Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Eine Spende von Mutter zu Mutter
An der Uniklinik Ulm gibt es eine von drei Muttermilchbanken in Baden-Württemberg. Angelika Mayer spendet trotz eigenem Frühchen und hilft so Müttern wie Nina Matyssek.
in Ulm gelistet“, erklärt Baranowski mit einem Schmunzeln. Außer der Milch wird auch das Blut der Mütter vor ihrer ersten Spende gründlich untersucht, um auch hier eine Ansteckung der Babys mit eventuellen Infektionskrankheiten auszuschließen.
Die Sorgfalt, mit der die Milch im Labor der Frauenmilchbank auf mögliche Schadstoffe geprüft wird, erzeugt laut Baranowski auch bei den Angehörigen ein Gefühl von Sicherheit. „Die Spendenbereitschaft ist total groß und auch unter den Eltern, denen wir das anbieten, sind es nur Einzelfälle, die das ablehnen“, so die Oberärztin. Nina Matyssek nimmt die Spende für ihre Töchter gerne an. „Ich bin sehr dankbar, dass sich so viele Mamas bereit erklären, Milch zu spenden“, so die Zwillingsmutter. „Es ist so schön, dass man mit der Milch wenigstens ein bisschen was beitragen kann und einem fremden Kind damit einfach ein Stück weit was Gutes tut.“
Auch hofft sie, dass Leni und Matilda dank der nährstoffreichen Nahrung möglicherweise ein bisschen eher nach Hause dürfen. Studien haben gezeigt, dass Frühgeborene, die in ihren ersten Lebenstagen mit Muttermilch gefüttert worden sind, im Durchschnitt bis zu zwei Wochen früher entlassen werden konnten. Bis dahin möchte sie auch aufs Stillen umstellen. „Was ich bekommen kann, gebe ich meinen Babys“, so die Ulmerin.
Ihre Zwillinge haben seit der Geburt jeweils knapp ein Kilogramm zugelegt, Matilda braucht seit einigen Wochen keinen zusätzlichen Sauerstoff mehr, Lenis Atempausen werden immer weniger und die beiden lernen selbstständig zu trinken. Die Zeit auf der Frühgeborenenstation hat Nina Matyssek verändert, die Fortschritte, aber auch die Rückschläge ihrer Zwillinge haben sie stärker gemacht. „Am Anfang war die Zeit hier sehr schwer. Bei jedem Alarm erschrickt man schon extrem. Wenn man dann aber sieht, dass sich die Kleinen gut entwickeln, wird man als Mama auch beruhigter“, sagt die Zweifachmutter.
Und dennoch: Als die Ulmerin von dem ersten Mal erzählt, als sie ihre Zwillinge beide gleichzeitig in den Armen halten durfte, treten ihr Tränen in die Augen. „Ich habe richtig gemerkt, wie mich das berührt hat“, erzählt sie. „Ich habe das gar nicht erwartet, aber mir sind dann nur noch die Tränen heruntergeflossen. Ich hatte das erste Mal das Gefühl, sie endlich wieder bei mir zu haben, und das war so schön!“
Ob die beiden zum eigentlichen Geburtstermin kräftig genug für eine Entlassung sind, ist noch offen. „Sie brauchen eben solange, wie sie brauchen. Da muss man sehr viel Geduld mitbringen, aber ich denke, solange sie gesund sind und so lange es nur eine Frage der Zeit ist, schaffen wir das auch noch.“
„Dieser eine Moment, in dem man das Baby schreien hört und es kurz sieht, hat das Ganze gerettet“,
sagt Angelika Mayer, Frauenmilch-Spenderin.