Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Currywurst schlägt Quinoa-Geschnetzeltes
Mit dem Essen aus der Kantine ist es so eine Sache: Mal mundet es schlecht, dann wiederum schmeckt es nicht gut. Die Variationen der kulinarischen Irrtümer können in der Tagesmitte eine echte Herausforderung sein. An dieser Stelle sei aber ausdrücklich erwähnt, dass es auch gute Kantinen geben mag, deren Existenz aber auf jeden Fall zu wenig verbreitet ist.
Bei jenen Kantinen, die eine gewisse Auswahl bieten, lässt sich an der Rangliste der beliebtesten Speisen ablesen, wie es wirklich um die Ernährung der Bevölkerung bestellt ist. Es sind nämlich nicht Blattsalate mit Quinoa-Geschnetzeltem oder Sojabohnen-Quark mit Gurken-Tagliatelle, die da an der Spitze rangieren. Nein, vielmehr liefern sich Currywurst und Spaghetti Bolognese einen erbitterten Kampf um die Vorherrschaft. Man sieht also: Die Ernährungs- und Gesundheitsapostel haben noch viele Gardinenpredigten zu halten, bevor sich im kulinarischen Bewusstsein der Bevölkerung etwas ändert.
Wobei freilich immer dann, wenn Leute befragt werden, die Beteuerungen, sich bewusst und gesund zu ernähren, mit aller Nachdrücklichkeit zu Protokoll gegeben werden. Aus vielen Untersuchungen weiß der demoskopisch interessierte Mensch, dass Bekenntnis und Realität bisweilen sehr weit auseinander klaffen. So würden es Italiener rundheraus ablehnen, bei Spaghetti Bolognese überhaupt von Essen zu reden. Denn im Mutterland der Hackfleischsoße wird der mit Currywurst nicht unter zwei Kilo bestraft, der es wagt, irgend etwas anderes als Bandnudeln zur Bolognese zu essen. (nyf)
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