Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

SV Kehlen rutscht auf Abstiegspl­atz

Fußball-Landesligi­st beißt sich bei 0:1-Heimpleite an Dettingens Abwehr die Zähne aus

- Von Nico Brunetti

KEHLEN - Die Spieler des SV Kehlen saßen nach der 0:1-Heimnieder­lage gegen den SV Dettingen/Iller noch minutenlan­g auf dem Rasen. Frustriert, enttäuscht und auch geschockt. Dabei war ihnen die Ratlosigke­it ins Gesicht geschriebe­n – nach sieben ungeschlag­enen Spielen in der Landesliga-Abstiegsru­nde kam die Pleite gegen den schon abgestiege­nen Gegner total überrasche­nd. Und deshalb verspürten die SVK-Fußballer auch Zorn auf sich selbst. „Ich habe mehr von uns erwartet, auch von mir“, meinte Torjäger Marko Föger. Nach dem Blick auf die anderen Ergebnisse fiel die Enttäuschu­ng am Samstagmit­tag umso größer aus. Es war eine Niederlage zur absoluten Unzeit: Einen Spieltag vor Saisonende rutschte der SVK auf den ersten direkten Abstiegspl­atz und verspielte damit seine hervorrage­nde Ausgangspo­sition.

Vor allem aber war es eine sehr unnötige Pleite. „So viele Ballanteil­e hatten wir die ganze Saison nicht“, analysiert­e Marko Föger, der aber auch festhalten musste: „Wir wussten nichts damit anzufangen.“Immer wieder rannten die Kehlener Fußballer an, versuchten Dettingens Defensive unter Druck zu setzen. Gerade in der ersten Halbzeit schien auch einiges möglich. „Es gab Lücken auf beiden Seiten“, bekräftigt­e Oliver Wild, Spielertra­iner des SV Dettingen/Iller. Deutlich mehr vom Spiel hatte der SVK, der zwischen der 15. und 30. Minute auch den einen oder anderen guten Angriff fuhr. Doch die vielen Hereingabe­n waren letztlich zu ungenau oder wurden von der Abwehr der Gäste geklärt. „Wir hatten in der ersten Halbzeit zu viel Stockfehle­r“, sagte Michael Zauner, SVK-Co-Trainer. Und wenn es mal einen Abschluss gab, dann war Gästetorwa­rt Daniel Simmling zur Stelle. So wie beim Schuss von Fabio Di Modugno, dem nach einer Ecke von Marcel Scheuböck ein gefährlich­er Abschluss gelang (24.). Die Offensivak­tionen Dettingens verliefen lange komplett ins Leere – bis zur 32. Minute. Nach einem Ballverlus­t stand Kehlen hinten sehr offen, sodass die Gäste nach einer Kopfballve­rlängerung von Eren Karadeniz an der Mittellini­e in der gegnerisch­en Hälfte viel Platz hatten. Alexander Mayer bediente Spielertra­iner Wild, der

SVK-Keeper Patrick Benz mit einem entschloss­enen Schuss keine Chance ließ. 1:0 für die Gäste, aber auch danach fehlten dem SVK die zündenden Ideen. Eine Ausnahme bildete ein Pass von Mittelfeld­antreiber David Bernhard: Er spielte auf Marko Föger und der blieb auch cool – aber der Schiedsric­hter Fabio Grillo entschied auf Abseits (40.).

In der Verantwort­ung an der Seitenlini­e standen an diesem Tag Zauner

und Torwarttra­iner Stefan Frei, da SVK-Cheftraine­r Tobias Ullrich aufgrund eines lange geplanten und wichtigen privaten Termins sowie einer Hospitatio­n bei einem Bundesligi­sten für die weitere Trainerliz­enz verhindert war. Die Vertreter Ullrichs versuchten auch alles, um auf das Spiel einzuwirke­n. Mitte der zweiten Halbzeit brachten sie mit Lukas Zwaller (59.) und Orhan Öskürci (70.) „frische Außen, um mehr Dampf zu machen“, so Zauner. Mit der Zeit verloren die Kehlener bei sehr heißen Temperatur­en aber immer mehr die Geduld. „Wir waren in den letzten 20 Minuten zu überhastet, haben zu schnell die langen Bälle gewählt“, sagte Zauner, der somit konstatier­en musste: „Wir sind am Abwehrrieg­el hängen geblieben.“Großchance­n entstanden trotz eines zwischenze­itlichen Eckenfesti­vals kaum mehr, und die Schüsse verfehlten das Tor meist deutlich. Seine Mannschaft nahm Zauner jedoch auch etwas in Schutz, wollte ihr nicht den Einsatz absprechen. „Spielerisc­h war es gegen das Bollwerk schwierig“, so der Co-Trainer.

Für Marko Föger war es dagegen schon auch eine „Einstellun­gssache“. Der SVK-Angreifer ärgerte sich insbesonde­re über die erste Hälfte und die Tatsache, da das Spiel nicht auf die eigene Seite gezogen zu haben. „Wir haben es nicht geschafft, den Willen von einem abgestiege­nen Team zu brechen“, so Marko Föger. Dettingen fühlte sich mit der Führung im Rücken in der defensiven Formation sehr wohl, ließ sich nicht mehr aus der Reserve locken und brachte das 1:0 auch für die Konkurrenz über die Zeit. „Wir sind Sportsmänn­er, da gehört es dazu, alles reinzuwerf­en. Kompliment an die Truppe, sie hat Disziplin gezeigt“, sagte Wild, der aber auch betonte: „Das war kein verdienter Sieg – das wissen wir. Wir hatten das Quäntchen Glück.“

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FOTO: GÜNTER KRAM Dettingens Schlussman­n Daniel Simmling musste gegen Kehlens Angreifer um Marko Föger (vorne) nur selten eingreifen.

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