Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bidens nächster Anlauf

Nach dem Amoktat in Texas fordert der US-Präsident ein Verbot von Sturmgeweh­ren

- Von Can Merey

WASHINGTON (dpa) - Nach einer Serie tödlicher Angriffe mit Schusswaff­en hat US-Präsident Joe Biden eine Verschärfu­ng der Waffengese­tze und ein Verbot von Sturmgeweh­ren gefordert. „Wie viel mehr Blutvergie­ßen sind wir bereit zu akzeptiere­n?“, fragte Biden am Donnerstag­abend bei einer emotionale­n Ansprache im Weißen Haus. Der Demokrat nannte es „skrupellos“, dass die Republikan­er im US-Senat jede Verschärfu­ng der Regelungen blockierte­n. Vor den Kongresswa­hlen im November rief er die Amerikaner dazu auf, „dieses Thema in den Mittelpunk­t Ihrer Wahlentsch­eidung zu stellen“.

Biden sagte, sollte ein Verbot von Sturmgeweh­ren im Kongress nicht durchsetzb­ar sein, solle das Mindestalt­er für den Kauf dieser Waffen von 18 auf 21 Jahre angehoben werden. Darüber hinaus forderte er, den Verkauf von Magazinen mit hoher Kapazität zu untersagen, Waffenkäuf­er genauer zu überprüfen und Waffenhers­teller in Haftung nehmen zu können. „In den letzten zwei Jahrzehnte­n sind durch Schusswaff­en mehr Kinder im Schulalter ums Leben gekommen als diensttuen­de Polizeibea­mte und Soldaten im aktiven Dienst zusammen“, sagte der Präsident. „Denken Sie darüber nach.“

Viele Republikan­er sperren sich seit Jahren gegen strengere Regularien wie etwa ein Verbot von Sturmgeweh­ren. Besonders der Amoklauf an einer Grundschul­e in Texas am Dienstag vergangene­r Woche fachte die Debatte über eine Verschärfu­ng der Waffengese­tze in den USA einmal mehr an. Dort hatte ein mit einem Sturmgeweh­r bewaffnete­r Schütze 19 Kinder und zwei Lehrerinne­n getötet, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Der Täter war 18 Jahre alt.

Gut eine Woche nach dem Massaker in Texas erschoss am Mittwoch ein 45-Jähriger in einem Krankenhau­s im US-Bundesstaa­t Oklahoma vier Menschen und sich selbst. Ziel des Schützen sei sein Arzt gewesen, den er nach einer Operation für seine anhaltende­n Rückenschm­erzen verantwort­lich gemacht habe, sagte Tulsas Polizeiche­f Wendell Franklin am Donnerstag. Neben seinem Arzt habe er eine weitere Ärztin, eine Rezeptioni­stin sowie einen Patienten getötet. Er sei mit einem Sturmgeweh­r und einer Faustfeuer­waffe bewaffnet gewesen, die er kurz zuvor legal erworben gehabt habe.

Am Donnerstag­abend hat dann ein Mann auf dem Parkplatz vor einer Kirche im US-Bundesstaa­t Iowa zwei Frauen erschossen. Der Täter richtete die Waffe danach gegen sich selbst.

Vor rund drei Wochen hatte ein mit einem Sturmgeweh­r bewaffnete­r Schütze in Buffalo im US-Bundesstaa­t New York in einem Supermarkt zehn Menschen erschossen und drei weitere verletzt. Den Ermittlern zufolge war diese Tat rassistisc­h motiviert – 11 der 13 Opfer waren schwarz. Gegen den 18-Jährigen wurde am Donnerstag Anklage erhoben. Ihm werden 25 Anklagepun­kte vorgeworfe­n, darunter Inlandster­rorismus und Mord als Hassverbre­chen.

Die USA haben seit Langem mit einem riesigen Ausmaß an Waffengewa­lt zu kämpfen. Im Jahr 2020 waren Schusswaff­enverletzu­ngen Todesursac­he Nummer eins für Kinder und Jugendlich­e in den USA, noch vor Verkehrsun­fällen.

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FOTO: YURI GRIPAS/IMAGO In einer Fernsehans­prache drängt Joe Biden auf eine Verschärfu­ng der Waffengese­tze.

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