Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Aufgespießt
Die Idee, dass sich die Wirtschaft in einem Verein sammelt, um dem kränkelnden Flughafen gemeinsam die nötigen Infusionen zu verabreichen, gefällt uns gut. „Wer fliegen will, muss zahlen“, haben wir vor ein paar Wochen kommentiert. Und das tut die Wirtschaft jetzt. Womit die Frage, ob die Politik und die Menschen den Airport brauchen und wollen, noch nicht beantwortet ist. Der Förderverein entkräftet aber das Argument mancher Flughafengegner, dass sich die Wirtschaft bei dem Problem nicht genug engagiere.
Putzig ist das Kürzel des Fördervereins Flughafen Friedrichhafen: FFF. Das haben wir bislang Fridays for Future zugeschrieben. Dass die Airport-Initiative als Beitrag zum Klimaschutz durchgeht, das sehen wir eher nicht. Aber möglicherweise als Beitrag zum Arbeitsplatzschutz.
Interessant zu beobachten war, wie nach unserer Berichterstattung über den Förderverein im Netz die Entrüstungsmaschine hochgefahren ist. ZF, MTU, Airbus und Zeppelin fehlen als Vereinsmitglieder. Skandal! Typisch!! Nun ist es halt so, dass ZF (4,32 Prozent), MTU (0,98 Prozent), Airbus (0,98) und die Luftschiffbau Zeppelin (3,54) seit vielen Jahren Gesellschafter des Flughafens sind und sich so engagieren. Manchmal helfen Fakten gegen Empörung.
Ein Atelierhaus stünde dem Fallenbrunnen gut zu Gesicht. Dass Friedrichshafen zwar einen Künstlerförderpreis vergibt, aber zunehmend die Räume verschwinden, in denen Künstler arbeiten können, passt nicht zusammen. Natürlich hätte für ein solches Haus rechtzeitig geworben werden müssen. Denn die Idee kam einfach zu spät in die Gänge. Sie stand nicht zur Debatte, als der Gemeinderat den Abriss der alten Halle beschloss, die für solche Ateliers infrage käme. Und so wird auch keine Diskussion entstehen, welche Kunst die Stadt fördern möchte. Denn wenn preisgünstige Ateliers geschaffen würden, stellte sich auch die Frage, welche Künstler davon profitieren sollen: ambitionierte Amateure? Künstler mit Akademiestudium? Und was ist eigentlich gute Kunst? Um solche Fragen macht man in Friedrichshafen allzu gern einen Bogen.
Einen Bogen um die direkte Kommunikation mit der Belegschaft scheint auch die Bellybutton GmbH zu machen, zu der der Spielwarenladen Schinacher gehört. Sollte stimmen, was Mitarbeiterinnen uns schilderten (unerreichbare Chefs, zwei Monate ohne Gehalt), ist das nicht nur in Zeiten von Corona, in der Woche des Welt-Frauentags und angesichts der familienfreundlichen Aufmachung der Firmenwebsite ein ziemlicher Skandal, sondern auch deshalb, weil manche Betroffene dann nicht weiß, wie sie sich und ihre Lieben über Wasser halten soll.
Warten müssen immer noch die Gastronomen und Hoteliers in der Region. Im Lockdown dürfen sie bisher noch keine Gäste bewirten oder beherbergen, während andere Branchen wieder leichte Öffnungsschritte erfahren. Dass das als ungerecht empfunden wird, ist nachvollziehbar. Ob eine Ankündigung, sich notfalls auch gegen Corona-Regeln zu stellen, dabei hilft, den Lockdown schneller zu beenden, ist dagegen eher fraglich.
Ein entspanntes Wochenende wünschen die Spießgesellen