Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Gleiche Arbeit, schlechtere Bezahlung
Frauen verdienen im Südwesten nach wie vor deutlich weniger als Männer
STUTTGART (epd/dpa) - Frauen in Baden-Württemberg verdienen fast ein Viertel weniger als Männer. Im vergangenen Jahr habe eine berufstätige Frau pro Stunde durchschnittlich 19,18 Euro brutto verdient, ein Mann hingegen 24,87 Euro, teilte das Statistische Landesamt Baden-Württemberg in Stuttgart am Dienstag zum Tag des gleichen Lohnes (Equal Pay Day) am 10. März mit. Daraus habe sich ein unbereinigter Gender Pay Gap von 23 Prozent für Baden-Württemberg ergeben. Bundesweit liegt der Wert bei 18 Prozent. „Unbereinigt“bedeutet in diesem Fall, dass die strukturellen Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei der Berechnung nicht berücksichtigt werden. Der Großteil (71 Prozent) des Verdienstunterschieds zwischen Männern und Frauen hatte laut Statistikamt strukturelle Gründe – etwa, weil Frauen häufiger in schlecht entlohnten Berufen tätig sind und seltener Führungspositionen erreichen. Außerdem arbeiten sie öfter in Teilzeit und Minijobs.
Betrachtet man den bereinigten Wert, der von den Behörden alle vier Jahre ermittelt wird, so nähert sich der durchschnittliche Verdienst beider Geschlechter an: Im Südwesten verdienten Frauen im Jahr 2018 pro Stunde 6,8 Prozent weniger als Männer, bundesweit waren es 5,9 Prozent. Voraussetzung für die Berechnung des bereinigten Gender Pay Gap: Frauen und Männer haben eine vergleichbare Tätigkeit, eine vergleichbare Qualifikation, eine vergleichbare Leistungsgruppe, das gleiche
Dienstalter und eine Beschäftigung in vergleichbarem Umfang.
Über die vergangenen Jahre hinweg haben sich die Löhne von Männern und Frauen in Baden-Württemberg übrigens angenähert: 2010 betrug die unbereinigte Gehaltslücke noch 27 Prozent, 2019 erreichte sie dann den aktuellen Stand von 23 Prozent. Die Statistiker weisen aber auch darauf hin, dass das CoronaJahr 2020 mit seinen heftigen Auswirkungen auf die Wirtschaft nur noch eingeschränkt mit den vorherigen Jahren vergleichbar ist.
Seit 2008 wird die Lücke am Internationalen Aktionstag für gleiche Bezahlung von Frauen und Männern, dem sogenannten Equal Pay Day, angeprangert. Der Termin beschreibt den Tag im Jahr, bis zu dem Frauen rechnerisch umsonst arbeiten müssten, wenn man die Lücke in Arbeitszeit umrechnete. „Das Datum des Equal Pay Day signalisiert, wie fair Frauen und Männer in Deutschland bezahlt werden“, sagt Uta Zech, Präsidentin des Urheber-Vereins Business and Professional Women. „Je früher das Datum im Jahr liegt, desto gerechter geht es in unserer Arbeitswelt zu.“Für 2021 wurde das Datum um vier Tage nach vorne auf den 10. März (Mittwoch) verlegt, weil die Lohnlücke bereits im vergangenen Jahr kleiner geworden war.