümergemeinschaft eine gütliche Einigung erreichen können“, betonte Achim Krafft in der Sitzung im Münzhof. Für den Fall, dass die Verständigung nicht funktioniert, will Langenargens Bürgermeister einen
Plan B entwerfen lassen – was der Gemeinderat bei zwei Gegenstimmen (Herbert Tomasi und Karl Schmid, beide SPD) und ohne Diskussion absegnete.
Schon jetzt ist klar: Diese Entwicklung verlängert die Planungsgeschichte des neuen Feuerwehrhauses, die bereits mehr als zweieinhalb Jahre dauert. Und: Bei den veranschlagten Kosten in Höhe von 5,2 Millionen Euro wird es nicht bleiben.
Zuerst stand fest, dass der neue Standort der alte sein wird. Es folgte ein Wettbewerb, den das Konstanzer Planungsbüro Lanz Schwager Architekten Anfang 2019 für sich entschied. Im Siegerentwurf ist das Feuerwehrhaus zur Gänze parallel zur Oberdorfer Straße angesiedelt. Eine der Herausforderungen: Die private Tiefgarage, die sich unter dem Grundstück der Gemeinde befindet, muss das Hauptgebäude tragen können. Das Zauberwort, mit dem die Planer das Gewichtsproblem lösen wollen, heißt: „Hybridbauweise“. Der Gedanke dahinter: Damit das Haus möglichst leicht wird, sind zwar die Innenwände aus Beton, die Außenschale ist aber aus Holz.
Was die Auswirkungen auf die Statik des unterirdischen Parkdecks angeht, dazu erklärte der Bürgermeister in einer Gemeinderatssitzung Ende 2019: „Die Gemeinde übernimmt die Kosten, die durch den Neubau der Feuerwehr entstehen.“Die Sanierung der 30 Jahre alten Garage sei Sache der Eigentümer. Diese sehen das anders und klagen.
„Es besteht Dissens, was von wem zu welcher Zeit saniert werden muss“, sagte Achim Krafft am Mittwoch. Er bedauert, dass die Betreiber der Tiefgarage das Angebot der Gemeinde nur in geringem Umfang angenommen hätten, sich bei zwei Veranstaltungen zu informieren und auszutauschen. Der Einsatz eines Gutachters zur Beurteilung des Zustandes der Bauteile und eines Statikers führte offenbar ebenfalls nicht zur gewünschten Einigung.
Jetzt setzt die Gemeinde auf einen alternativen Plan. Ziel sei es, das Raum- und Funktionsprogramm, das unter anderem in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr erarbeitet worden ist, in einem Entwurf so abzubilden, „dass nicht in die Tiefgarage eingegriffen werden muss“, heißt es in der Sitzungsvorlage. Wäre die ursprüngliche Lösung nicht umsetzbar, soll es eine Spiegelung richten.
Sprich: Das Hauptgebäude wird nach links versetzt und die Fahrzeughalle nach rechts, damit nur noch der statisch tragfähige Bereich der Tiefgarage überbaut werden muss. Dabei gilt es laut Vorlage, auch städtebauliche Aspekte, bautechnische Anforderungen und Wegebeziehungen für die Feuerwehr neu zu betrachten. Welchen Plan die Gemeinde am Ende verwirklichen kann, ihre Ideallösung oder deren Spiegelung, ist momentan völlig offen.