Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Zum Showdown Hallelujah
Tatort Dresden: Das kalte Haus (Montag, ARD, 20.15 Uhr) - Die Kommissarinnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) sind auf dem Weg zu Karins Geburtstagsfeier. In Glitzerpullis gekleidet und den Kofferraum voller Alkoholika. Zu dem Besäufnis mit Ansage kommt es aber dann doch nicht, denn ihr Vorgesetzter Schnabel (Martin Brambach) verdirbt das Vorhaben: Sie sollen erst dem Notruf des Industriellen Simon Fischer (Christian Bayer) nachgehen, der seine Frau vermisst. Und zwar sofort! Ordnet der Chef an, denn Fischer ist ein Promi, was an der digital aufgerüsteten Protzbehausung mit Märchenschlosscharakter unschwer festzustellen ist. Doch keiner ist zu Hause. Der Abdruck einer blutigen Hand an der Wand und eine Blutlache auf dem seidenen Bettbezug lassen Schlimmstes ahnen.
Der zweite Tatort von Anne Zohra Berrached (Buch und Regie) nach dem Charlotte-Lindholm-Krimi „Der Fall Holdt“startet schaurig im Halbdunkel. Als Zuschauer rechnet man ständig damit, dass die beiden Kommissarinnen bei ihrer Hausdurchsuchung angegriffen werden oder auf die Leiche der Verschwundenen stoßen. So wird schon mal tüchtig an der Spannung gedreht. Doch nichts passiert, außer der Entdeckung des Filmstudios der Verschwundenen, die als „Glückssucherin“OnlineKarriere macht. Ihr persönliches Glück scheint indessen angekratzt, weil bei den Ermittlungen Simons Gewaltausbrüche bekannt werden. Für Gorniak ist der Fall klar. Vor allem Christian Bayer treibt als Ehemann das perfekte Verwirrspiel noch an.
Manche verbalen Entgleisungen wären verzichtbar. Aber ansonsten bietet dieser Krimi eine Studie menschlicher Beziehungen: Abhängigkeiten, Besitzansprüche, Eifersüchteleien, Verletzungen … Es bleibt spannend bis zum Showdown inklusive Leonard Cohens „Hallelujah“.