Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Erdbeeren gedeihen auch auf dem Balkon
Experten geben Tipps für den Anbau der Naschfrüchte
MÜNSTER/STUTTGART (dpa) Leuchtend rote Erdbeeren, die süß schmecken, erinnern an Kindertage. Wer die Früchte so genießen will, kann sie selbst anpflanzen. Tipps, was es dabei zu beachten gibt.
Frische Erdbeeren aus dem eigenen Garten schmecken zwar süß. sind aber nicht lagerfähig. Dafür haben sie oft einen hohen Gehalt an Saft – quasi der Träger für das Aroma. „Ist eine Erdbeere vom Fruchtfleisch so fest wie ein Apfel, verliert sie deutlich an Geschmack“, erläutert Lothar Schatz, Gartenbauingenieur und Erdbeerzüchter aus Stuttgart. Daher schmecken gekaufte Erdbeeren selten so aromatisch wie die aus dem eigenen Garten. Dies liegt daran, dass gute Erdbeeren für den Handel meist andere Kriterien erfüllen müssen. Die Früchte sollen fest, groß, transport- und lagerfähig sein.
Wer einen Balkon oder Garten hat, kann Erdbeeren selbst anbauen. Bei den Erdbeeren hat aber in vielerlei Hinsicht ein starker Wandel stattgefunden. „Die Erdbeersaison hat sich verschoben“, sagt der Gartenbauingenieur Raimund Schnecking aus Münster. Für Beet- und Balkonpflanzen fällt die Saison mittlerweile in den April und Mai. Ursprünglich war die Pflanzzeit für Erdbeeren gut drei Monate später. Dabei pflanzte man nicht für die laufende Saison, sondern für das folgende Jahr. Doch: „Der Kunde möchte möglichst sofort bis zum Saisonende immer frische Früchte ernten“, erklärt Schnecking.
Bei der Auswahl der Pflanzen gibt es ein paar Unterschiede: Immertragende Sorten blühen und fruchten unabhängig von der Tageslänge, erklärt Schatz. Während die Beet-Erdbeere eine Pflanze für gute Erträge mit leckeren Früchten ist, haben Erdbeerpflanzen für den Balkon oft eine prächtigere Blüte – entsprechend der höheren Ansprüche vieler Balkonbesitzer an deren Schönheit. „Großblumige Sorten wie ,Toskana’ oder ,Elan’ sind sehr beliebt“, sagt Schnecking. Auch die sogenannten Rosen-Erdbeeren haben besonders große Blüten.
„Die gefüllt blühende RosenErdbeere ,Summer Breeze Snow’ trägt klassisch weiße Blütenschalen, während ,Summer Breeze Rose’ und ,Summer Breeze Cherry’ rosarote, gefüllte Blüten haben“, beschreibt er die neuen Trendsorten.
Neben schönen Blüten sei natürlich auch der Geschmack wichtig, so Schnecking. Wer immer ein paar Beeren naschen können will, sollte am besten gleich mehrere Pflanzen besorgen. „So können sich die einzelnen Pflanzen zwischendurch regenerieren“, erklärt der Experte. Eine Erdbeerpflanze liefert etwa 400 bis 500 Gramm Früchte. Bei den Beetsorten reift diese Menge in einer Zeitspanne von etwa zwei Wochen, während sich bei den immertragenden Sorten für den Balkon dieser Ertrag von Juli bis zum Frost erstreckt.
Erdbeeren zählen zu den Starkzehrern. Sie brauchen also eine gute Nährstoffversorgung. „Ein lockerer, humoser Boden ist ideal“, sagt Schatz. Für eine laufende Nährstoffversorgung empfiehlt er für Blühpflanzen einen Flüssigdünger. „Für Beet-Erdbeeren verwendet man einen biologischen Beerendünger“, sagt Schatz. Am besten düngt man direkt nach der Pflanzung und ein zweites Mal nach der Ernte. Von üppigen Kompostgaben rät Schatz hingegen ab: „Erdbeeren sind sehr salzempfindlich, das man mit dem Kompost stark anreichert.“Für Erdbeeren in Gefäßen empfiehlt der Erdbeerzüchter Aussaat- oder Kräutererde. „Sie ist nicht aufgedüngt.“Der Vorteil: Die Entwicklung der Pflanzen wird nicht durch Salz gehemmt. Beim Düngen sei nur wichtig, „dass man keinen stickstoffbetonten Dünger verwendet“, so der Erdbeerzüchter, weil sonst das Blattwachstum gefördert wird.
Für eine gute Erdbeerernte ist zudem die Wasserversorgung ein wichtiger Faktor. „Alle Erdbeeren brauchen eine gleichmäßig feuchte Erde“, erklärt Schatz. Aus Erfahrung weiß er: Trockenheit verursacht viele Misserfolge. Bei der Standortsuche empfiehlt er aber einem Platz in der vollen Sonne.