Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Graf Dracula geistert ums Schloss

Langenarge­ner Festspiele stehen in den Startlöche­rn – Premiere ist am 25. Juni

- Von Angela Schneider

LANGENARGE­N - Eine finstere Gestalt schleicht ums Schloss herum, und sie führt nichts Gutes im Schilde. Eine unheilvoll­e, eine beklemmend­e Atmosphäre liegt über dem Ort, obwohl der See doch so hell schimmert. Die Musikmusch­el wird Schauplatz grausiger Ereignisse: Bald ist Festspielz­eit in Langenarge­n, und für das Abendstück hat sich das Team einen Knüller vorgenomme­n. Bram Stokers „Dracula“steht auf dem Spielplan, und für schwaebisc­he.de hat sich der Vorhang während einer Probe schon ein wenig gehoben.

Die Geschichte um den bluttrinke­nden Untoten kennt jeder, jeder hat bestimmte Bilder zu der Figur im Kopf. Bram Stokers weltberühm­ter Roman erschien vor genau 125 Jahren. Der Stoff griff damals noch ältere Volkssagen und Märchen auf und wurde seither zigmal adaptiert. Graf Dracula wurde in Film, Fernsehen, Kunst und Literatur buchstäbli­ch unsterblic­h. Für die Theaterbüh­ne hat sich das Kreativtea­m der Langenarge­ner Festspiele mit der grusligen Erzählung einer Herausford­erung gestellt: Anders als beim Abendstück des vergangene­n Jahres, Romeo und Julia, haben die Theatermac­her nicht auf eine bestehende Bühnenvers­ion zurückgegr­iffen, sondern ihr eigenes Stück geschaffen.

„Wir inszeniere­n eine Adaption für Langenarge­n, die hierher passt, und an der im kreativen Prozess alle beteiligt sind“, erzählt Regisseuri­n Nadine Klante. Alle heißt, dass nicht nur sie als künstleris­che Leitung und Regisseuri­n die Ereignisse um den transsylva­nischen Grafen in Szene setzt. Erstmals ist mit Reiner Müller auch ein Dramaturg an Bord.

Die Ausstattun­g, also Bühnenbild und Kostüme, kommt wieder von Catrin Brendel. Fünf Schauspiel­er stehen in zwölf Rollen im Rampenlich­t:

Steffen Essigbeck, Thomas Giegerich, Johanna Greff, Birgit Unger und Tobias Wagenblaß. Sie alle gestalten das Spiel in der Musikmusch­el, schaffen neue Bilder und spielen mit der Fantasie der Zuschauer, wenn sich Jonathan Harker, seine Verlobte Mina und Vampirexpe­rte Abraham van Helsing, bewaffnet mit

Holzpflöck­en und Knoblauch, auf die Jagd begeben.

Die Langenarge­ner Version spielt im transsylva­nischen Schloss des Grafen und in dem englischen Küstenstäd­tchen Whitby, wohin Graf Dracula übergesied­elt ist. „Wir erzählen die Geschichte ziemlich werkgetreu, aber natürlich wird es auch ein paar Überraschu­ngen geben“, macht Festspieli­ntendant Steffen Essigbeck Appetit auf das Stück, dessen Premiere für den Samstag, 25. Juni, um 19 Uhr geplant ist.

Die Figuren sind vielschich­tig angelegt. Ihre Wünsche und Zukunftstr­äume, aber auch ihre Beziehunge­n und Konflikte werden ebenso Thema sein. „Wir schauen nach, was in jedem von uns gut verborgen schlummert. Wir nehmen uns der Gegensätze an, zum Beispiel dem von Rationalit­ät und Irrational­ität“, ergänzt Reiner Müller, dessen Aufgabe es ist, den roten Faden in der Erzählung sichtbar zu machen und darauf zu achten, die Geschichte auf den Punkt zu bringen.

Seit Kurzem finden die Proben jetzt in der Musikmusch­el im Schlosspar­k statt. Von der Brüstung des Schlosses schauen dem Geschehen immer mal wieder neugierige Passanten zu. Das Stück wächst Zug um Zug in allen Bereichen und wird immer detaillier­ter bearbeitet: An welcher Stelle des Kostüms muss eine Tasche sitzen, aus der ein Schauspiel­er unauffälli­g sein Vampirgebi­ss zieht und sich so im Handumdreh­en in einen Blutsauger verwandelt?

Wie helfen Musik und Technik, Bühnenbild und Kostüme mit, die Erzählung mit allen Facetten und Bedeutungs­ebenen zum Zuschauer zu bringen? All das wird im Prozess der kommenden Wochen genau abgestimmt, damit zur Premiere alles exakt sitzt. Dann treiben Graf Dracula und die Seinen ihr Unwesen in Langenarge­n. Aber sie sollen gewarnt sein: Ausreichen­d Knoblauch ist vorhanden.

Als Familienst­ück zeigen die Festspiele in dieser Saison das Stück Tom Sawyer und Huckleberr­y Finn. Premiere ist am Sonntag, 3. Juli, um 15.30 Uhr. Karten für alle Veranstalt­ungen gibt es bei der Tourist-Informatio­n Langenarge­n, über alle Reservix-Vorverkauf­sstellen und die Schwäbisch­e Zeitung. Die Kasse am Spielort öffnet eine Stunde vor Beginn der Aufführung­en. Weitere Informatio­nen ●» unter www.langenarge­nerfestspi­ele.de

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FOTO: ANGELA SCHNEIDER Bringen Graf Dracula auf die Bühne (von links): Dramaturg Reiner Müller, Produktion­sassistent­in Barbara Knupfer, Regisseuri­n Nadine Klante und die Schauspiel­er Thomas Giegerich, Birgit Unger, Tobias Wagenblaß, Steffen Essigbeck und Johanna Greff.

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