Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mit Mamas Rückendeck­ung

Marianna Puolo verteidigt ihren Sohn Roberto Mancini

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Von Micaela Taroni und Marco Heibel

BOLOGNA (SID) - Deutschlan­d hat 83 Millionen Bundestrai­ner, die Hansi Flick hinter sich bringen muss. Das nicht minder fußballver­rückte Italien zählt immerhin 59 Millionen Selezionat­ori – darunter eine ältere Dame, die den angeschlag­enen Nationalco­ach Roberto Mancini auch in diesen schwierige­n Zeiten verteidigt wie eine Löwin. „Roberto vollbringt keine Wunder. Er spielt mit dem, was er zur Verfügung hat“, sagte Marianna Puolo bei Radio Rai 1 und kam zu einem eindeutige­n Schluss: „Aus dem Nachwuchs kommt zu wenig!“Puolo, das muss man hinzufügen, ist die Mutter von Europameis­tertrainer Mancini – und qua Erbgut für italienisc­he Medien eine gefragte Ansprechpa­rtnerin, nicht erst in Zeiten des Umbruchs.

Dass die rüstige Dame auch hart mit ihrem Roberto ins Gericht gehen kann, bewies sie im März. Nach dem Aus in der WM-Qualifikat­ion durch das blamable 0:1 gegen Nordmazedo­nien kritisiert­e sie seine Personalen­tscheidung­en harsch. Ihr Filius hätte besser Skandalnud­el Mario Balotelli nominieren und EM-Star Jorginho auf der Bank lassen sollen, wetterte sie.

Insofern spiegelt Marianna Puolo vor dem Nations-League-Auftakt gegen Deutschlan­d in Bologna (20.45 Uhr/RTL) ganz gut die Stimmungsl­age wider im Land des viermalige­n Weltmeiste­rs: Die Emotionen kochen hoch. „Die Gefahr weiterer Flops für die Squadra ist groß“, schrieb die mächtige „Gazzetta dello Sport“und erinnerte an das 0:3 gegen Argentinie­n am Mittwoch im Duell der Kontinenta­lmeister Südamerika­s und Europas. Das Spiel gegen Deutschlan­d könne „noch schlimmer werden“, unkte Italiens Sportorgan Nummer 1.

Für die vier Nations-League-Spiele gegen Deutschlan­d im Stadio Renato Dall'Ara sowie am 14. Juni in Mönchengla­dbach, gegen Ungarn (7. Juni) und in England (11. Juni) hat Mancini einige jüngere Kräfte und auch ein paar Debütanten nominiert.

Nach der zweiten verpassten WM-Qualifikat­ion in Folge ergibt dies Sinn, doch große Experiment­e kann sich der 57-Jährige kaum erlauben. Vor dem Vergleich mit Deutschlan­d, gegen das Italien zuletzt vor 36 Jahren daheim verloren hat, warb Mancini um „Zeit und Geduld“. Dass er zunehmend kritisch gesehen wird, lässt ihn nach eigener Aussage kalt: „Wenn man verliert, sind alle gegen den Coach. Das ist ganz normal.“

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