Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Susan Stadler findet Lichtblicke in ihrer Kunst
Ein Besuch im Atelier der Nonnenhorner Malerin – Kontakt mit Publikum fehlt in Zeiten von Corona
NONNENHORN (bac) - Ein Atelier in München und ein Atelier in Nonnenhorn, zwischen denen die Malerin Susan Stadler wechselt. Wechselte, muss man sagen, denn seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist es still geworden. Nicht nur, dass die Verkäufe und damit auch das Einkommen eingebrochen sind, auch schmerzt es sie, dass so gut wie keine Gespräche mit Besuchern über ihre Werke stattfinden. Also wenig Resonanz als Lebenselixier. Ein Besuch in ihrem Nonnenhorner Atelier zeigt aber: Von Verdruss kann keine Rede sein.
Susan Stadler ist gebürtige Nonnenhornerin. Ihr Vater war Bildhauer, der das Atelierhaus in den 1960erJahren errichtet hat. Sie studierte von 1988 bis 1994 an der Akademie der Bildenden Künste in München Malerei und ist Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler Oberbayern und in der Neuen Münchner Künstlergenossenschaft. Ausgezeichnet wurde sie außerdem mit einer Reihe von Kunstpreisen und Stipendien. Somit sind alle Voraussetzungen erfüllt, die es für ein freischaffendes Künstlerdasein braucht. Mit Erfolg, der ihr die Selbständigkeit ermöglicht. Vorrangig arbeitet sie in München, ist doch die Künstlerund Sammlerszene dort einfach breiter aufgestellt. Mit Beginn der
Pandemie sind diese Kanäle, um für den Lebensunterhalt zu sorgen, mehr oder weniger versiegt. Was das Thema Entschädigungsgelder angeht, sei die Gruppe der bildenden Künstler innerhalb der Kulturschaffenden Schlusslicht.
In dem Kontext verweist sie auf den generell niedrigen Stellenwert speziell bildender Künstler innerhalb der Gesellschaft. Nicht nur, was die finanzielle Seite angeht, sondern auch die ideelle, ist Künstlersein doch ein Beruf wie jeder andere. Ungeachtet dessen ist Susan Stadler sich ihres Tuns und Könnens bewusst. Sie sieht die Dinge und die momentane Lage als gegeben und macht das Beste daraus. Die Malerei ist ihre wahre Berufung. Ihr Schaffen beschränke sich auf malerische Mittel und schließe ein Vorgehen aus, das sich eines dramaturgischen Formenvokabulars bediene. Dabei arbeite sie weder konzeptionell, noch abstrahiere sie von etwas Vorgegebenem, schildert sie. Vielmehr gehe es um ein Verständnis von Malerei im prozesshaften Sinne. Was beim Blick auf die wechselnden Formate sofort klar wird, ist, dass Farbe und Malstruktur dominieren.
Susan Stadler lotet mittels Pinsel, Spachtel und Rakel aus, wie Texturen
auf den verschiedenen Bildträgern zueinander in Beziehung treten. Wie auf Leinwänden, Holzplatten oder Alucobond visuelle Phänomene entstehen, die sich stark in einer räumlichen Wahrnehmung ausdrücken.
Ausgangslage ihrer Bilder ist eine dunkle Farbschicht, auf die Schicht für Schicht hellere Flächen aufgetragen werden. Allerdings nicht deckend und vollständig geschlossen. Alles Darunterliegende scheint transparent durch. „Gerade das Einfache und Offensichtliche ist das Magische“, ist Susan Stadler überzeugt, wenn sie sich ihren „Linien“-Bildern zuwendet. Nicht mit dem Pinsel gezogen, sondern eingeritzt in lichte monochrome Farbflächen bilden sie intervallartige Schwingungen ab, die aufeinander zu driften und sich wieder voneinander entfernen.
Ihr Spiel ist ein zugleich bewegtes und stilles, das sich immer weiter in den Raum ausdehnt und die Zeit hinter sich lässt. Dieses Vertiefen in das eigene Werk ist bei allen andauernden Widrigkeiten Lichtblick und Hoffnungsschimmer, meint sie.
Weitere Informationen
zum Werk von Susan Stadler gibt es unter
●» www.susan-stadler.de