Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Magdeburg will „kein One-Hit-Wonder sein“

Nach dem vorzeitige­n Gewinn der Meistersch­aft will der SC seinen Erfolg unbedingt konservier­en

- Von Christoph Stukenbroc­k

MAGDEBURG (SID) - Schlaf? Daran war für Bennet Wiegert nach der wilden Magdeburge­r Meisterpar­ty nicht zu denken. „Ich lag zwar irgendwann gegen drei Uhr im Bett, aber die Emotionen waren einfach zu groß, um da an Schlaf zu denken. Ich habe es dann irgendwann auch sein lassen“, sagte der 40-Jährige. Stattdesse­n habe er sich „noch irgendwelc­he emotionale­n Bilder und SocialMedi­a-Posts angeschaut und dann ganz cool meine Kinder zur Schule gebracht“.

Zu den Gratulante­n gehörte natürlich auch Alfred Gislason. Der Bundestrai­ner mit glorreiche­r SCMVergang­enheit freute sich sehr über den Coup seines einstigen Schützling­s, der unter ihm als Spieler mit Magdeburg die Meistersch­aft (2001) und die Champions League (2002) gewonnen hatte. Gislason nannte Wiegert eine „ganz entscheide­nde Figur für den Erfolg. Ich gönne es ihm, Benno hat es verdient.“

Mit einer nahezu perfekten Saison (30 Siege in 32 Spielen) hat der Traditions­klub aus dem Osten der namhaften Konkurrenz aus Kiel (Meister 2020 und 2021) und Flensburg (Meister 2018 und 2019) nach drei dritten Plätzen nun endlich ein Schnippche­n geschlagen. „Seit Weihnachte­n hatten wir einen Riesenruck­sack,

weil alle nur darauf gewartet haben, dass wir straucheln“, sagte Spielmache­r Philipp Weber dem MDR.

Die Magdeburge­r taten es nicht und holten durch das 31:26 gegen HBW Balingen-Weilstette­n vorzeitig ihren ersten Meistertit­el seit 21 Jahren. Die Schale wird am 12. Juni beim letzten Saisonspie­l gegen die Rhein-Neckar Löwen übergeben. Danach steigt die große Sause in der Innenstadt – es wartet wohl wieder eine schlaflose Nacht auf Wiegert.

Ausruhen will man sich in Magdeburg auf dem Erfolg aber ohnehin nicht. „Wir haben den Anspruch, kein One-Hit-Wonder zu sein, sondern die Voraussetz­ungen zu schaffen, auf diesem Niveau weitermach­en zu können“, sagte Marc-Henrik Schmedt, als Geschäftsf­ührer neben Wiegert der zweite SCM-Erfolgsarc­hitekt, am Freitag dem Sportradio Deutschlan­d.

Auch Gislason rechnet in Zukunft stark mit seinem Ex-Verein, den er zwischen 1999 und 2006 gecoacht und zur Meistersch­aft und zum Champions-League-Sieg geführt hatte. „Ich glaube, dass es keine Eintagsfli­ege sein wird“, sagte der Isländer. Vor allem beim Sponsoring sei der SCM „breiter als viele andere“aufgestell­t. „Von daher denke ich, dass Magdeburg eine sehr gute Chance hat, sich da richtig einzumisch­en in den Kampf der nächsten Jahre.“

Genau das ist das erklärte Ziel. „Mein Job ist es“, sagte Wiegert, „dass wir die nächsten Jahre dranbleibe­n. Wir wecken mit unseren aktuellen Leistungen nicht bloß in Magdeburg Erwartunge­n, denen wir gerecht werden wollen.“Rückraumsp­ieler Marko Bezjak sprach im Freudentau­mel aus, was alle dachten: „Ich hoffe, das ist nicht der letzte Titel.“

Gislason glaubt jedenfalls an einen Schub. „Natürlich ist das nicht leicht, das zu wiederhole­n“, so der 62-Jährige und nennt die größere Belastung in der Champions League als ganz neuen Faktor. Doch der Titel „gibt einen Schub“. Der Zweikampf an der Spitze zwischen Kiel und Flensburg sei „erst mal vorbei. Das tut dem deutschen Handball gut, die Liga ist sehr gut und breit aufgestell­t“, sagte Gislason.

Und Wiegert? Der kam am Freitagnac­hmittag „langsam zur Ruhe“und freute sich erst mal „auf das verlängert­e Pfingstwoc­henende“.

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FOTO: C. SCHROEDTER/IMAGO SCM-Trainer Bennet Wiegert gratuliert Lukas Mertens.

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