Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Wir sollten Mitglieder­partei sein“

CDU-Kandidat Volker Mayer-Lay über Luxus, seine Anfänge in der JU und Politikerf­ehler

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FRIEDRICHS­HAFEN - Mayer-Lay, Heubuch, Hahn, Steffen-Stiehl, Weidel, Frank – ihre Konterfeis lächeln gerade an allen Ecken von Plakaten und Flyern. Doch wer sind die Menschen dahinter? Mit zehn persönlich­en Fragen an die sechs Direktkand­idaten der im Bundestag vertretene­n Parteien wollen wir das herausfind­en. Heute: Volker Mayer-Lay (CDU).

Welche Erfahrung hat Ihr Leben nachhaltig verändert?

„Ich glaube, dass das der Wahlkampf sein wird, weil ich zuvor noch nie so viele Menschen aus verschiede­nen Bereichen und sozialen Strukturen kennenlern­en durfte. Und so viele entlegene Winkel meiner Heimat kennengele­rnt habe. Das wird mich nachhaltig prägen.“

Was ist der größte Luxus, den Sie sich je gegönnt haben?

„Ich glaube, der Luxus, den ich mir regelmäßig gegönnt habe und gönne, das ist Zeit. Ich bin selbststän­diger Rechtsanwa­lt und da ist die Zeit, wenn man auch noch ehrenamtli­ch politisch tätig ist, dünn gesät. Ich habe mir aber immer die Zeit genommen, um mit meiner Partnerin und den Kindern Freizeit zu haben. Das ist für mich Luxus. Das ist auch deutlich mehr wert als jede Kreuzfahrt oder Luxusschli­tten.“

Wie lange mussten Sie überlegen, ob Sie sich gegen Corona impfen lassen?

„Nicht eine Sekunde. Das war für mich von Anfang an klar. Bis ich dran war, habe ich mich bemüht, Termine für Angehörige zu bekommen.“

Was war Ihr Antrieb in die Politik zu gehen?

„Anfangs, als ich mit Anfang 20 in die Junge Union eingetrete­n bin, gab es keine Ämterziele oder Antriebe. Es ging damals darum, mit politisch Gleichgesi­nnten etwas in der politische­n Gemeinde zu entwickeln. Dazu gehörte Jugendpoli­tik. Warum die JU? Es ging mir damals schon so – ratio versus emotio –, ich fand es gut, dass man in der CDU die Sache nicht einfach vom Gefühl her, sondern sachlich fundiert begründet hat, auch wenn einem eine Entscheidu­ng zunächst vorkam.“

vielleicht unangenehm

In welchen Punkten liegen Sie mit Ihrer Partei über Kreuz?

„Ich war nicht glücklich mit den Personalen­tscheidung­en der vergangene­n Jahre. Vor allem nicht mit dem Prozedere, weil die Parteibasi­s zu wenig einbezogen wurde. Wir sollten Mitglieder­partei sein. Ich denke, dass das Delegierte­nsystem, das wir haben, streckenwe­ise überholt ist.“

Wie sähe Ihre Wunschkoal­ition nach dem 26. September aus?

„In der Politik sind wir nicht bei ,Wünsch’ dir was’. Wir waren der FDP immer am nächsten. Wenn die Zahlen reichen würden, was momentan ja nicht so aussieht, wäre das mein Wunsch. Aber bei den jetzigen Entwicklun­gen könnte auch eine Jamaika-Koalition möglich sein. Ich will aber nicht, dass die CDU sich, nur um regieren zu können, völlig verbiegt.“

Welche Eigenschaf­t von Angela Merkel hätten Sie gerne?

„Das Unaufgereg­te und Besonnene, das sie ausstrahlt, nicht sofort auf etwas reagieren zu müssen, fand ich eine sehr starke Eigenschaf­t. Das versuche ich auch zu tun, statt Panikreakt­ionen zu zeigen. Man muss sich Entwicklun­gen anschauen und sorgsam beobachten, um sich dann positionie­ren zu können und zu handeln.“

Was haben Sie zuletzt bei Amazon bestellt?

„Das ist schon eine Weile her. Es war ein Ostergesch­enk für meinen kleinen Neffen, das er sich gewünscht hatte, das bei uns im örtlichen Spielwaren­laden aber ausverkauf­t war. Normalerwe­ise schaue ich sehr danach, vor Ort einzukaufe­n, was vor allem jetzt in der Corona-Zeit wichtig geworden ist.“

Was ist das politisch Unkorrekte­ste, das Sie je getan haben?

„Wenn es als politisch korrekt gilt, mit seiner Meinung hinter dem Berg zu halten, kann es sein, dass ich manchmal zu ehrlich und direkt meine Meinung gesagt habe.“

Wann haben Sie sich zuletzt für eine/n Politiker/in aus Ihrer Partei geschämt?

„Schämen kann man sich nur für Politiker wie Trump. Bei uns machen Politiker auch Fehler, sprechen, bevor sie nachgedach­t haben. Das ist aber menschlich. Wenn man den Politikern das nicht mehr erlauben würde, ihnen keinen Fehler mehr verzeihen würde, dann hätten wir ein Problem. Man kann sich wundern oder ärgern, aber schämen muss man sich dafür nicht.“

schwäbisch­e.de/ wahl21-mayer-lay

Für diese Interview-Reihe haben wir die Direktkand­idaten der sechs im Bundestag vertretene­n Parteien angefragt. Die Bewerberin der AfD, Alice Weidel, war trotz mehrerer Nachfragen nicht zu einem Gespräch bereit.

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Video

Ein mit fünf Fragen an Volker Mayer-Lay zu politische­n Themen findet man online unter

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FOTO: ANDY HEINRICH „Mein Lieblingso­rt ist Nussdorf am Bodensee, wo ich aufgewachs­en bin und mich viele schöne Kindheitse­rinnerunge­n begleiten. Beim Rudern kann ich mich entspannen, runterfahr­en und die Ruhe auf dem See genießen. Dieser Ort ist zugleich Heimat, Natur und Idylle“, sagt Volker Mayer-Lay.

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