Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Zeitenwende in der Liga der außergewöhnlichen Torjäger
Lionel Messi scheitert mit Barça so früh in der Champions League wie zuletzt 2007 – Der Präsident will ihn halten
PARIS (SID/dpa) - Lionel Messi strich mit der Hand nachdenklich durch den Rauschebart, als auch ihn das Schicksal seines Dauerrivalen Cristiano Ronaldo ereilt hatte. Ausgeschieden! Erstmals seit 14 Jahren findet das Viertelfinale der Champions League ohne Messi und den FC Barcelona statt. Ein 1:1 (1:1) bei Paris St. Germain reichte nach dem 1:4 im Hinspiel nicht fürs Weiterkommen.
Dass sowohl der Argentinier als auch der mit Juventus Turin gescheiterte Ronaldo schon vor der Runde der letzten Acht nicht mehr dabei sind, hatte es zuletzt in der Saison 2004/05 gegeben. Die Zeitenwende in der Liga der außergewöhnlichen Torjäger hat längst begonnen – die neuen Superstars übernehmen das Kommando.
Weltmeister Kylian Mbappé etwa war bereits mit drei Toren im Hinspiel der Held von Paris St. Germain. Am Mittwoch traf der Franzose wieder, dieses Mal per Foulelfmeter (30. Minute). An diesem Abend war Messi sein Sturmrivale. Über die kommenden Jahre aber dürfte sich Mbappé packende Duelle mit Borussia
Dortmunds norwegischem Angreifer Erling Haaland liefern.
Doch auch die Magie des kleinen Zauberfußballers im Barça-Trikot blitzte noch einmal auf: Wie zu besten Zeiten erzielte Messi ein Traumtor, traf aus rund 30 Metern in den Winkel (37.). Kurz vor der Pause verschoss er aber erstmals seit 2015 wieder einen Foulelfmeter in der Königsklasse (45.+3.). „Messi – vom Hochgefühl zur Höchststrafe“, schrieb die Zeitung „Mundo Deportivo“.
Dennoch: Messi und die Katalanen verließen die Champions League erhobenen Hauptes. Barça dominierte den Vorjahresfinalisten, betrieb aber nicht nur durch Messi Chancenwucher. „Wir sind ausgeschieden. Am Ende geht es in unserem Sport um Ergebnisse“, sagte Trainer Ronald Koeman. „Aber wir gehen mit einem guten Gefühl, denn wir haben dem Gegner das Leben schwer gemacht. Wir hätten mehr verdient. Mit einem 2:1 zur Halbzeit hätten die Dinge anders laufen können.“
Wie die Dinge mit Messi weiterlaufen, bleibt abzuwarten. Es ist nicht auszuschließen, dass es sein letzter
Königsklassen-Auftritt im Trikot der „Blaugrana“war. Der Vertrag des 33-Jährigen läuft aus, er liebäugelt nach zwei Dekaden in Barcelona schon länger mit dem Abschied.
Neben Manchester City mit Trainer Pep Guardiola gilt auch PSG mit dem argentinischen Coach Mauricio Pochettino als stark interessiert. Pochettino wurde nur 150 Kilometer entfernt von Messis Heimat Rosario geboren, beide starteten ihre Karriere bei den Newell’s Old Boys.
Barcelonas neuer Präsident Joan Laporta hofft trotzdem genauso wie Koeman auf Messis Verbleib. „Leo“, sagte der niederländische Coach am Mittwochabend, sehe „den Fortschritt des jungen Teams. Ich glaube nicht, dass er an der Mannschaft zweifelt.“
Namhafte Neuzugänge würden Messi womöglich zu einer Verlängerung in Barcelona bewegen. Bayern Münchens David Alaba gilt als Kandidat, es soll bereits Gespräche mit den Beratern des Österreichers gegeben haben. Und noch ein Name geistert durch die katalanische Metropole: Erling Haaland. Club-Boss Laporta wolle seine guten Verbindungen zu Haalands Berater Mino Raiola nutzen, um den 20-Jährigen zu einem Wechsel nach Barcelona zu bewegen. Und zu Messi. Denn dieses Problem, so versprach Laporta, werde er nun „schnell auf einer Grillparty“lösen.