Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mit Tsching Bum auf Erfolgskur­s

Trommler, Schlagzeug­er, Marimba-Spieler der Musikschul­e füllen mühelos Meckenbeur­ens Kulturschu­ppen

- Von Karin Schütrumpf

MECKENBEUR­EN - Nach langer Pause endlich mal wieder ein TschingBum-Konzert der Percussion-Schüler von Claus Furchtner, die das Publikum im Kulturschu­ppen toben lassen. Viele Trommler, Schlagzeug­er, Xylophon- oder Marimba-Spieler bleiben der Musikschul­e über Jahre treu. „Ich bin sehr stolz, dass viele so lange bei der Stange bleiben. Die merken, dass es mir Spaß macht“, sagt Furchtner.

Bis zu 22 Akteure – vom Fünf- bis zum 25-Jährigen – sind bei dem Konzert gleichzeit­ig auf der Bühne, und trotzdem stimmen die Einsätze, alle bleiben exakt im Takt. Pius ist fünf und erst ein halbes Jahr dabei. Hochkonzen­triert schlägt er die Trommel. Andere Nachwuchsm­usiker schwingen Rohre, Tambourine, sitzen am Schlagzeug, an einer Trommel oder geben zu dritt auf einer Marimba den Ton an. „Wink mal, damit du auch zu sehen bist“, fordert Furchtner die Kinder auf, die an den Instrument­en in der letzten Reihe sitzen.

Nach jedem Stück sucht sich jedes Kind ein neues Instrument aus. In der Instrument­alklasse Schlagzeug und Percussion von Claus Furchtner hat die Musikschul­e Meckenbeur­en keine Nachwuchss­orgen. Auch während der Pandemie kamen neue Schüler dazu. Allerdings: Als nur Video-Unterricht möglich war, war es nicht immer einfach, hat Furchtner beobachtet. Seit die Schüler wieder in die Musikschul­e kommen dürfen, sei vieles wieder leichter geworden.

Vielleicht auch, weil Furchtner nichts von starrer 30-Minuten-Taktung hält. „Wenn der nächste Schüler schon da ist, üben wir eben gemeinsam“, sagt er. Anfangs sei der Unterricht überlappen­d und sehr frei.

„Furchtner holt sie da ab, wo sie sind“, beschreibt Musikschul­leiter Jörg Scheide. Die Schüler kommen mit unterschie­dlichen motorische­n Erfahrunge­n, weiß Furchtner, der nicht nur Musik, sondern auch Sport studiert hat. „Wer nicht gleichzeit­ig gehen und klatschen kann, muss das erst mal lernen“, hat er ein Beispiel parat. „Die große Kunst ist, aus Anfängern gestandene Schlagzeug­er zu machen. Preisträge­r sind toll, aber nicht unsere Hauptaufga­be“, betont Scheide.

„Wenn sich die Schüler wohlfühlen, können sie auch etwas lernen“, sagt Claus Furchtner. Auch nach ihrem Auftritt beim Konzert fragt er viele Akteure: „Hat es denn Spaß gemacht?“Auch das Spielen vor Publikum sowie eine große Gruppe Menschen vor und auf der Bühne sind nicht einfach. Bisher sei es ihm aber noch bei jedem gelungen, dass ein Zusammensp­iel möglich ist. „Frustratio­n über wenig Begabte kenne ich nicht“, sagt Furchtner.

Das Tsching-Bum-Konzert holt aber natürlich auch die Preisträge­r auf Landes- und Bundeseben­e auf die Bühne. Als Solist dürfen sie hier präsentier­en, wofür es im Wettbewerb 22 oder gar 25 von 25 Punkten gab. Die Zuschauer am Gleis 1 hören technisch anspruchsv­olle Kompositio­nen. Die guten Musiker kämen ohne Einzelunte­rricht und engmaschig­e Kontrolle nicht weiter, meint Claus Furchtner. „Ich muss versuchen, dass der junge Musiker spürt, wie diese Linie zu spielen ist. Wo muss die Musik anschwelle­n und wo wieder nach Hause gehen – man muss die Weggabelun­gen, die Knackpunkt­e erkennen und beharrlich daran arbeiten“, schildert er, worauf es ihm ankommt.

„Claus Furchtner ist seit über 25 Jahren hier an der Musikschul­e“, erzählt Jörg Scheide. Der Erfolg gibt dem Lehrer Recht, Furchtners Meckenbeur­er Musikschül­er sammeln Preise. „Beinahe zweistelli­g“ist die Zahl derer, die ein Musikstudi­um angeschlos­sen haben, erinnert sich Furchtner. Natürlich freut er sich über die, die inzwischen in bekannten Orchestern sitzen, wie beispielsw­eise Martin Barth, der bei der Staatskape­lle Berlin spielt. „Aber wer diesen Weg gehen will, sollte wissen, dass er sich bei jedem Vorspiel mit den Besten messen muss“, warnt Furchtner jene, die mit einem Musikstudi­um liebäugeln.

Zum Schluss von Tsching Bum holt Furchtner für „Zirkus Renz“nochmal alle Beteiligte­n auf die Bühne. Da sind nicht nur die Nachwuchsm­usiker mit Begeisteru­ng dabei. Auch das Publikum im Saal klatscht mit. „Ich glaube nicht an Zufälle, wenn wir es besser haben wollen, müssen wir es besser üben“, sagt Furchtner. Erfolg ist für ihn eine Frage der Vorbereitu­ng.

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