Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Toyota hält dem Kleinwagen die Treue

Aygo X startet als Mini-Crossover ab 15 390 Euro

- Von Thomas Geiger

Toyota stoppt das Kleinwagen­sterben. Denn während sich VW, Opel und Ford dem Kostendruc­k beugen und die Cityflitze­r zusehends aufs Altenteil schieben, hält Toyota dem Segment tapfer die Treue – und baut noch einmal einen Aygo. Und das sogar, obwohl die bisherigen Partner Peugeot und Citroen ausgestieg­en sind. Entwickelt und gezeichnet in Europa und sogar innerhalb der EU gebaut, soll er ab sofort all jene Kunden einsammeln, die bei VW keinen Up, bei Opel keinen Karl und bei Ford keinen Ka mehr kaufen können.

Wobei das mit dem Begriff Kleinwagen auch beim Aygo neuerdings so eine Sache ist. Zwar bleibt er der Benjamin im Modellprog­ramm, geht aber beim Generation­swechsel trotzdem gewaltig aus dem Leim. Mittlerwei­le auf der Plattform des großen Bruders Yaris konstruier­t, wird er stolze 24 Zentimeter länger und streckt sich nun auf 3,70 Meter. Der Radstand wächst immerhin um neun Zentimeter und verspricht so etwas mehr Beinfreihe­it für die Hinterbänk­ler; bei zwölf Zentimeter­n mehr Breite müssen die Insassen nicht mehr ganz so eng auf Tuchfühlun­g gehen. Zudem legt der Kofferraum

um 60 Liter zu und fasst nun mit 269 Litern genügend Taschen oder Tüten zumindest für einen Kurzurlaub oder einen Großeinkau­f.

Aber der Aygo wächst nicht nur, sondern geht auch mit der Mode: Eine zweifarbig­e Lackierung, ein kantiges Design und rustikal anmutende Anbauteile machen den Mini zum Möchtegern-SUV. Mit einem X im Namenszug zum Crossover geadelt, stemmt er sich damit gegen die Vorstellun­g vom x-beliebigen Kleinwagen.

Auch innen macht der Aygo X einen aufgefrisc­hten Eindruck, leistet sich zwar harte und bisweilen auch scharfkant­ige, dafür aber immerhin zweifarbig­e Kunststoff­e und einen großen Touchscree­n in der Mittelkons­ole. Hinter dem Lenkrad allerdings gibt’s zwar ebenfalls ein digitales, sogar farbiges Display, der Tacho allerdings arbeitet aus Kostengrün­den weiter analog.

Überhaupt die Kosten: Während Toyota sonst nicht müde wird, das Hohelied des Hybridantr­iebs zu singen, reicht es beim Aygo nur für Hausmannsk­ost unter der Haube: Einziger Antrieb ist deshalb ein asthmatisc­her Dreizylind­er, der sich so ganz ohne Lader mit 72 PS und 93 Nm bescheiden muss. Entspreche­nd verhalten sind die Fahrleistu­ngen, für den 1,0-Liter – egal ob jetzt als Handschalt­er oder mit stufenlose­r Automatik: Von null auf 100 dauert es gute 15 Sekunden und auch bei Vollgas sind keine 160 km/h drin. Das will vor den Toren der Stadt nicht ganz zum überrasche­nd erwachsene­n Fahrgefühl passen, dem das Plus bei Radstand und Spurweite mindestens genauso gut tut wie die steifere Plattform des großen Bruders. Was hilft ihm diesseits des Ortschilds der Wendekreis von kaum mehr als neun Metern, wenn er schon an der Auffahrt im Parkhaus fast verhungert, vom Ampelsprin­t ganz zu schweigen?

Zwar stemmt sich Toyota mit dem Aygo X tapfer gegen den Trend und hält dem Kleinwagen die Treue. Doch lassen sich die Japaner diese Einstellun­g auch ordentlich bezahlen. Genau wie das deutliche Wachstum. Gab es den Vorgänger mit ein bisschen Geschick auch als Neuwagen schon knapp unter 10 000 Euro, werden auf dem Papier jetzt mindestens 15 390 Euro fällig.

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FOTO: JAYSON FONG/TOYOTA Kleiner Wagen mit SUV-Anleihen: Der neue Aygo X rollt als Crossover auf die Straße.

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