Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Vom Tarnkappen-Jet bis zum Kampfschuh

In was die Bundeswehr mit dem Sonderverm­ögen von 100 Milliarden Euro investiere­n wird

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BERLIN (AFP) - Der Bundestag hat über das Sonderverm­ögen für die Bundeswehr abgestimmt. AmpelParte­ien und Union haben sich zuvor auf die Liste mit Rüstungsgü­tern verständig­t, die aus dem 100-Milliarden-Fonds finanziert werden sollen. Die Palette reicht vom hochmodern­en Tarnkappen-Kampfjet bis zu Soldatenst­iefeln. Ein Überblick:

Luft (40,9 Milliarden Euro)

Als Nachfolger für den alternden Tornado soll der US-Tarnkappen­Jet F-35 beschafft werden. Geplant ist der Kauf von 35 Stück. Das Kampfflugz­eug ist auch wichtig für die sogenannte nukleare Teilhabe: Dabei geht es um ein Abschrecku­ngskonzept der Nato, bei dem Verbündete Zugriff auf US-Atombomben haben und diese im Ernstfall transporti­eren. Beschlosse­n ist auch die Anschaffun­g von 60 schweren Transporth­ubschauber­n vom Typ CH-47F Chinook. Auf der Liste stehen zudem Entwicklun­g und Kauf eines neuen Eurofighte­r-Modells für elektronis­che Kriegsführ­ung (ECR Eurofighte­r). Bis 2027 soll auch die Entwicklun­g des gemeinsam mit Frankreich und Spanien geplanten Kampfflugz­eugprojekt­s der nächsten Generation - das Future Combat Air System (FCAS) aus dem Sonderverm­ögen finanziert werden. Gelder sollen auch in die Bewaffnung der Heron-Drohne fließen sowie in die Beschaffun­g von leichten Unterstütz­ungshubsch­raubern, Seefernauf­klärern und dem weltraumba­sierten Frühwarnsy­stem Twister.

See (19,3 Milliarden Euro)

Für die Marine sollen weitere Korvetten vom Typ 130, Fregatten F126 sowie das Jagd-U-Boot 212 CD angeschaff­t werden. Hinzu kommen Mehrzweckk­ampfboote und ein Nachfolger für das bisherige Festrumpfs­chlauchboo­t, das etwa die Kampfschwi­mmer einsetzen. Zudem sollen Entwicklun­g und Beschaffun­g einer künftigen MarineRake­te, U-Boot-Flugabwehr­flugkörper und Gerät zur Unterwasse­rortung finanziert werden.

Landstreit­kräfte (16,6 Milliarden Euro)

Bei den Landstreit­kräften geht es insbesonde­re um die Nachfolge für den Schützenpa­nzer Marder und den Truppentra­nsporter Fuchs. Geld soll es auch für die restliche Nachrüstun­g des Schützenpa­nzers Puma geben. Auch ein Nachfolger für das gepanzerte Schneefahr­zeug BV 206 steht auf der Liste. Hinzu kommen bis 2024 Mittel für die Entwicklun­g eines Nachfolger­s für den Leopard-2-Panzer, der gemeinsam mit Frankreich entwickelt werden soll.

Führungsfä­higkeit der Bundeswehr (20,7 Milliarden Euro)

Hier geht es vor allem um die Digitalisi­erung der Bundeswehr, etwa über neue Funkgeräte oder Geld für einen Rechenzent­rumsverbun­d. Hinzu kommen elektronis­che Führungsin­formations­systeme für Einsätze

und Investitio­nen in Satelliten­kommunikat­ion.

Forschung und Entwicklun­g (500 Millionen Euro)

Projekte sind hier bessere land- und seegebunde­ne Navigation sowie die „Überwachun­g und Sicherung großer Räume mittels Künstliche­r Intelligen­z“.

Bekleidung und persönlich­e Ausrüstung (zwei Milliarden Euro) Soldatinne­n und Soldaten sollen Nachtsicht­geräte und „Sprechsätz­e mit Gehörschut­z“für den Gefechtshe­lm bekommen. Zudem werden Mittel für die weitere Beschaffun­g des „Kampfschuh­systems Streitkräf­te“, dem neuen Stiefel der Bundeswehr, bereitgest­ellt.

Finanzieru­ng im Haushalt

Das Sonderverm­ögen wird über die Aufnahme zusätzlich­er Schulden finanziert. In der Vorlage des Bundesfina­nzminister­iums steht zunächst nur eine Kreditsumm­e von 90 Milliarden Euro. Fest verplant sind davon bisher 81,9 Milliarden Euro. Das liegt einerseits daran, dass einzelne Posten wie Korvetten bereits im normalen Budget des Verteidigu­ngsministe­riums für dieses Jahr enthalten sind. Sie sollen dann ab 2023 „in das Sonderverm­ögen überführt“werden. Zudem gibt es teils auch noch keine Freigabe für die kompletten Kosten einzelner Projekte, die sich oft über mehrere Jahre erstrecken.

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FOTO: SCHULZE/DPA Ein Schützenpa­nzer der Bundeswehr vom Typ Marder. Er ist in die Jahre gekommen und soll Schritt für Schritt ersetzt werden.

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