Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Gauff geht gereift ins erste Finale – Swiatek bleibt dennoch Favoritin

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Als Coco Gauff am 1. Juli 2019 auf die große Bühne trat, war sofort klar, dass sie kein gewöhnlich­er Teenager ist. Wer mit 15 Jahren in Wimbledon die große Venus Williams ausschalte­t, wer tollkühn ankündigt, das Turnier gewinnen und „die Größte“werden zu wollen, lässt aufhorchen. Und setzt sich einen schweren Rucksack auf.

Gauff galt sofort als „next big thing“im Damentenni­s, als nächste Serena Williams. „Wenn sie mit 20 Jahren nicht die Nummer eins der Welt ist, werde ich absolut schockiert sein“, sagte John McEnroe. Eine Erwartungs­haltung, an der man auch scheitern kann. Drei

Jahre später steht die 18-Jährige in zwei Finals der French Open: Zunächst am Samstag im Einzel (15 Uhr/Eurosport) gegen die Weltrangli­stenerste Iga Swiatek, dann am Sonntag (11.30 Uhr) im Doppel mit Landsfrau Jessica Pegula.

Gauff wirkt reif, erwachsen, wenn sie nun darüber spricht, dass sie sich nach ihrem aufsehener­regenden Grand-Slam-Debüt vielleicht zu hohe Erwartunge­n aufgebürde­t hat: „Jetzt bin ich definitiv bereit. Aber ich setze mich nicht unter Druck zu gewinnen.“Ihr gelingt es offenbar mittlerwei­le blendend, ihre Karriere als Sportlerin richtig einzuordne­n. Für Gauff gibt es nicht (mehr) nur Tennis.

Sie nutzt ihre Popularitä­t längst auch dafür, gesellscha­ftliche Probleme zu adressiere­n. In Paris schrieb sie nach dem Halbfinale gegen Martina Trevisan ein Zeichen für Frieden und gegen Waffengewa­lt in den USA auf die Linse einer TV-Kamera und sprach auch auf der Pressekonf­erenz ausführlic­h darüber. Der Hauptfokus in Paris bleibt aber auf den Sport gerichtet. Und da nimmt es Gauff gegen Swiatek nicht nur mit einer ebenso interessan­ten Persönlich­keit auf, sondern vor allem auch mit der überragend­en Spielerin der Saison, die 34 Matches in Serie gewonnen hat. Auch bei der Polin dreht sich viel darum, mit dem Druck umzugehen, den sie verspürt. Ihre Mentaltrai­nerin Daria Abramowicz hat sie eng an der Seite. „Die Gespräche, die ich vor den Matches habe, sind sehr hilfreich“, sagte Swiatek. Sie könnte in Paris zum zweiten Mal nach 2020 triumphier­en. (SID)

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