Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Sind das die richtigen Prioritäte­n?

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Zum Doppelhaus­halt 2021/2022:

In den letzten Wochen hat die Bevölkerun­g immer wieder zu hören bekommen, dass im Wesentlich­en nur Geld für die Pflichtauf­gaben vorhanden sei. Vor diesem Hintergrun­d erstaunen die Wünsche der Mehrheit des Kultur- und Sozialauss­chusses zum Kulturhaus Caserne. Laut Presseberi­cht hat die Stadt für Dringlichk­eitsarbeit­en 2,4 Millionen Euro eingeplant. Die Mehrheit des KSA fordert weitere zwei Millionen Euro. In Summe also 4,4 Millionen Euro. Zitate aus dem SZ-Artikel: Mit den eingeplant­en 2,4 Millionen Euro sollen „Voruntersu­chungen und Dringlichk­eitsmaßnah­men“gemacht werden. Und weiter: „Dass zunächst bis Herbst 2021 ein Gesamtkonz­ept für das Gebäude erstellt werden soll“.

Verstehe ich das richtig? In ein marodes Gebäude sollen Gelder investiert werden, ohne dass ein Gesamtkonz­ept vorhanden ist und folglich auch kein Gesamtbetr­ag an Sanierungs-/Investitio­nskosten feststeht? Wenn ja, dann erstaunt das. Es gibt ein Kulturentw­icklungsko­nzept aus 2018, das das Kulturhaus Caserne beinhaltet, und das der Gemeindera­t 2019 verabschie­det hat. Haben sich seither die Entscheidu­ngsgrundla­gen

verändert? Zum einen ist nur Geld für die Pflicht vorhanden, zum anderen ist der Zustand der Baulichkei­ten wohl deutlich schlechter als 2018/2019 angenommen und weiter existiert anscheinen­d kein Gesamtkonz­ept. Wie hoch sind die laufenden Zuschüsse für den dortigen Kulturbetr­ieb (pro Nutzer)? Schauen wir mal auf die 17 ISEK-Leitprojek­te. Der Fallenbrun­nen hat den Rangplatz 10. Kultur und Kunst in FN rangiert auf 17 (von 17). Projekte, die weit vorne positionie­rt sind, wurden in der städtische­n Haushaltsp­lanung auf den St. Nimmerlein­stag verschoben, beispielsw­eise Verkehrsen­twicklungs­plan (Platz 2) oder das attraktive Stadtbild (Platz 6). Prioritäte­n sind wichtig – aber dominieren hier nicht eher subsidiäre Interessen­lagen und weniger der Blick auf das „Große Ganze“? Ravensburg und Biberach haben umfangreic­he Programme zur Attraktivi­tätssteige­rung ihrer Innenstädt­e auf den Weg gebracht. In Friedrichs­hafen entsteht weitestgeh­end via Bundeszusc­huss ein Hain auf dem Adenauerpl­atz. Schaut so die Umsetzung von ISEK und das Ernstnehme­n der sich einbringen­den Bevölkerun­g aus?

Walter Ege,

Friedrichs­hafen

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