Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Seniorenheim kommt auf den Prüfstand
Stiftungsrat des Hospitals zum Heiligen Geist beschließt, Neubau und Nachnutzung zu prüfen
LANGENARGEN - Das hochdefizitäre Seniorenheim Hospital zum Heiligen Geist in Langenargen steht vor einer ungewissen Zukunft. Vor dem Hintergrund, dass die Einrichtung seit Jahren hohe Verluste schreibt, hat der Stiftungsrat nun einstimmig beschlossen, einen Neubau an anderer Stelle zu prüfen – in eigener Regie oder mit einem Träger – und Möglichkeiten einer Nachnutzung des Bestandsobjektes zu analysieren.
„Wenn wir so weiter wirtschaften wie bisher, wird die Stiftung auf Sicht finanziell nicht mehr in der Lage sein, ihrem Auftrag nachzukommen. Wir sind gezwungen, zu agieren. Wir müssen handeln, ohne dabei zu vergessen, welche wichtige soziale Rolle das Hospital für Langenargen hat“, stellte Bürgermeister Ole Münder in der Sitzung des Stiftungsrats fest. Die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist dient der Betreuung und Versorgung alter Menschen. Zu diesem Zweck betreibt sie ein Alten- und Pflegeheim mit Bewohnerunterkünften und Nebeneinrichtungen. Das Problem: Nicht erst seit gestern fährt die Einrichtung hohe Verluste ein, die aus den Einnahmen der Stiftung gedeckt werden müssen. Die Mitglieder des Stiftungsrats haben sich nun nach eingehender Beratung dafür ausgesprochen, die Möglichkeit eines Neubaus auf der „grünen Wiese“sowie die Varianten einer Nachnutzung des Bestandsgebäudes zu analysieren und einer Prüfung zu unterziehen.
Wie Bürgermeister Ole Münder gegenüber der SZ erläutert, habe man zuvor weitere Optionen in Betracht gezogen, wie den Umbau und die Sanierung des Bestandsobjekts, einen Anbau oder auch die Schließung des Altenpflegeheims mit einer anderen Nachnutzung des Gebäudes. „Dabei wurde jedoch schnell klar, dass das Hospitalgebäude als
Kernbestand der Stiftung niemals veräußert werden darf. Eine Schließung des Betriebs käme ebenso nicht infrage, da diese Einrichtung eine sehr enge, wichtige und geschichtliche Verbindung zu den Langenargener Bürgern und zum Ort abbildet. Insofern steht in den kommenden Jahren eine umfassende Sanierung des Gebäudekomplexes auf dem Programm.
Diese wird sich in jedem Fall im siebenstelligen Bereich bewegen und muss durch die Stiftung finanziert werden“, sagt der Langenargener Rathauschef.
Laut einer Pflegebedarfsanalyse besteht bis 2025 für Langenargen eine Angebotslücke von 37 Plätzen in Pflegeheimen, mit umgerechnet rund 780 Quadratmetern Wohn- und
Nutzfläche. Im betreuten Wohnen besteht ein Delta von 49 Wohneinheiten. Je nach Wohnflächenverbrauch entspricht dies einem zusätzlichen Bedarf von etwa 1730 bis 2080 Quadratmetern. „Ein betriebswirtschaftlich sinnvoller Betrieb eines Pflegeheims ist aus Erfahrung erst ab 80 Plätzen möglich. Im Hospital haben wir laut Versorgungsvertrag derzeit 51, von denen 45 belegt sind. Es ist klar, dass wir aufgrund der demografischen Entwicklung künftig einen noch größeren Bedarf an Pflegeund Betreuungsplätzen im Ort haben werden“, stellt Münder fest. Zudem steige die Nachfrage nach freien Plätzen von außerhalb enorm. „Unser Handlungsauftrag besteht darin, die Nachfrage im Rahmen unserer Möglichkeiten zu erfüllen“, sagt Münder.
Auf Grundlage der errechneten mittelfristigen Bedarfe müsse man eine Größe von rund 80 bis 100 Pflegeheimplätzen und 30 bis 50 Wohneinheiten des betreuten Wohnens als Orientierungsgröße bei der Planung eines Pflegecampus anstreben. Dabei seien ergänzende Angebote wie Tages- und Kurzzeitpflege oder auch Wohngruppen denkbar und sinnvoll. Laut Münder gelte es nun, neben weiteren Schritten, den Flächenbedarf der in Zukunft notwendigen Pflegeplätze ebenso zu eruieren wie den Standort eines möglichen Neubaus. „Wichtig ist mir, dass wir möglichst viele Menschen und Partner in unsere Überlegungen miteinbeziehen, die sich über dieses Thema eingehend Gedanken gemacht haben“, betont Münder.