Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Weltladen Immenstaad fordert gerechte Preise
Bei bundesweitem Weltladentag macht auch das Team der Seegemeinde unter dem Motto „MÄCHTIG unfair“auf ungerechte Handelspraktiken aufmerksam
IMMENSTAAD (sz) - Warum waren am Mittwoch eine Kaffeemühle, eine Milchtüte, ein Warndreieck mit einem Paragraphen und ein Darth Vader am Stand des Weltladens auf dem Wochenmarkt? Der Weltladen wollte zum bundesweiten Weltladentag damit aufmerksam machen, dass viele Produzentinnen und Produzenten weltweit kein existenzsicherndes Einkommen aus dem Handel mit ihren Produkten erzielen, wie einer Pressemitteilung zu entnehmen ist. „Oft decken die Preise, die die Erzeuger für Kaffee, Kakao, Bananen oder Milch erhalten, nicht einmal die Produktionskosten,“erläuterte Anita Konath vom Weltladen-Team. „Durch die aktuell steigenden Verbraucher-Preise merken wir auf dramatische Weise, wie wichtig existenzsichernde Einkommen und Löhne sind, sowohl in Deutschland wie auch weltweit.“
Um auf diese Misslage aufmerksam zu machen, brachte der Weltladen vier Gegenstände mit und drapierte sie auf schwarze Boxen. Die Kaffeemühle mit dem Untertitel „Zermürbt bis aufs Letzte“stand für die Zwischenhändler im Kaffee-handel, denen die Kleinbauern hilflos ausgesetzt sind. Der Darth Vader mit „Möge die Markt-Macht mit dir sein“machte darauf aufmerksam, dass die vier großen Supermarktketten in Deutschland den Lebensmitteleinzelhandel mit 85 Prozent Marktanteil beherrschen und kleine Konkurrenz geschickt verdrängen, heißt es weiter in der Mitteilung. Eine zerdrückte Milchpackung, „Mit Füßen getreten“, stand für die Zusammenarbeit von großen Molkereien und dem deutschen Lebensmitteleinzelhandel. „Der Milchpreis in Deutschland steigt zwar momentan wieder, doch ihre Kosten können die Erzeuger damit noch lange nicht decken. Einige zahlen pro Liter sogar über zwei Cent drauf“, ärgert sich Renate Weber vom Weltladen-Team. Das vierte Objekt, ein Warndreieck mit einem Paragraphen-Symbol verkörperte die „Gesetzeslücke“. Seit Mai 2021 gibt es ein Gesetz gegen unfaire Handelspraktiken im LandwirtschaftsSektor, das Verbot Produzenten Preise unterhalb der Produktionskosten zu zahlen, ist darin aber nicht enthalten. In anderen EU-Ländern gibt es das bereits.
Die Öffnungszeiten des Weltladens sind Mittwoch und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr und Donnerstagnachmittag von 15 bis 18.30 Uhr. Am ersten Mittwoch im Monat baut der Weltladen einen Stand auf dem Wochenmarkt auf. Stets willkommen sind neue ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, sei es für den Verkauf, aber auch für die IT.