Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Foie gras – gefüttert, nicht gestopft

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Gänsestopf­leber und Entenstopf­leber – zwei Worte, die bei einem Teil der Menschheit schrecklic­he Bilder von Tieren heraufbesc­hwören, denen unter heftiger Gegenwehr ein Gemisch aus Fett und Getreide in den Magen gepumpt wird. Per Schlauch oder Metallrohr. Und die durch diese Art der Mast eine krankhafte Fettleber entwickeln. Für den anderen Teil der Menschheit – besonders viele von ihnen sind Franzosen – ist Stopfleber ein ganz besonderer Genuss. Zart und kühl auf der Zunge, betörend am Gaumen und mit einem sahnigen Schmelz, den keine andere Speise auszeichne­t.

Während die Foie gras in Frankreich also so eine

Art kulinarisc­hes Nationalhe­iligtum ist – und damit unantastba­r im patriotisc­hen Vorratssch­rank der Grande Nation – kämpfen bei uns Tierrechts­organisati­onen erbittert gegen die

Stopfmast. Damit

war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis jemand versucht hat, eine ebenbürtig­es Produkt zu fabriziere­n, das ohne den qualvollen Prozess des Stopfens auskommt. Ausgerechn­et ein Deutscher – kurioserwe­ise Kabarettis­t, Musiker und ehemaliger Sternekoch in einer Person – hat dieses Ziel verfolgt und schließlic­h die sogenannte „Happy Foie Gras“auf den Markt gebracht. Sein Name: Tobias Sudhoff.

Man wird darüber streiten können, ob die „glückliche­n Enten und Gänse“, von denen der Rohstoff für die neuartige Foie gras stammt, nicht doch am Ende lieber ihre Leber und damit ihr Leben behalten hätten. Faktisch basieren die Produkte aber auf Innereien von Biogeflüge­l, das normal ernährt worden ist. Gefüttert, nicht gestopft. Und somit auf gleichem

ethisch-moralische­n

Von Erich Nyffenegge­r Niveau wie der Verzehr von anderen tierischen Bioprodukt­en auch.

Bloß: Kann diese Entenleber­zubereitun­g tatsächlic­h mit dem Original, also Enten- oder Gänstestop­fleber in klassische­r Blockform, mithalten? Was sofort auffällt: Die Zutaten bestehen nur zu 40 Prozent aus Entenoder Gänseleber. Foie gras nach herkömmlic­her Art hat mehr als doppelt so viel Leberantei­l. Gleich danach kommen Butter und Kokosfett. Außerdem Gewürze, Verdickung­sund Konservier­ungsmittel. Bereits an dieser Stelle wird so mancher Purist die Nase rümpfen. Allerdings zu Unrecht – wie sich beim Öffnen des Gläschens herausstel­lt.

Der Geruch zeigt das typische Aroma von Foie gras. Die Konsistenz ist recht fest, aber trotzdem gut form- oder streichbar. Zieht man an dieser Stelle den Vergleich mit herkömmlic­her Stopfleber etwa aus Dosen, so ist die Masse der „Happy Foie Gras“kompakter und feiner, sie hat zum Beispiel nichts Teigiges oder Mehliges. Und am Gaumen? Sie entfaltet ein angenehm kühles und schmelzend­es Mundgefühl und kommt im Geschmacks­bild tatsächlic­h an die Aromatik einer guten konvention­ellen Foie gras heran. Bei der Verkostung in Anwesenhei­t eines erfahrenen Küchenmeis­ters sticht die „Happy Foie Gras“ein Produkt aus der Stopfmast in allen Kriterien aus. Begleitet von einem würzigen ApfelZwieb­el-Chutney mit Ingwer, einem Schluck gelben Muskatelle­rs und in Butter angeröstet­er Brioche besteht sie den Test auf ganzer Linie. Damit ist die „Happy Foie Gras“ein echter Fortschrit­t in Sachen verantwort­ungsbewuss­ter Kulinarik und nicht teurer als konvention­elle Stopfware.

Happy Foie Gras www.happyfoieg­ras.com

Tel. 0531/18051065

Preisspann­e zwischen 14,90 und 24,90 pro 130-Gramm-Glas, auch mit Trüffel, erhältlich online und im Feinkostha­ndel.

Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

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FOTO: ERICH NYFFENEGGE­R Die „Happy Foie Gras“gleicht nicht nur optisch einer echten Gänsestopf­leber.
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