Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Grüne Landespolitiker informieren sich über Fischerei und Obstanbau
Arbeitskreis Ländlicher Raum und Verbraucherschutz der Landtagsfraktion besucht Fischereiforschungsstelle und Obstgroßmarkt
LANGENARGEN/ERISKIRCH (ah) Landtagsabgeordneter Martin Hahn (Bündnis 90/Die Grünen) und die Mitglieder des Arbeitskreises Ländlicher Raum und Verbraucherschutz der Landtagsfraktion der Grünen haben jüngst die Fischereiforschungsstelle (FFS) in Langenargen und den Obstgroßmarkt in Eriskirch besucht.
Wie geht es den Felchen im Bodensee? Wie steht es um das Projekt Aquakultur? Welche Auswirkungen auf das Binnengewässer mit seiner vielfältigen Tierwelt hat die explosionsartige Verbreitung gebietsfremder Tiere und wie gefährlich sind lang anhaltende Niedrigwasserperioden, auch für die Lebewesen in den Zuflüssen im Zusammenhang mit dem Klimawandel? Über diese und weitere Fragen haben sich die Grünenpolitiker in der FFS bei deren Leiter, Dr. Alexander Brinker, informiert. „Wir sind den Bereichen Fischerzeugung, Fischfang, Fischökologie und Gewässerschutz sowie dem Fischartenschutz zugeordnet“, erklärte Brinker. Im Rahmen langjähriger Forschungen habe man laut dem Limnologen feststellen müssen, dass heimische Arten durch den menschlichen Einfluss und durch die starke Vermehrung sogenannter Neozoen – nicht im See heimischer Arten wie Stichling, Quagga-Qualle oder Roter Amerikanischer Sumpfkrebs – zum Teil stark bedroht sind: „Invasive Arten sind für den Bodensee sehr gefährlich“, warnte Brinker.
„Sie leisten nicht nur regional, sondern international enorm wichtige und spannende Arbeit. Ihre Forschungsergebnisse sind im Beratungsund Entscheidungsprozess für uns Politiker unverzichtbare Hilfen“, lobte Martin Hahn, bevor nach einem Rundgang im Institut das Obst am Bodensee im Fokus stand.
Rund 1000 Bauern produzieren zwischen Konstanz und Lindau auf 9000 Hektar Fläche Obstkulturen, wobei der Schwerpunkt mit etwa 85 Prozent im Bereich des Apfelanbaus liegt. Wie Katja Röser von der Marktgemeinschaft Bodenseeobst den Politikern erklärte, liege die jährliche Produktion von Äpfeln am Bodensee bei 250 000 Tonnen, was 30 Prozent der Ernte in Deutschland entspreche. „Regionales Obst ist besser. Es ist gut fürs Klima, entlastet die Verkehrswege, hilft der heimischen Tierwelt, wird regelmäßig kontrolliert und trägt in hohem Maße dazu bei, dass unsere einheimische Kulturlandschaft
bewahrt wird.“Wie das Obst angeliefert, vollautomatisch über Sensoren und Kameras gewogen, gewaschen sortiert und schließlich verpackt wird, darüber informierte sich die Gästeschar bei einer Führung durch den Obstgroßmarkt
in Eriskirch, der jährlich 35 000 Tonnen vermarktet.
Obstbauer Dieter Mainberger betonte bei einem anschließenden Abstecher in eine Plantage im Landschaftsschutzgebiet Eriskirch, dass man davon lebe, Obst anzubauen und zu vermarkten. Schon aus diesem Grund sei es wichtig, die Biodiversität zu fördern, vor allem aber den Wildbienen mehr Raum zu geben. Seit 2010 habe sich die Anzahl der Wildbienenarten erfreulicherweise nahezu verdoppelt. „Nisthilfen, Bodennistplätze, Blühflächen, aber auch Biodiversitätsflächen und Gehölzpflanzungen wurden durch das Engagement unserer Obstbaubetriebe geschaffen“, stellte Mainberger fest und appellierte, heimisches Obst zu kaufen und die Bauern zu unterstützen. Nur so könne man der Natur helfen – was die Abgeordneten Hans-Peter Behrens, Martina Braun, Martin Grath, Martin Hahn, Reinhold Pix (Vorsitzender des Arbeitskreises) und die parlamentarische Beraterin Melanie Amrhein bestätigten.