Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Zehntausende feiern bei Rock im Park und Rock am Ring
Ein Festival-ABC mit weniger als 26 Einträgen – Bei einem Open Air gelten eben andere Regeln
NÜRNBERG - Rockfans haben eine lange Durststrecke hinter sich. Erstmals seit 2019 finden Rock im Park in Nürnberg und Rock am Ring am Nürburgring dieses Wochenende wieder statt. In Nürnberg werden 70 000 Besucher erwartet, am Nürburgring 90 000. Angekündigt haben sich für das dreitägige Zwillingsfestival die kanadischen Alternative-Rocker Billy Talent, die US-Punks Green Day und die britischen Bombast-Rocker von Muse. Auch Jan Delay, Beatsteaks, Casper und Marteria sind mit von der Partie. wie Auftakt: Mit einem epochalen Intro starten Black Veil Brides in Nürnberg am frühen Nachmittag auf der Hauptbühne, inzwischen „Utopia Stage“genannt. An die neuen Bühnennamen müssen sich viele Besucher erst noch gewöhnen. Auf der „Mandora Stage“ist parallel Chris Daughtry mit seiner nach ihm benannten Band zu sehen. Bei Titeln wie „It’s Not Over“, der eine Grammy-Nominierung einbrachte, oder „Heavy Is The Crown“geht es ausgelassen zu. wie Bargeldlos: Egal ob Bier, Pizza oder Band-T-Shirt: An den Verkaufsständen auf dem Festivalgelände haben Münzen und Scheine ausgesorgt. Am Eintrittsbändchen tragen die Besucher einen Chip. Dieser lässt sich online oder vor Ort mit Guthaben aufladen – eine Neuerung, die nicht bei allen auf Begeisterung stößt. wie Corona: Die Pandemie hat zweimal in Folge den Ausfall der Festivals beschert. An diesem Wochenende spielt sie eine untergeordnete Rolle. Es besteht uneingeschränkter Zugang zum Festivalgelände. Masken sind selten gesehen. Claus aus Mindelheim setzt wie viele andere Besucher auf die Schutzkraft seiner Impfungen.
ABCDwie Down Under: Airbourne sind regelmäßig in Nürnberg zu Gast, so auch am Freitagnachmittag. Sie punkten mit klassischem Hardrock, der hörbar an ihre großen Vorbilder und australischen Landsmänner von AC/DC erinnert. wie Stimmung: Endlich wieder Festival scheint die einhellige Meinung der Besucher. Mal wieder ein Wochenende fern vom Alltag, mit Musik satt, mit alten und neuen Freunden, mit Trinkspielen und Unvorhergesehenem. Auf dem Konzertgelände herrscht am Freitagnachmittag gelöste, fast selige Stimmung. Vielleicht mischt sich auch ein klein bisschen mehr Zurückhaltung und Rücksichtnahme unter als in vergangenen Jahren. wie Techno: Seit Jahrzehnten fassen die Veranstalter den Rock-Begriff sehr, sehr weit. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch Scooter um H.P. Baxxter einen Platz finden. wie Vorbereitung: Der Aufbau in Nürnberg hat vier Tage in Anspruch genommen. Insgesamt wurden für die drei Bühnen 250 Tonnen Stahl verbaut und allein für den Ton zehn Kilometer Kabel verlegt, für das Licht weitere drei Kilometer Kabel und vier Kilometer Glasfasertechnik. wie Zitterpartie: Dass sie jetzt wirklich wieder bei einem Festival sind, fühlt sich für viele Festivalgänger auch nach der ersten Nacht im Zelt noch sehr unwirklich an. Lange haben viele nicht daran geglaubt, wirklich an Pfingsten mit Zehntausenden anderen Fans zu feiern. Los geht’s!
SZ