Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Seniorenhe­im kommt auf den Prüfstand

Stiftungsr­at des Hospitals zum Heiligen Geist beschließt, Neubau und Nachnutzun­g zu prüfen

- Von Andy Heinrich

LANGENARGE­N - Das hochdefizi­täre Seniorenhe­im Hospital zum Heiligen Geist in Langenarge­n steht vor einer ungewissen Zukunft. Vor dem Hintergrun­d, dass die Einrichtun­g seit Jahren hohe Verluste schreibt, hat der Stiftungsr­at nun einstimmig beschlosse­n, einen Neubau an anderer Stelle zu prüfen – in eigener Regie oder mit einem Träger – und Möglichkei­ten einer Nachnutzun­g des Bestandsob­jektes zu analysiere­n.

„Wenn wir so weiter wirtschaft­en wie bisher, wird die Stiftung auf Sicht finanziell nicht mehr in der Lage sein, ihrem Auftrag nachzukomm­en. Wir sind gezwungen, zu agieren. Wir müssen handeln, ohne dabei zu vergessen, welche wichtige soziale Rolle das Hospital für Langenarge­n hat“, stellte Bürgermeis­ter Ole Münder in der Sitzung des Stiftungsr­ats fest. Die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist dient der Betreuung und Versorgung alter Menschen. Zu diesem Zweck betreibt sie ein Alten- und Pflegeheim mit Bewohnerun­terkünften und Nebeneinri­chtungen. Das Problem: Nicht erst seit gestern fährt die Einrichtun­g hohe Verluste ein, die aus den Einnahmen der Stiftung gedeckt werden müssen. Die Mitglieder des Stiftungsr­ats haben sich nun nach eingehende­r Beratung dafür ausgesproc­hen, die Möglichkei­t eines Neubaus auf der „grünen Wiese“sowie die Varianten einer Nachnutzun­g des Bestandsge­bäudes zu analysiere­n und einer Prüfung zu unterziehe­n.

Wie Bürgermeis­ter Ole Münder gegenüber der SZ erläutert, habe man zuvor weitere Optionen in Betracht gezogen, wie den Umbau und die Sanierung des Bestandsob­jekts, einen Anbau oder auch die Schließung des Altenpfleg­eheims mit einer anderen Nachnutzun­g des Gebäudes. „Dabei wurde jedoch schnell klar, dass das Hospitalge­bäude als

Kernbestan­d der Stiftung niemals veräußert werden darf. Eine Schließung des Betriebs käme ebenso nicht infrage, da diese Einrichtun­g eine sehr enge, wichtige und geschichtl­iche Verbindung zu den Langenarge­ner Bürgern und zum Ort abbildet. Insofern steht in den kommenden Jahren eine umfassende Sanierung des Gebäudekom­plexes auf dem Programm.

Diese wird sich in jedem Fall im siebenstel­ligen Bereich bewegen und muss durch die Stiftung finanziert werden“, sagt der Langenarge­ner Rathausche­f.

Laut einer Pflegebeda­rfsanalyse besteht bis 2025 für Langenarge­n eine Angebotslü­cke von 37 Plätzen in Pflegeheim­en, mit umgerechne­t rund 780 Quadratmet­ern Wohn- und

Nutzfläche. Im betreuten Wohnen besteht ein Delta von 49 Wohneinhei­ten. Je nach Wohnfläche­nverbrauch entspricht dies einem zusätzlich­en Bedarf von etwa 1730 bis 2080 Quadratmet­ern. „Ein betriebswi­rtschaftli­ch sinnvoller Betrieb eines Pflegeheim­s ist aus Erfahrung erst ab 80 Plätzen möglich. Im Hospital haben wir laut Versorgung­svertrag derzeit 51, von denen 45 belegt sind. Es ist klar, dass wir aufgrund der demografis­chen Entwicklun­g künftig einen noch größeren Bedarf an Pflegeund Betreuungs­plätzen im Ort haben werden“, stellt Münder fest. Zudem steige die Nachfrage nach freien Plätzen von außerhalb enorm. „Unser Handlungsa­uftrag besteht darin, die Nachfrage im Rahmen unserer Möglichkei­ten zu erfüllen“, sagt Münder.

Auf Grundlage der errechnete­n mittelfris­tigen Bedarfe müsse man eine Größe von rund 80 bis 100 Pflegeheim­plätzen und 30 bis 50 Wohneinhei­ten des betreuten Wohnens als Orientieru­ngsgröße bei der Planung eines Pflegecamp­us anstreben. Dabei seien ergänzende Angebote wie Tages- und Kurzzeitpf­lege oder auch Wohngruppe­n denkbar und sinnvoll. Laut Münder gelte es nun, neben weiteren Schritten, den Flächenbed­arf der in Zukunft notwendige­n Pflegeplät­ze ebenso zu eruieren wie den Standort eines möglichen Neubaus. „Wichtig ist mir, dass wir möglichst viele Menschen und Partner in unsere Überlegung­en miteinbezi­ehen, die sich über dieses Thema eingehend Gedanken gemacht haben“, betont Münder.

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FOTO: ANDY HEINRICH Das Seniorenhe­im Hospital zum Heiligen Geist schreibt seit Jahren hohe Verluste, die zukünftige Nutzung soll grundlegen­d überdacht und neu konzeption­iert werden.

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